Mathematische Methoden der Physik I - Universität Bern
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Das lässt sich am leichtesten überprüfen, indem man die Gleichung in Operator-<br />
Notation schreibt, also z.B. die Gleichung (6.22) in <strong>der</strong> Form<br />
D 2 t y(t) − 2D ty(t) + y(t) = (D t − 1) 2 y(t) = 0<br />
schreibt, wo D t den Ableitungsoperator bezeichnet, welcher die Ableitung einer<br />
Funktion ergibt, wenn er auf diese angewendet wird. Wenn eine Nullstelle<br />
α m-mal Auftritt, heisst dies, das <strong>der</strong> Ableitungsoperator <strong>der</strong> Gleichung einen<br />
Faktor (D t − α) m enthält. Wenn man dies auf den Ansatz (6.23) anwendet<br />
erhält man<br />
(D t − α) m t k e αt = (D t − α) m−1 k t k−1 e αt<br />
= (D t − α) m−2 k(k − 1) t k−2 e αt<br />
= . . .<br />
= k · (k − 1) . . .2 · 1 (D t − α) m−k e αt<br />
= 0 für m > k .<br />
Mit je<strong>der</strong> Anwendung von (D t − α) reduziert sich also die Potenz von t um<br />
eins und <strong>der</strong> Vorfaktor t k ist nach k Anwendungen weg. Für k < m erfolgt<br />
danach aber noch mindestens eine weitere Anwendung von (D t − α) und<br />
damit gilt (D t − α) m t k e αt = 0 in diesem Fall.<br />
Damit haben wir nun die allgemeine Lösung <strong>der</strong> homogenen linearen Gleichung<br />
mit konstanten Koeffizienten konstruiert. Techniken, um eine partikuläre<br />
Lösung <strong>der</strong> inhomogenen Gleichung zu konstruieren, werden im dritten<br />
Teil <strong>der</strong> Vorlesung behandelt werden.<br />
6.3 Separation <strong>der</strong> Variablen<br />
Eine weitere Klasse von Differentialgleichungen, die analytisch lösbar sind,<br />
sind Gleichungen erster Ordnung, bei denen die Variablen separiert sind, d.h.<br />
Gleichungen <strong>der</strong> Form<br />
y ′ (x) = f[y(x)]g(x) . (6.24)<br />
Beispiele einer solchen Gleichung dieser Form sind etwa<br />
y ′ (x) = cos 2 (y(x)) , y(x) 2 y ′ (x) − x 3 = 0 .<br />
Im ersten Fall ist f(y) = cos 2 (y), g(x) = 1. Im zweiten Beispiel ist f(y) =<br />
1/y 2 und g(x) = x 3 47