Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...
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Glasersfeld sieht den <strong>Konstruktivismus</strong> als Antwort auf das skeptische Dilemma, das die 2500<br />
Jahre alte Philosophie bis heute nicht überzeugend lösen konnte. 31<br />
In einem nächsten Unterkapitel möchten wir uns einigen zentralen Begriffen, Vorstellungen<br />
<strong>und</strong> Vertretern des <strong>Konstruktivismus</strong> zuwenden.<br />
2.3 Wichtige Vertreter <strong>und</strong> Konzepte<br />
Der Kreis der prominenten Konstruktivisten hat sich <strong>im</strong> Laufe der letzten Jahrzehnte<br />
kontinuierlich erweitert. Neben Humberto R. Maturana, Francisco J. Varela, Ernst von<br />
Glasersfeld, Heinz von Foerster <strong>und</strong> Paul Watzlawick sind gegenwärtig in erster Linie<br />
Siegfried J. Schmidt, Peter M. Hejl, Gerhard Roth <strong>und</strong> Gebhard Rusch zu nennen. Auf einige<br />
von ihnen soll <strong>im</strong> Folgenden näher eingegangen werden.<br />
2.3.1 Ernst von Glasersfeld<br />
Einer der wichtigsten Vertreter des <strong>Konstruktivismus</strong> ist Ernst von Glasersfeld. Als Kind lernte<br />
er mehrere Sprachen <strong>und</strong> war es deshalb gewissermaßen gewohnt, die Welt aus verschiedenen<br />
Perspektiven zu betrachten. Von Glasersfeld, der in verschiedenen Theoriebereichen<br />
angesiedelt ist (Philosophie, Literaturwissenschaft, Psychologie,<br />
Kommunikationswissenschaft, Mathematik, Journalismus), hat Jean Piagets genetische<br />
Epistemologie als konstruktivistische Lerntheorie interpretiert <strong>und</strong> vor allem den Begriff der<br />
Viabilität in die konstruktivistische Debatte eingeführt (siehe weiter unten).<br />
Im Anschluss fassen wir zunächst noch einmal zusammen, was die konstruktivistische<br />
Sichtweise für die philosophische Erkenntnislehre bedeutet. Von Glasersfeld zufolge schließt<br />
der <strong>Konstruktivismus</strong> ab<br />
- mit der realistischen Wahrnehmungslehre, die von der „Welt an sich“ einerseits <strong>und</strong><br />
dem Erlebenden, der sie dank der Sinnesorgane „wahrn<strong>im</strong>mt“ andererseits, ausgeht;<br />
- mit der Vorstellung, dass die Sinne betrachtet werden sollen als eine Art<br />
Nachrichtensystem, das Aspekte der Wirklichkeit an sich in das Bewusstsein des<br />
Subjekts leitet;<br />
31 Von GLASERSFELD 2005, 39. Alle Versuche – auch der cartesianische –, aus der Sicherheit des cogito sum (das<br />
was für den Erlebenden fraglos sicher ist, ist die Tatsache, dass er lebt) von der postulierten objektiven Welt<br />
sicheres Wissen abzuleiten, sind bekanntlich fehlgeschlagen.<br />
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