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Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...

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an die Dialektische <strong>Theologie</strong> Karl Barths, die die Eignung des natürlichen Menschen für die<br />

Erkenntnis Gottes gr<strong>und</strong>sätzlich anzweifelt <strong>und</strong> eine theozentrische Position einn<strong>im</strong>mt, um die<br />

Nichtgegenständlichkeit <strong>und</strong> die überzeitliche D<strong>im</strong>ensionalität der Offenbarung zu<br />

unterstreichen. Insbesondere weist Klein darauf hin, „dass die Aussage über die alleinige<br />

Autonomie Gottes <strong>im</strong>mer <strong>und</strong> unhintergehbar eine menschliche Aussage ist <strong>und</strong> bleibt, auch<br />

wenn behauptet wird, sie der Offenbarung entnommen zu haben.“ 181 Da es <strong>im</strong>mer der<br />

interpretierende <strong>und</strong> konstruierende Mensch bleibt, der Behauptungen aufstellt, sind diese alle<br />

selbstreferentiell <strong>und</strong> konstruktional. Insofern kann man durchaus sagen, dass eine best<strong>im</strong>mte<br />

Hauptrichtung in der <strong>Theologie</strong> zunehmend als problematisch empf<strong>und</strong>en wird <strong>und</strong> der<br />

selbstreferentielle Charakter von theologischen Aussagen stärker beachtet wird. Das <strong>im</strong>pliziert<br />

die Notwendigkeit einer expliziten Thematisierung dieser Selbstreferentialität selbst. 182<br />

Wir möchten nun einige zentrale „Andockstellen“ für konstruktivistisches Denken aufzeigen<br />

innerhalb der <strong>Theologie</strong>. Dabei scheint uns Kleins Feststellung wichtig, „dass von<br />

konstruktivistischen Ausgangsfragen durchaus recht unterschiedliche Weiterführungen<br />

möglich sind.“ 183<br />

4.3.2 <strong>Theologie</strong> als kontextuelle <strong>Theologie</strong><br />

Der <strong>Konstruktivismus</strong> betont die Kontextualität unseres Erkennens: Unser Erkennen ist<br />

eingeordnet in das Gesamtfeld unserer Fähigkeiten <strong>und</strong> unserer Aktivitäten. 184 Wie sieht es<br />

bezüglich der Kontextualität in der <strong>Theologie</strong> aus? Der aktuelle Papst Benedikt XVI.<br />

antwortete auf die Frage eines Journalisten, wie viele Wege es zu Gott gebe: „So viele, wie es<br />

Menschen gibt. Denn auch innerhalb des gleichen Glaubens ist der Weg eines jeden Menschen<br />

ein ganz persönlicher.“ 185 Man könnte sagen, dass es viele viable Wege zu Gott gibt. Dabei gilt<br />

zunächst zu beachten, was Cone betont: „Was Menschen über Gott denken, lässt sich nicht<br />

181 KLEIN 2003, 372.<br />

182 Vgl. KLEIN 2003, 372-373; WALLICH 1999, 428-429.<br />

183 KLEIN 2003, 374. Weil sie einerseits Gegenstand einer eigenen Arbeit wären <strong>und</strong> andererseits auch nicht<br />

unmittelbar <strong>im</strong> konstruktivistischen Milieu entstanden sind, soll auf die Versuche der sogenannten<br />

« Neurotheologie », die auf eine neuronale Verortung der Religion abzielt <strong>und</strong> die spirituellen Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Sehnsüchte des Menschen wissenschaftlich erklären möchten, in dieser Arbeit nicht näher eingegangen werden.<br />

Hier möchten wir verweisen auf das Buch „Der gedachte Gott“ von Andrew Newberg u.a. (siehe Lit.-Liste). Es<br />

sei in diesem Zusammenhang nur angemerkt, dass die Erkenntnisse der Neurobiologie sowohl dazu benutzt<br />

werden können, ein „neurobiologisches Apriori von Religion zu plausibilisieren“ (KLEIN 2003, 376), als auch um<br />

die Religion auf neurobiologische Vorgänge zu reduzieren. Insofern ist dieses Thema sehr komplex <strong>und</strong> würde<br />

sicherlich den Rahmen dieser Arbeit sprengen.<br />

184 Vgl. WALLICH 1999, 72.<br />

185 RATZINGER 1996.<br />

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