Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...
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als Übereinst<strong>im</strong>mung von intellectus <strong>und</strong> res ist das christliche Verständnis von<br />
<strong>Wahrheit</strong> zunächst eher am Gegenteil von Übereinst<strong>im</strong>mung orientiert“ 275 , an dem Ichbin-die-<strong>Wahrheit</strong><br />
Jesu, der unsere Selbstverständlichkeiten unterbricht. Eine solche<br />
Betrachtungsweise sieht das <strong>Wahrheit</strong>sgeschehen nicht auf der Ebene der <strong>Theologie</strong><br />
(der zweiten Beobachtungsebene), sondern <strong>im</strong> Glaubensleben loziert. Bereits oben<br />
haben wir die Überlegungen von Mildenberger <strong>und</strong> Fischer erläutert: „Die <strong>Wahrheit</strong>,<br />
der sie [d.h. die <strong>Theologie</strong>] verpflichtet ist, ist ihr äußerlich, verwirklicht sich in<br />
anderen Lebenszusammenhängen als denen der theologischen Reflexion“, in erster<br />
Linie in der „einfachen Gottesrede“. 276 „Die <strong>Wahrheit</strong> des Glaubens kann sich allein in<br />
der Kommunikation <strong>und</strong> den Lebensvollzügen des Glaubens selbst zur Erkenntnis<br />
verdichten. [...] An dieser kommunikativen Perspektive des Glaubens hat der<br />
theologische Diskurs nicht teil [...]“ 277 , so dass er die <strong>Wahrheit</strong> auch nicht aufweisen,<br />
begreiflich machen oder widerlegen kann. Die <strong>Wahrheit</strong> fällt in den Bereich des<br />
subjektiven Glaubens <strong>und</strong> ist dem wissenschaftlichen theologischen Diskurs, der auf<br />
die Ebene der menschlichen Intersubjektivität begrenzt ist, so wenig zugänglich wie die<br />
Wirklichkeit oder die Realität. Gegenstand der <strong>Theologie</strong> ist in diesem Sinn nicht die<br />
<strong>Wahrheit</strong> oder die Wirklichkeit, sondern der „Geist“, den die Kirche bezeugt, <strong>und</strong> der<br />
zugänglich ist in ihren geschichtlichen Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ihren konkreten<br />
Lebensvollzügen, nicht aber in der Offenbarung oder der Vernunft. 278<br />
- Die Integration des <strong>Konstruktivismus</strong> in die <strong>Theologie</strong> vermag letzterer einen<br />
apologetischen Dienst zu leisten, indem sie ihr dazu verhelfen kann, ihre „Dauerkrise“<br />
<strong>im</strong> Zusammenhang mit Fragen bezüglich ihres Selbstverständnisses <strong>und</strong> ihres Status als<br />
Wissenschaft zu überwinden, was insgesamt ein entspannteres Diskussionskl<strong>im</strong>a zur<br />
Folge haben könnte, da die <strong>Theologie</strong> sich nicht mehr realitätsfremd <strong>und</strong> gegenüber<br />
anderen Wissenschaften benachteiligt fühlen müsste. 279 Wenn der Konstruktivist sagt,<br />
dass man über die Existenz einer objektiven Realität nichts aussagen kann, weil sie der<br />
menschlichen Kognition nicht zugänglich ist, was also bedeutet, dass man die Existenz<br />
einer objektiven Realität weder behaupten noch ausschließen kann, hat diese<br />
Feststellung als Konsequenz, „dass eine konstruierte Wirklichkeit, in der Gott<br />
vorkommt, einer anderen konstruierten Wirklichkeit, in der Gott nicht vorkommt, auf<br />
275 JÜNGEL 2003, 100.<br />
276 MILDENBERGER 1991, 15.<br />
277 FISCHER 1994b, 99.<br />
278 Siehe Kap. 4.2.<br />
279 Vgl. LAMPE 1998, 32; AMMERMANN 1994, 358; 364 ; KLEIN 2003, 478.<br />
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