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Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...

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viable <strong>und</strong> nicht viable Wege, so gibt es auch in dieser Frage keine „richtige“ <strong>und</strong> keine<br />

„falsche“ Lösung, sondern mehr oder weniger gangbare Wege. Es gilt also, sich folgende Frage<br />

zu stellen: Welches Modell ist dem Luxemburger Schüler des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts am<br />

lebensdienlichsten? Die Verantwortlichen müssen sich überlegen: Welche Probleme bringt die<br />

bisherige Doppelstruktur mit sich (eine best<strong>im</strong>mte Religion, die in unserer Gesellschaft längst<br />

nicht mehr das Monopol hat, hat das Recht, in der öffentlichen Schule zu unterrichten, andere<br />

Religionen nicht) <strong>und</strong> welche Probleme würden durch einen „Einheitskurs“ gelöst <strong>und</strong><br />

umgekehrt? Es geht also darum, eine in unserem pluralen sozialen Kontext viable Lösung zu<br />

finden, die von möglichst vielen betroffenen Partnern als akzeptabel, d.h. als brauchbar,<br />

passend <strong>und</strong> lebensdienlich angesehen werden kann. Dabei gilt zu berücksichtigen, dass<br />

„wahre“ Wege <strong>im</strong> konstruktivistischen Sinn nur „temporär unstrittige“ Wege (S. Schmidt)<br />

sind, was bedeutet, dass Wege, die während einer gewissen Zeit als „wahr“ angesehen worden<br />

sind, zu einem gewissen Zeitpunkt ihre <strong>Wahrheit</strong> verlieren können, aufgr<strong>und</strong> veränderter<br />

sozialer, kultureller, politischer <strong>und</strong> religiöser Bedingungen.<br />

Zum Schluss sei noch Folgendes angemerkt: „Radikalst-konstruktivistisch“ könnte man<br />

einwenden, dass ohnehin jeder Mensch sich seine Religiosität konstruiert (auch ohne<br />

Religionsunterricht), so dass man auf das Fach Ethik/Religion eigentlich ganz verzichten<br />

könnte. Hierauf möchten wir folgendes antworten. Erstens: Wenn wir derart<br />

radikalkonstruktivistisch denken, stellt sich die Frage, ob diese Beobachtung nicht auch auf die<br />

anderen Fächer zutrifft, was als radikale Folge die Abschaffung der Schule insgesamt zur Folge<br />

haben müsste – eine Position, die uns pädagogisch unverantwortlich scheint. Zweitens: Zur<br />

Konstruktion der Religiosität braucht es, wie wir <strong>im</strong> Anschluss an Mendl hervorgehoben,<br />

Anstöße, damit diese Religiosität viabel bzw. tragfähig wird.<br />

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