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Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...

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hören das, was sie hören wollen.“ In anderen Worten: Sie filtern das heraus, was ihnen viabel<br />

erscheint.<br />

Es können allerdings noch weitere Aspekte hervorgehoben werden:<br />

- Oben haben wir die ethischen Konsequenzen des <strong>Konstruktivismus</strong> herausgearbeitet<br />

(Toleranzgebot, Ablehnung des <strong>Wahrheit</strong>s- <strong>und</strong> Überlegenheitsanspruchs,<br />

Bescheidenheit, Akzeptanz von Pluralität, Begründungspflicht, Verantwortungsakzeptanz<br />

usw.). Auch in dieser Hinsicht scheint uns eine konstruktivistische Färbung<br />

des Religionsunterrichts interessant. In den Lehrplänen des Religionsunterrichts (aber<br />

auch des Ethikunterrichts) ist die Erziehung zu Toleranz, Solidarität, Gerechtigkeit <strong>und</strong><br />

Liebe als zentrales Lernziel vorhanden. Es wird wohl von niemandem ernsthaft<br />

bestritten werden, dass es sich bei diesen Ethika um f<strong>und</strong>amentale Kompetenzen<br />

handelt, die die Existenz in unserer pluralen Gesellschaft ermöglichen. Ein<br />

konstruktivistisch gesinnter Religionsunterricht, der von einer Pluralität von<br />

gleichrangigen Wirklichkeitskonstruktionen <strong>und</strong> <strong>Wahrheit</strong>sverständnissen <strong>und</strong> der<br />

Unmöglichkeit der Erkenntnis der Realität an sich ausgeht, könnte dem Erreichen<br />

dieser Lernziele förderlich sein.<br />

- Klein plädiert, <strong>im</strong> Anschluss an Mildenberger <strong>und</strong> Dalferth, für eine <strong>Theologie</strong> als<br />

pragmatisch-operativ orientierte Wissenschaft. Insgesamt soll wissenschaftliche<br />

Aktivität unter konstruktivistischen Vorzeichen menschenbezogener <strong>und</strong><br />

anwendungsorientierter werden. In Anlehnung an diese Konzeption könnte man auch<br />

den Religionsunterricht als pragmatisch-operativ orientierten Unterricht verstehen, d.h.<br />

als einen Unterricht, der möglichst lebensdienlich oder „lebenskompetenzfördernd“ ist.<br />

Im Mittelpunkt der Überlegungen der Lehrer bzw. der Verfasser der Lehrpläne muss<br />

also die Frage stehen: Was ist besonders wichtig? Was ist dem Schüler in der<br />

Konstruktion seines Lebensprojektes dienlich?<br />

- Des Weiteren haben wir unterstrichen, dass die konstruktivistische Epistemologie <strong>und</strong><br />

die konstruktivistische <strong>Theologie</strong> als pragmatisch-operativ orientierte Wissenschaften<br />

das Interesse von „Was-Fragen“ auf „Wie-Fragen“ lenken. Für die Religionspädagogik<br />

bedeutet das, dass sie sich nicht nur mit den Inhalten des Unterrichts befassen soll,<br />

sondern sich die „Wie-Frage“ in Bezug auf das Lernen stellt. Hierzu schreibt Mendl,<br />

dass auch <strong>im</strong> Lernprozess die vier Evidenzquellen, die Lampe <strong>im</strong> Zusammenhang der<br />

Entstehung der Evangelien genannt hat, vorhanden sind: Lernen geschieht durch das<br />

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