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Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...

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eflektierte Heilserfahrung mit konstruktivistisch-kritischem Denken verknüpft werden?“ 204<br />

Ihm zufolge liegt der Schlüssel zu dieser Frage in der Tatsache, dass „die Erfahrung des<br />

eigenen Heils [...] koinzidiert mit einer Veränderung der Bedingungen, unter denen<br />

Wirklichkeit wahrgenommen <strong>und</strong> explizit sprachlich interpretiert werden kann.“ 205 Leider stellt<br />

sich heraus, dass Weidhas die zentrale, oben angesprochene Frage, welcher<br />

erkenntnistheoretischer Status den Begriffen „Gott“ <strong>und</strong> „Offenbarung“ in einem<br />

konstruktivistischen Zusammenhang zukommt, d.h. die Frage, ob „Gott“ <strong>und</strong> „Offenbarung“<br />

ebenfalls menschliche Konstrukte sind, geschickt umgeht. 206 Stattdessen sieht Weidhas den<br />

<strong>Konstruktivismus</strong> lediglich als „ein sprachliches Instrument, mit dem sehr weitgehend<br />

Kohärenz zwischen dem Denken des Glaubens <strong>und</strong> profanem Denken hergestellt werden<br />

kann.“ 207 Mit Hilfe des <strong>Konstruktivismus</strong> möchte er ein traditionelles zweigliedriges<br />

Wirklichkeitsverständnis ins Wanken bringen <strong>und</strong> durch ein dreigliedriges ersetzen (Welt –<br />

Mensch – Gott) <strong>und</strong> auf diesem Weg „die überfällige Entmythologisierung der aufklärerischen<br />

Vernunft“ durchführen <strong>und</strong> die „quälende Spannung“ zwischen „weltlicher Vernunft <strong>und</strong><br />

theologischem Anliegen“ überwinden 208 , damit es auch nach der Aufklärung möglich ist, von<br />

Welt, Mensch <strong>und</strong> Gott zu sprechen. Im Anschluss an Klein fragen wir uns, ob mit dieser<br />

Sichtweise <strong>und</strong> der doch selektiven Art der Aufnahme der konstruktivistischen Vorstellungen<br />

der konstruktivistische Anspruch nicht deutlich unterboten wird <strong>und</strong> ob die konstruktivistische<br />

Theorie nicht ausschließlich dazu benutzt wird, ohnehin bekannte Ideen in andere Worte zu<br />

fassen: „Ist der radikale <strong>Konstruktivismus</strong> hier lediglich Stichwortgeber <strong>und</strong> Sprungbrett für<br />

klassisch-theologische Redeformen? Wozu dient dann aber der Rekurs auf Autopoiese,<br />

Neurobiologie, Kant, Systemtheorie usw.?“ 209 Das Verdienst Weidhas’ liegt aber sicher darin,<br />

dass er den Weg für eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Thema eröffnet hat, auch<br />

wenn er sich aus uns nicht bekannten Gründen anschließend nicht mehr weiter mit dem<br />

<strong>Konstruktivismus</strong> befasst hat.<br />

Wenden wir uns der Gottesfrage etwas eingehender zu, <strong>und</strong> nehmen wir dabei Bezug auf die<br />

1999 erschienene Monographie „Vom Glauben an die <strong>Wahrheit</strong> <strong>und</strong> von der <strong>Wahrheit</strong> des<br />

Glaubens“ von Heinrich Erdmann. 210 Immer wieder haben sich Philosophen mit der Frage nach<br />

204 WEIDHAS 1993, 207.<br />

205 WEIDHAS 1993, 207.<br />

206 Vgl. KLEIN 2003, 387.<br />

207 WEIDHAS 1993, 225.<br />

208 WEIDHAS 1993, 9.<br />

209 Vgl. KLEIN 2003, 381-391, hier 390.<br />

210 Ohne Zweifel ist diese Veröffentlichung Erdmanns, der sich erst spät für erkenntnistheoretische Themen<br />

interessiert hat, eher populärwissenschaftlicher Natur <strong>und</strong> darüber hinaus zum Teil sehr persönlich, engagiert,<br />

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