Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...
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zurückgewiesen werden muss – zugunsten einer Unterscheidung von besseren <strong>und</strong> schlechteren<br />
bzw. mehr oder weniger nutzbringenden Beschreibungen der Wirklichkeit. 100 „Von ‚wahren’<br />
Beschreibungen könnte in diesem Kontext lediglich die Rede sein, insofern best<strong>im</strong>mte<br />
Auffassungen <strong>und</strong> Vorstellungen als konsensuell oder konventionell akzeptierte <strong>und</strong> geteilte<br />
plausible Anschlussmöglichkeiten fungieren, nämlich sowohl in wissenschaftlichen Diskursen,<br />
<strong>im</strong> alltäglichen Handeln <strong>und</strong> Verhalten <strong>und</strong> ebenso in religiösen Praxen <strong>und</strong> Sinn- bzw.<br />
Gewissheitsf<strong>und</strong>ierungen.“ 101<br />
2.5.4 Die Fruchtbarkeit des <strong>Konstruktivismus</strong> für die einzelnen Disziplinen<br />
Schmidt ist davon überzeugt, dass der <strong>Konstruktivismus</strong> für die einzelnen Disziplinen<br />
fruchtbar sein kann. Er sieht unter anderem folgende Chancen: 102<br />
- Die konstruktivistische Berücksichtigung holistischer <strong>und</strong> monistischer Aspekte erlaubt<br />
es, reduktionistische Forschungsansätze aufzulösen <strong>und</strong> fördert komplementäre<br />
Methoden;<br />
- Die Sensibilität für die erkenntnistheoretischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Probleme jeder<br />
wissenschaftlichen Tätigkeit wird erhöht;<br />
- Wissenschaftliche Aktivität wird menschenbezogener <strong>und</strong> anwendungsorientierter<br />
gesehen;<br />
- Die Fixierung auf Denkmuster wie „Es muss aber doch...“ wird überw<strong>und</strong>en;<br />
- Prozesse <strong>und</strong> Systeme werden gegenüber Strukturen komplementär berücksichtigt.<br />
2.6 Zusammenfassung<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass der <strong>Konstruktivismus</strong> ein erkenntnistheoretischer<br />
Ansatz ist, der davon ausgeht, dass das Wissen an Menschen <strong>und</strong> an deren<br />
Wissenserwerbsaktivitäten geb<strong>und</strong>en ist. Deshalb kann diese Erkenntnistheorie nicht den<br />
Anspruch erheben, eine subjektunabhängige Realität zu beschreiben. Im radikalen<br />
<strong>Konstruktivismus</strong> wird nicht geleugnet, dass es eine Welt „dort draußen“ gibt, es wird aber<br />
betont, dass diese Welt dem menschlichen Erkennen nicht zugänglich ist. Es gibt keine<br />
objektive Wirklichkeit, die der menschlichen Kognition zugänglich wäre. 103 Aussagen über die<br />
Wirklichkeit der Wirklichkeit bzw. der Erkennbarkeit der Wirklichkeit der Wirklichkeit<br />
100 Vgl. KLEIN 2003, 88.<br />
101 KLEIN 2003, 88.<br />
102 Vgl. SCHMIDT 1987a, 72-73.<br />
103 LAMPE 1999, 224.<br />
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