Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...
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weiteren Fluss unserer Erlebnisse brauchbar zu bleiben verspricht.“ 67 Hinzu kommt, so betont<br />
Siebert, dass das, was viabel ist, in Interaktion mit anderen aufgr<strong>und</strong> vernünftiger <strong>und</strong><br />
verantwortlicher Maßstäbe ausgehandelt werden muss. 68<br />
In anderen Worten: Die Subjektabhängigkeit der Wirklichkeitsmodelle darf nicht mit<br />
solipsistischer Subjektivität verwechselt werden, weil es die Vergleichbarkeit der<br />
Wirklichkeitsmodelle verschiedener Subjekte (<strong>und</strong> damit soziale Handlungsfähigkeit) gibt.<br />
Diese ist gewährleistet durch zwei Bedingungen:<br />
- Wirklichkeitskonstruktion macht Gebrauch von den Erfahrungen der biologischen<br />
Selektion;<br />
- Wirklichkeitskonstruktion wird reguliert von der sozialen Kontrolle von<br />
Problemlösungsstrategien durch Bewährung <strong>und</strong> Konsens, also von der Summe historisch<br />
gewachsener gesellschaftlicher Erfahrungen. Diese konsensuellen Prinzipien der<br />
Wirklichkeit werden hauptsächlich durch Sprache (auf der Gr<strong>und</strong>lage von Interaktion <strong>und</strong><br />
Koordination) durchgesetzt. 69<br />
P. Lampe zufolge ist „die von uns <strong>und</strong> unserem Bewusstsein unabhängige ontische Realität [...]<br />
existent; sie ist sogar ein stückweit erfahrbar, nur eben nicht erkennbar!“ 70 Die Objektivität<br />
des Erkennens ist nicht möglich, wohl aber Intersubjektivität. 71 Diese Erfahrbarkeit der<br />
objektiven Realität begründet Lampe dadurch, dass die Welt an sich unserem Handeln <strong>im</strong>mer<br />
wieder Schranken setzt. Diese „Widerständigkeiten“ (die er als „ontische Schranken“<br />
bezeichnet) sind für ihn ein entscheidendes Argument für die Annahme der Existenz der Welt<br />
an sich. 72 Lampe führt neuerdings ein zweites Argument an: Wenn ich <strong>im</strong> Anschluss an Roth<br />
annehme, dass die Wirklichkeit ein Konstrukt unseres Gehirns ist, dann bin ich gleichzeitig<br />
gezwungen, von der Existenz einer Welt auszugehen, in der dieses Gehirn als Konstrukteur<br />
existiert, um nicht in Aporien zu enden. 73<br />
67 VON GLASERSFELD 2005, 30.<br />
68 Vgl. SIEBERT 1994, 47.<br />
69 Vgl. SCHMIDT 2005, 152-153.<br />
70 LAMPE 1999, 225.<br />
71 Vgl. MENDL 2005b, 13.<br />
72 Vgl. LAMPE 2006, 51.<br />
73 Vgl. LAMPE 2006, 51.<br />
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