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Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...

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Zusammenspiel von sinnlicher Wahrnehmung (Konfrontation mit neuen Inhalten <strong>und</strong><br />

Erfahrungen), kognitiver Konstruktion (Verknüpfung mit bereits vorhandenem<br />

Vorwissen), sozialer Bestätigung (Austausch mit anderen Lernenden) <strong>und</strong> emotionalem<br />

Erleben (Einstellung zum Thema, zum Lehrer, zur Lerngruppe, allgemeine situative<br />

Gest<strong>im</strong>mtheit). 344<br />

Abschließend sei angemerkt, dass ein pädagogischer <strong>Konstruktivismus</strong> unseres Erachtens<br />

<strong>im</strong>mer nur ein „gemäßigter“ <strong>Konstruktivismus</strong> sein kann – in dem auch Platz für<br />

instruktivistische Elemente ist – <strong>und</strong> kein Verzicht auf Didaktik mit sich bringen kann, nach<br />

dem Motto: Wenn jeder nach eigenen Bedingungen lernt, dann genügt es, die Schüler mit<br />

fremden Welten zu konfrontieren <strong>und</strong> abzuwarten, bis ein spontaner Erkenntnisvorgang<br />

auftritt. Diese Einstellung wäre didaktisch nicht akzeptabel. Die Aufnahme des<br />

konstruktivistischen Gedankenguts in die Religionspädagogik bedeutet nicht das Ende der<br />

Didaktik, sondern vielmehr eine neue Ausrichtung derselben. 345 Deshalb gilt es <strong>im</strong> Bereich der<br />

Religionspädagogik ein Gleichgewicht zu finden zwischen der unauflösbaren Spannung<br />

zwischen der Normativität von Bildungsprozessen <strong>und</strong> der Überzeugung der Konstruktionalität<br />

des Lernens. In anderen Worten: Die Religionspädagogik muss mit dem Dilemma umgehen<br />

können, in das der pädagogische <strong>Konstruktivismus</strong> führt: Einerseits sind Lernprozesse <strong>im</strong>mer<br />

absichthaft angelegt, andererseits verneint der <strong>Konstruktivismus</strong> die gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Voraussehbarkeit des Lernens. Die Frage lautet also: „Wie können übergreifende Bildungsziele<br />

so konkret auf Lehr- <strong>und</strong> Lernprozesse bezogen werden, dass trotzdem innerhalb dieses<br />

Rahmens genügend Spielraum für die Entwicklung individueller Lernlandschaften bleibt?“ 346<br />

Die Antwort scheint uns in einer ges<strong>und</strong>en Mischung von instruktivistisch-kollektiven <strong>und</strong><br />

konstruktivistisch-individuellen Unterrichtselementen zu liegen. Auch (guter)<br />

„Frontalunterricht“ (z.B. ein interessant gestalteter Lehrervortrag) oder eine übergreifende<br />

Ergebnissicherung können individuelle Konstruktionen fördern. Sowieso gilt: Unabhängig<br />

davon, ob der Unterricht „instruktivistisch“ oder „konstruktivistisch“ angelegt ist, der<br />

Lernprozess ist <strong>im</strong>mer konstruktional. 347<br />

5.4 Zusammenfassung<br />

344 Vgl. MENDL 2005b, 17-18.<br />

345 Vgl. MENDL 2005b, 19.<br />

346 MENDL 2005, 20.<br />

347 Bei der Evaluation (Leistungsbeurteilung) sollte dann darauf achtgegeben werden, dass diese sich nicht nur auf<br />

die instruktivistischen, sondern auch auf die konstruktivistischen Unterrichtselemente bezieht. Es sollte also nicht<br />

nur „hängengebliebenes“ Wissen geprüft werden, sondern durch Transfer-Fragen auch die Konstruktionen<br />

evaluiert werden, die in dem Unterricht ausgelöst worden sind, sowie die Fähigkeit, sich mit diesen<br />

Konstruktionen auseinander zu setzen. Vgl. MENDL 2005b, 37.<br />

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