Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...
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1. EINLEITUNG<br />
1.1 Vorbemerkungen<br />
Es lässt sich nicht leugnen, dass der <strong>Konstruktivismus</strong> <strong>im</strong> Trend der Zeit liegt. Vieles deutet<br />
sogar darauf hin, dass die konstruktivistischen Auffassungen, die in kurzer Zeit einen<br />
regelrechten Popularitätsschub erlebt haben, zu einem Mainstream <strong>im</strong> wissenschaftlichen<br />
Diskurs avancieren. 1 Ich persönlich wurde mit diesem philosophischen Ansatz <strong>im</strong> Bereich der<br />
Pädagogik konfrontiert, näherhin in der Lehrerausbildung <strong>im</strong> Rahmen des Stage pédagogique,<br />
der – wie es von den Ausbildungsleitern auch <strong>im</strong>mer wieder betont wurde – konstruktivistisch<br />
ausgerichtet ist.<br />
Die Pädagogik ist aber nur ein Gebiet, auf dem sich der <strong>Konstruktivismus</strong> ausgebreitet hat.<br />
Über die Pädagogik hinaus entfaltet der <strong>Konstruktivismus</strong> seine Wirksamkeit in vielen<br />
Disziplinen. Nur in der <strong>Theologie</strong> hat er noch nicht so recht Einzug erhalten. So schreibt<br />
Andreas Klein: „Wer sich [...] aus theologischer Perspektive mit dem radikalen<br />
<strong>Konstruktivismus</strong> zu beschäftigen versucht, wird diesbezüglich mit Enttäuschung bestraft.“ 2<br />
Klein stellt fest, dass die <strong>Theologie</strong> den <strong>Konstruktivismus</strong> bisher kaum zur Kenntnis<br />
genommen hat, geschweige denn sich mit ihm auseinandergesetzt hat. Für ihn ist das eine<br />
unannehmbare Situation, die dringend einer Korrektur bedarf. Deshalb fordert er eine<br />
ernsthafte <strong>und</strong> sachliche Auseinandersetzung der <strong>Theologie</strong> mit dem <strong>Konstruktivismus</strong>, damit<br />
diese nicht von „rollenden Zügen“ überrascht wird. 3<br />
Warum der <strong>Konstruktivismus</strong> gerade in der <strong>Theologie</strong> noch nicht so recht Einzug gehalten hat,<br />
darf man nicht mit voreiligen Antworten erklären, da keine offiziellen Stellungnahmen seitens<br />
der <strong>Theologie</strong> vorliegen. 4 Die Gründe für diese Skepsis, teilweise sogar Ignoranz der <strong>Theologie</strong><br />
gegenüber dem <strong>Konstruktivismus</strong>, scheinen aber doch auf der Hand zu liegen. Der Hauptgr<strong>und</strong><br />
1 Vgl. FRESACHER 2000, 376; HAUGE 1998, 87; KLEIN 2003, 17. Klein zufolge liegt dieser Erfolg des<br />
<strong>Konstruktivismus</strong> unter anderem daran, „dass mit dem radikalen <strong>Konstruktivismus</strong> zugleich der N<strong>im</strong>bus der<br />
vielbeschworenen Postmoderne oder eines postmodernistischen Lebensgefühls assoziiert wird, obwohl sich die<br />
Vertreter des radikalen <strong>Konstruktivismus</strong> weitgehend davon distanzieren“ (KLEIN 2003, 19) – wobei die<br />
Gemeinsamkeiten allerdings nicht übersehen werden dürfen.<br />
2 Vgl. KLEIN 2003, 24; auch AMMERMANN 1990, 43.<br />
3 Vgl. KLEIN 2002, 139. Ähnlich auch WALLICH 1999, 26-27, dessen Urteil allerdings etwas weniger negativ<br />
ausfällt: Er weist nicht ganz zu Unrecht darauf hin, dass doch in den letzten Jahren einige Monographien <strong>und</strong><br />
Artikel zu diesem Thema erschienen sind.<br />
4 Vgl. KLEIN 2003, 25; MENDL 2005, 187.<br />
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