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Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...

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eschrieben, vorgestellt <strong>und</strong> verwendet werden kann bzw. welche Beschreibungen gegenüber<br />

anderen unter Heranziehung best<strong>im</strong>mter Kriterien mehr Plausibilität erbringen können.“ 249<br />

Wenn wissenschaftliche Theorien <strong>und</strong> Modelle als „in best<strong>im</strong>mten Lebenspraxen verortete<br />

sinnvolle konsensuell geteilte Konstruktionsverfahren“ betrachtet werden, ergibt sich daraus,<br />

„dass es nicht möglich ist, ein einziges System als für die Beschreibung von Wirklichkeit(en)<br />

zu privilegieren. Es sind <strong>im</strong>mer mehrere, auch mehrere kohärente Beschreibungen möglich <strong>und</strong><br />

begründbar [...]. Keine Theorie <strong>und</strong> kein Paradigma können gegenwärtig mit umfassenden<br />

Erklärungsansprüchen versehen werden, auch wenn best<strong>im</strong>mte Theorien mit einem derartigen<br />

Anspruch auftreten.“ 250 Dalferth fordert die Zurückweisung eines „einheitlichen, umfassenden<br />

<strong>und</strong> normativen Vernunftkonzeptes [...], das die Allgemeinheit, Notwendigkeit <strong>und</strong> universale<br />

Gültigkeit [...] propagiert.“ 251 Durch eine solche Zurückweisung wird der Blick frei dafür,<br />

„dass zuallererst auf das jeweilige Bezugssystem rekurriert werden muss <strong>und</strong> sich Rationalität<br />

nur durch Akzeptanz best<strong>im</strong>mter Standards festmachen lässt, die aber nicht mehr universal<br />

aufgeladen werden können.“ 252 In dieser Betrachtungsweise könnte die <strong>Theologie</strong> laut Klein<br />

(<strong>im</strong> Anschluss an Dalferth) betrachtet werden als Methode, d.h. „als Vermittlungsinstanz<br />

best<strong>im</strong>mter Referenzsysteme“ 253 , zur Verhältnisbest<strong>im</strong>mung verschiedener Wirklichkeitskonstrukte.<br />

<strong>Theologie</strong> wäre dann eine „Orientierungswissenschaft“, analog zu Medizin <strong>und</strong><br />

Rechtswissenschaft, eine „praktische Kunst [...] des kompetenten Umgangs mit den<br />

Erfahrungs- <strong>und</strong> Handlungsfeldern christlichen Glaubenslebens“ 254 , d.h. eine Wissenschaft, die<br />

„nach den Orientierungsleistungen <strong>und</strong> -möglichkeiten christlichen Glaubens fragt.“ 255 Ähnlich<br />

auch Mendl: Er möchte eine <strong>Theologie</strong>, die eine „Metatheorie über die Art <strong>und</strong> Weise, wie<br />

Glaube <strong>und</strong> Realität konstruiert werden“ 256 ist. <strong>Theologie</strong> wäre also nicht mehr nur eine<br />

„kritische Binnenreflexion christlichen Glaubenslebens“ 257 , sondern sie wäre ein<br />

249 KLEIN 2003, 439. F<strong>und</strong>amentaltheologischen Bedenken eines Reduktionismus angesichts einer solchen<br />

Pragmatisierung entgegnet Wallich, dass eine pragmatisch ausgerichtete <strong>Theologie</strong> besser geeignet ist, „das<br />

Wagnis des Glaubens nachzumodellieren: Sie kann das Eingehen von Beziehungen beschreiben, ohne das<br />

vorgängige ontologische Wissen, hier das seinsgemäß Richtige zu tun bzw. des Zuspruchs des Seins gewiss zu<br />

sein. Das Fehlen vorlaufender ontologischer Versicherung stellt eine größere Nähe zur relationalen Praxis dar: Die<br />

pragmatische Gewissheit erfahrener Dialogizität unterscheidet sich von der ontologischen in der Mächtigkeit bzw.<br />

Anfechtbarkeit ihrer Position.“ (WALLICH 1999, 456)<br />

250 KLEIN 2003, 414-415. Klein weist hier darauf hin, dass diese Feststellung auch <strong>und</strong> insbesondere für die<br />

naturwissenschaftlichen Erklärungen gilt.<br />

251 DALFERTH 1999, 64.<br />

252 KLEIN 2003, 436.<br />

253 KLEIN 2003, 419; vgl. auch 472.<br />

254 DALFERTH 1999, 15.<br />

255 KLEIN 2003, 489.<br />

256 MENDL 2005a, 181.<br />

257 DALFERTH 1999, 20.<br />

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