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Konstruktivismus, Theologie und Wahrheit - Religionslehrer im ...

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loslösen von ihrer räumlichen <strong>und</strong> zeitlichen Plazierung [sic!] in einer best<strong>im</strong>mten Kultur <strong>und</strong><br />

Geschichte.“ 186 Deshalb ist <strong>Theologie</strong> stets menschliches Reden von Gott. <strong>Theologie</strong> bleibt<br />

„Menschenwerk“ <strong>und</strong> ist deshalb <strong>im</strong>mer subjektabhängig. 187 Den anthropologischen Charakter<br />

der Rede über Gott haben vor allem die Religionskritik <strong>und</strong> der Wissenssoziologie<br />

hervorgehoben. Auch wenn die religionskritische Religionsauffassung sicherlich ihre<br />

Schwächen hat, muss die <strong>Theologie</strong> ihre Anmerkungen doch ernst nehmen <strong>und</strong> sich der<br />

Tatsache bewusst sein, dass theologisches Wissen vom Subjekt (näherhin dem Kontext bzw.<br />

dem Umfeld, in dem es sich befindet) <strong>und</strong> vom Betrachter bzw. dem Zuschreiber abhängig ist.<br />

Was in einem best<strong>im</strong>mten Kontext „wahr“ ist, ist nicht notgedrungen in einem anderen<br />

Kontext auch „wahr“. Unter dem Stichwort der „kontextuellen <strong>Theologie</strong>“ wurde in letzter Zeit<br />

die Kontextgeb<strong>und</strong>enheit theologischer Aussagen hervorgestrichen. Collet definiert die<br />

kontextuelle <strong>Theologie</strong> als Form einer theologischen Arbeit, „für die der bewusste Einbezug<br />

des kulturellen Umfeldes als Ausgangs- <strong>und</strong> Zielpunkt der Glaubensreflexion konstitutiv<br />

ist“ 188 . Unterstrichen wird das Phänomen der Indigenisierung bzw. Inkulturation des<br />

Christentums. In der vergangenen Zeit ist eine Vielzahl an kontextuellen <strong>Theologie</strong>n<br />

entstanden: die schwarze (afrikanische) <strong>Theologie</strong>, die Minjung-<strong>Theologie</strong>, die philippinische<br />

Bauerntheologie, die indische, lateinamerikanische <strong>und</strong> japanische Befreiungstheologie usw.<br />

Diese <strong>Theologie</strong>n haben eine Kritik an der „europäischen <strong>Theologie</strong>“ <strong>und</strong> ihrem<br />

Selbstverständnis <strong>im</strong>pliziert. Auch heute noch muss sich die <strong>Theologie</strong> – insbesondere die<br />

europäische – der Herausforderung stellen, die eigene kontextuelle Einbindung zu erkennen<br />

<strong>und</strong> ihre situative Bedingtheit selbstkritisch aufzuarbeiten, oder, in anderen Worten, den<br />

eigenen kulturellen Kontext mit den ihr eigenen Traditionen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Prozessen<br />

zum Ausgangs- <strong>und</strong> Referenzpunkt der theologischen Reflexion zu machen. 189 Insofern ist<br />

kontextuelle <strong>Theologie</strong> nicht nur möglich, sondern notwendig. 190<br />

Allerdings war <strong>und</strong> ist die <strong>Theologie</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich – auch die europäische – <strong>im</strong>mer schon<br />

kontextuell. In Mendls Augen zeigt uns die Dogmengeschichte, „dass das Ringen um die<br />

<strong>Wahrheit</strong> in der Gemeinschaft der Christen von Anfang an ein konstituierendes Element<br />

christlicher <strong>Theologie</strong> war.“ 191 Er weist hier exemplarisch hin auf die Entstehung der<br />

trinitätstheologischen <strong>und</strong> christologischen Dogmen, die erst nach langen kontroversen<br />

186 CONE 1976, 47.<br />

187 Vgl. CONE 1976; 44, KLEIN, 9.<br />

188 COLLET 1997, 238.<br />

189 Vgl. COLLET 1997, 237-239; BLASER 1984, 10.<br />

190 Vgl. BEER 1995, 31.<br />

191 MENDL 2005, 180.<br />

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