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Gentechnikakzeptanz und Kommunikationsmaßnahmen in der ...

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K. Wöhlert / A. Weihermann: Charakterisierung <strong>der</strong> Gentechnik<br />

im Lebensmittelbereich Seite - 4 -<br />

herstellung. Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde entdeckt, daß Mikroorganismen, Schimmelpilze,<br />

Hefen <strong>und</strong> Bakterien Gärungs- <strong>und</strong> Fermentationsprozesse 22 auslösen 23 . Die weitere<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Herstellungsverfahren <strong>und</strong> die Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Mikrobiologie ermöglichten<br />

<strong>der</strong> lebensmittelverarbeitenden Industrie, Lebensmittel <strong>in</strong> gleichbleiben<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

hoher Qualität zu produzieren 24 .<br />

Biotechnische Verfahren <strong>der</strong> Landwirtschaft zur Züchtung neuer Pflanzen o<strong>der</strong> Tiere s<strong>in</strong>d<br />

die Kreuzungs- o<strong>der</strong> die Komb<strong>in</strong>ationszüchtung 25 . Dabei werden Individuen mit unterschiedlichen<br />

Merkmalsausprägungen, jedoch gleicher Art, mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gekreuzt. In <strong>der</strong><br />

neuen Generation werden die kräftigsten Pflanzen o<strong>der</strong> Tiere ermittelt <strong>und</strong> durch weitere<br />

Kreuzung entsprechend dem Zuchtziel weiterentwickelt. E<strong>in</strong> Kreuzungsprozeß kann bis<br />

zur Zulassung 26 e<strong>in</strong>er bspw. neuen Pflanzensorte 15 bis 20 Jahren andauern 27 .<br />

Die Mutationszüchtung 28 ist neben <strong>der</strong> Kreuzung e<strong>in</strong> weiteres Züchtungsverfahren, genetische<br />

Vielfalt von Pflanzenarten zu erreichen. Deshalb werden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Chemikalien<br />

<strong>und</strong> Strahlen e<strong>in</strong>gesetzt, um künstlich Mutationen im genetischen Material zu <strong>in</strong>duzieren.<br />

Die entstehenden Mutanten werden auf ihre Eignung für Züchtungsl<strong>in</strong>ien überprüft <strong>und</strong><br />

ggf. aufgenommen 29 .<br />

Alle Verfahren <strong>der</strong> Biotechnik unterliegen jedoch e<strong>in</strong>er entscheidenden Restriktion. Es ist<br />

lediglich möglich, Eigenschaften, die bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Population vorhanden s<strong>in</strong>d, zu verr<strong>in</strong>gern,<br />

zu verstärken o<strong>der</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu komb<strong>in</strong>ieren. Bei <strong>der</strong> Technik werden stets alle<br />

genetischen Ressourcen zwischen artgleichen Organismen vermischt 30 . Dabei treten Ver-<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

Unter e<strong>in</strong>em Fermentationsprozeß ist die biochemische Stoffumwandlung durch Mikroorganismen o<strong>der</strong><br />

Enzyme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensmittelherstellung <strong>und</strong> -verarbeitung zu verstehen. Mit Enzymen bezeichnet man<br />

hochmolekulare Eiweißverb<strong>in</strong>dungen, die biochemische Verfahren beschleunigen o<strong>der</strong> erst ermöglichen<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel von lebenden Zellen gebildet werden. Alle Stoffwechselvorgänge, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Individuum<br />

stattf<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d nur durch das Wirken von Enzymen möglich. Jedes Enzym ist nur für e<strong>in</strong>en bestimmten<br />

Vorgang o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Reaktion e<strong>in</strong>es bestimmten Stoffes verantwortlich. Im Unterschied zu e<strong>in</strong>em<br />

Fermentationsprozeß, <strong>der</strong> unter E<strong>in</strong>beziehung von Sauerstoff erfolgt, f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Gärungsprozeß<br />

sauerstofflos statt. Im H<strong>in</strong>blick auf diese Unterscheidung erweist sich die englische Übersetzung ‘fermentation’<br />

für Gärung als irreführend. Vgl. DELLWEG (1994), S. 181. Ausführliche Erläuterungen zur<br />

Gärung f<strong>in</strong>den sich ferner bei STÖCKER/DIETRICH (1986), S. 305 f.<br />

Vgl. BARTH/VOGT (1995), S. 7; JANY (1992), S. 7; DOLATA (1996), S. 15.<br />

Vgl. JANY (1992), S. 8.<br />

Der Mönch G. MENDEL hat Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts die Gr<strong>und</strong>regeln <strong>der</strong> Vererbung entdeckt. Diese<br />

bilden e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> experimentellen Genetik. Seit dieser Zeit werden Züchtungen gezielt<br />

durchgeführt. Vgl. SEITZER (1995), S. 216; WOBUS (1995), S. 164; BMBF (1994), S. 9.<br />

Um e<strong>in</strong>e neue Pflanzensorte auf dem Markt vertreiben zu können, muß e<strong>in</strong>e Zulassung <strong>der</strong> Sorte durch<br />

das B<strong>und</strong>essortenamt vorliegen.<br />

Vgl. GASSEN/KEMME (1996), S. 121 ff.; GASSEN/KÖNIG/BANGSOW (1996), S. 93; RÖBBELEN (1995), S.<br />

203; SEITZER (1995), S. 217.<br />

E<strong>in</strong>e Mutation ist e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erbsubstanz, die plötzlich auftreten kann <strong>und</strong> danach konstant<br />

auf nachfolgende Generationen weitergegeben wird. E<strong>in</strong>e Mutation kann spontan, also ohne erkennbaren<br />

Gr<strong>und</strong>, auftreten o<strong>der</strong> mit Hilfe von Mutagenen hervorgerufen werden. Mutagene s<strong>in</strong>d dabei natürlich<br />

vorkommende <strong>und</strong> synthetische Substanzen sowie Strahlen. Als physikalische Mutation wirken Gamma-,<br />

Röntgen-, Höhen- sowie Ultraviolettstrahlen. Für die chemische Mutation werden bspw. Nitrite o-<br />

<strong>der</strong> auch Aflatox<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gesetzt. Vgl. DELLWEG (1994), S. 106 <strong>und</strong> 197.<br />

Vgl. GASSEN/KEMME (1996), S. 123; JANY (1992), S. 10; WEISENFELD-SCHENK (1995), S. 191.<br />

Vgl. HINRICHS/STAHL (1992), S. 259; JANY (1992), S. 10.

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