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Gentechnikakzeptanz und Kommunikationsmaßnahmen in der ...

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K. Wöhlert / A. Weihermann: Die Akzeptanzproblematik des Gentechnike<strong>in</strong>satzes<br />

im Lebensmittelbereich Seite - 34 -<br />

Die Ergebnisse verdeutlichen, daß die Institutionen, die Informationen zur Gentechnik veröffentlichen,<br />

von den Verbrauchern h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Vertrauenswürdigkeit unterschiedlich<br />

bewertet werden. Es wurde ermittelt, daß ca. 33% <strong>der</strong> Verbraucher Verbraucherorganisationen,<br />

gefolgt von den Umweltschutzorganisationen mit 24%, das größte Vertrauen entgegenbr<strong>in</strong>gen.<br />

Die Umwelt- <strong>und</strong> Verbraucherverbände vertreten allerd<strong>in</strong>gs im Gegensatz zur<br />

Industrie e<strong>in</strong>e kritische bis ablehnende Haltung gegenüber <strong>der</strong> Gentechnik 230 . Die ger<strong>in</strong>gste<br />

Vertrauenswürdigkeit besitzen nach Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Verbraucher die Parteien, die Gewerkschaften<br />

sowie die Industrie.<br />

3.1.3 AKZEPTANZ UND KAUFVERHALTEN<br />

Die Akzeptanz <strong>der</strong> Gentechnik im Lebensmittelbereich wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigentlichen Kaufentscheidung<br />

<strong>der</strong> Verbraucher evident. Im positiven Fall kauft <strong>der</strong> Verbraucher das Produkt,<br />

im negativen Fall sieht <strong>der</strong> Verbraucher vom Kauf ab 231 . Es ist jedoch fraglich, <strong>in</strong>wieweit<br />

die Untersuchungen zum Kaufverhalten gentechnisch verän<strong>der</strong>ter Lebensmittel <strong>in</strong> Me<strong>in</strong>ungsumfragen<br />

mit dem tatsächlichen Konsumentenverhalten übere<strong>in</strong>stimmen 232 .<br />

Man unterscheidet zwischen zwei Entscheidungssituationen. In Me<strong>in</strong>ungsumfragen treffen<br />

die Verbraucher ihre Entscheidungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Low-Cost-Situation“ 233 . In e<strong>in</strong>er konkreten<br />

Entscheidungssituation für o<strong>der</strong> gegen gentechnisch hergestellte Lebensmittel bef<strong>in</strong>det sich<br />

<strong>der</strong> Verbraucher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „High-Cost-Situation“ 234 .<br />

Die GESELLSCHAFT FÜR KONSUM-, MARKT- UND ABSATZFORSCHUNG (GfK) <strong>in</strong> Nürnberg<br />

hat 1993 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie die E<strong>in</strong>stellung <strong>und</strong> das mögliche Kaufverhalten <strong>in</strong> bezug auf gentechnisch<br />

verän<strong>der</strong>ter Lebensmittel bei 2.500 Verbrauchern <strong>in</strong> Deutschland untersucht. Die<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Befragten lehnte Produkte dieser Art ab (Abb. 4). Über 80% <strong>der</strong> Befragten<br />

230<br />

231<br />

232<br />

233<br />

234<br />

Vgl. MENRAD (1996), S. 5.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich liegt diesen Ausführungen die Annahme zugr<strong>und</strong>e, daß e<strong>in</strong>e soziale Akzeptanz bei den<br />

Verbrauchern vorliegt. Vgl. dazu auch die <strong>in</strong>haltliche Klärung des Akzeptanzbegriffes <strong>in</strong> Kapitel 3.1.1.<br />

Vgl. BINET (1994), S. 5. E<strong>in</strong> Beispiel für Diskrepanzen zwischen dem tatsächlichen Kaufverhalten <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> ursprünglich geäußerten Me<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d die Ernährungsgewohnheiten <strong>und</strong> Ernährungstrends <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

deutschen Bevölkerung. In Umfragen zeigten die Verbraucher e<strong>in</strong> ausgeprägtes Ges<strong>und</strong>heitsbewußtse<strong>in</strong>.<br />

Die Verbraucher wünschen möglichst naturbelassene Produkte <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>kaufsregalen. Die Kenntnisse<br />

<strong>der</strong> Verbraucher über ges<strong>und</strong>e Ernährung s<strong>in</strong>d demgegenüber ger<strong>in</strong>g. Bei dem Vergleich des tatsächlichen<br />

Kaufverhaltens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ungsäußerung <strong>der</strong> Verbraucher ist erkennbar, daß <strong>der</strong> Geschmack bislang<br />

e<strong>in</strong>e wesentlichere Rolle als e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>e Ernährung spielt. Die Konsequenz dieses falschen Ernährungsverhaltens<br />

s<strong>in</strong>d die ernährungsbed<strong>in</strong>gten Krankheiten <strong>in</strong> Deutschland. Vgl.<br />

KOSCHATZY/MAßFELLER/HOHMEYER/ HÜSING/REIß/STRAUß (1993), S. 182 ff.; PERRIARD (1997), S. 5;<br />

BARTH/VOGT (1995), S. 42; MASCHKOWSKI/LEITZMANN (1995), S. 131 ff.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ungsumfrage s<strong>in</strong>d die Antworten e<strong>in</strong>er Person unverb<strong>in</strong>dlich für diese selbst, d.h. die<br />

Person muß nicht, abhängig von <strong>der</strong> Antwort, mit Konsequenzen <strong>in</strong> Form von Kosten durch bspw. Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />

rechnen. Die Befragung verbleibt auf e<strong>in</strong>er emotionalen <strong>und</strong> ethischen Ebene. Diese Situation<br />

- e<strong>in</strong>e Entscheidung unter entscheidungsirrelevanten Kosten - wird als e<strong>in</strong>e Low-Cost-<br />

Entscheidung bezeichnet. Vgl. BINET (1994), S. 3.<br />

In e<strong>in</strong>er High-Cost-Situation s<strong>in</strong>d Nutzen <strong>und</strong> Kosten von gentechnischen Lebensmitteln real. Die Lebensmittel<br />

haben ihren Verkaufspreis <strong>und</strong> ihre „Risiken“, die sich <strong>in</strong> Folgekosten nie<strong>der</strong>schlagen können.<br />

Der Verbraucher trifft se<strong>in</strong>e Kaufentscheidung. Vgl. BINET (1994), S. 6.

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