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Gentechnikakzeptanz und Kommunikationsmaßnahmen in der ...

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K. Wöhlert / A. Weihermann: Ansätze für e<strong>in</strong>e gentechnikbezogene Kommunikationspolitik<br />

<strong>der</strong> Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie Seite - 73 -<br />

5.4 STRATEGISCHER ANSATZ DER KOMMUNIKATIONSPOLITIK<br />

DER LEBENSMITTELINDUSTRIE<br />

5.4.1 ANFORDERUNGEN AN DIE MAßNAHMEN<br />

DER KOMMUNIKATIONSPOLITIK<br />

Die Gentechnik stellt e<strong>in</strong> komplexes Technikfeld dar, welches zum Verständnis Gr<strong>und</strong>kenntnisse<br />

<strong>der</strong> Biologie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Biochemie voraussetzt. In Kapitel 3.1.2.2 wurde festgestellt,<br />

daß die Verbraucher <strong>in</strong> Deutschland nur unzureichend Kenntnisse <strong>in</strong> diesen Gebieten<br />

besitzen. Dieses bestehende Informationsdefizit kann durch gezielte Informationsvermittlung<br />

abgebaut werden. E<strong>in</strong>e Voraussetzung für das Verstehen <strong>der</strong> komplexen Zusammenhänge<br />

<strong>der</strong> Gentechnik ist e<strong>in</strong>e verständliche Darstellung. Die Informationen zur Gentechnik<br />

sollten deshalb <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Sprache kommuniziert werden, die für Laien verständlich<br />

ist. Fachausdrücke s<strong>in</strong>d zu vermeiden o<strong>der</strong> bei Verwendung klar <strong>und</strong> anschaulich<br />

zu erläutern. Dieser Anfor<strong>der</strong>ung muß die Kommunikationspolitik <strong>der</strong> Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie<br />

Rechnung tragen 420 .<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus besteht bei den Verbrauchern neben den Informationsdefiziten vielmehr e<strong>in</strong><br />

Glaubwürdigkeitsdefizit gegenüber <strong>der</strong> Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie. Die Akzeptanz <strong>der</strong> Verbraucher<br />

wird sich alle<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Informations- <strong>und</strong> Faktenvermittlung zu den Anwendungsgebieten<br />

o<strong>der</strong> Chancen <strong>der</strong> Gentechnik nicht erhöhen. Vielmehr bee<strong>in</strong>flussen Faktoren<br />

wie Offenheit, Objektivität sowie Fairneß im Umgang mit an<strong>der</strong>en Me<strong>in</strong>ungen die<br />

Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie 421 . Darüber h<strong>in</strong>aus sollte den emotionalen<br />

Problemen, die die Verbraucher bei dem E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Gentechnik im Lebensmittelbereich<br />

haben, ebenso auf e<strong>in</strong>er emotionalen Ebene begegnet werden 422 . Allerd<strong>in</strong>gs ist hier von<br />

e<strong>in</strong>er Kommunikationspolitik abzusehen, die starke Ängste <strong>der</strong> Verbraucher festigt <strong>und</strong><br />

somit anstelle von E<strong>in</strong>stellungsän<strong>der</strong>ungen weiterh<strong>in</strong> Ablehnung <strong>und</strong> Aggressivität nach<br />

sich zieht 423 . Zudem besteht die Gefahr, daß die Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie<br />

vielmehr <strong>in</strong> Mitleidenschaft gezogen wird. Daher ist alternativ e<strong>in</strong>e sachliche Argumentationsführung<br />

ebenso empfehlenswert, um emotionale Barrieren <strong>der</strong> Verbraucher zu überw<strong>in</strong>den.<br />

Des weiteren stellt sich die Frage, ob e<strong>in</strong>e ausgewogene Informationsvermittlung für die<br />

Kommunikationspolitik von Vorteil ist. Aus sozialpsychologischer Sicht wurde bislang<br />

nicht e<strong>in</strong>deutig bestätigt, ob e<strong>in</strong>e ausgewogene Informationsvermittlung wi<strong>der</strong>standsfähiger<br />

gegenüber e<strong>in</strong>er tendenziösen Darstellung ist 424 . In Anbetracht <strong>der</strong> kommunikationspolitischen<br />

Zielsetzung e<strong>in</strong>er ausgewogenen Informationsvermittlung zur Vermeidung von Verbraucherwi<strong>der</strong>ständen<br />

425 , ersche<strong>in</strong>t den Verfasser<strong>in</strong>nen die gleichzeitige Behandlung <strong>der</strong><br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken des Gentechnik-E<strong>in</strong>satzes im Lebensmittelbereich plausibel. Der<br />

420<br />

421<br />

422<br />

423<br />

424<br />

425<br />

Vgl. dazu MENRAD/KOSCHATZKY/MAßFELLER/STRAUß (1996), S. 9.<br />

Vgl. WIEDEMANN (1990), S. 351.<br />

In Anlehnung an von MANNSTEIN (1991), S. 59.<br />

Vgl. hierzu den Zusammenhang zwischen Angststärke <strong>und</strong> E<strong>in</strong>stellungsän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Kapitel 3.1.2.3.<br />

Vgl. HERKNER (1991), S. 234 f.<br />

Vgl. dazu Kapitel 5.2 bzw. Fn. 413.

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