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Gentechnikakzeptanz und Kommunikationsmaßnahmen in der ...

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K. Wöhlert / A. Weihermann: Die Akzeptanzproblematik des Gentechnike<strong>in</strong>satzes<br />

im Lebensmittelbereich Seite - 32 -<br />

bspw. transgenen Pflanzen <strong>in</strong> die Sortenliste ist beim B<strong>und</strong>essortenamt zu stellen. Je<strong>der</strong><br />

Antrag auf Sortenprüfung von bspw. transgenen Pflanzen wird dabei als „Inverkehrbr<strong>in</strong>gen“<br />

nach dem GenTG bewertet, so daß je<strong>der</strong> notwendige Freisetzungsversuch zuerst e<strong>in</strong>e<br />

Inverkehrbr<strong>in</strong>gungsgenehmigung <strong>der</strong> Behörden benötigt, bevor <strong>der</strong> Antrag auf E<strong>in</strong>tragung<br />

<strong>der</strong> neuen Pflanzensorte beim B<strong>und</strong>essortenamt gestellt werden kann 221 . Somit unterliegen<br />

<strong>in</strong> Deutschland transgene Pflanzen <strong>und</strong> gentechnisch verän<strong>der</strong>te Lebensmittel starken Sicherheitsvorkehrungen<br />

222 .<br />

- Exkursende -<br />

3.1.2.4 GLAUBWÜRDIGKEIT DER INSTITUTIONEN<br />

Die Glaubwürdigkeit setzt sich allgeme<strong>in</strong> aus zwei Komponenten zusammen. Dies ist auf<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite die Kompetenz von Institutionen 223 , die das Fach- o<strong>der</strong> Expertenwissen zu<br />

e<strong>in</strong>em bestimmten Sachverhalt darstellt. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist es die Vertrauenswürdigkeit<br />

<strong>der</strong> Institutionen, die <strong>der</strong> Bereitschaft entspricht, dieses Fach- <strong>und</strong> Expertenwissen<br />

unverzerrt zu tradieren 224 . Während sich die Kompetenz als e<strong>in</strong>e lediglich notwendige Bed<strong>in</strong>gung<br />

<strong>der</strong> Glaubwürdigkeit darstellt, verkörpert die Vertrauenswürdigkeit die h<strong>in</strong>reichende<br />

Bed<strong>in</strong>gung. Diese Behauptung wird deutlich, wenn Zweifel an dem Vorhandense<strong>in</strong><br />

von Kompetenz e<strong>in</strong>er Institution bestehen. Genießt die Institution aber gleichzeitig die Vertrauenswürdigkeit,<br />

e<strong>in</strong> angebliches Fach- <strong>und</strong> Expertenwissen unverzerrt zu vermitteln, ist<br />

sie glaubwürdig 225 . Institutionen, die anerkanntermaßen über e<strong>in</strong>e hohe fachliche Kompetenz<br />

verfügen, erleiden allerd<strong>in</strong>gs dann e<strong>in</strong>en hohen Imageschaden <strong>und</strong> Vertrauensverlust,<br />

wenn sich ihre Kompetenz als manipuliert <strong>und</strong> falsch erweist 226 . Folgerichtig s<strong>in</strong>d die Ü-<br />

221<br />

222<br />

223<br />

224<br />

225<br />

226<br />

Vgl. BMBF (1997a), S. 29.<br />

Vgl. hierzu bspw. QAIM (1997), S. 70, <strong>der</strong> den mehrstufigen Genehmigungsprozeß im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich als Wettbewerbsnachteil betrachtet, da die Gefahr e<strong>in</strong>es Scheiterns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Genehmigungsstufen<br />

groß ist.<br />

Im folgenden werden unter den Begriff <strong>der</strong> Institutionen sowohl Organisationen als auch Individuen<br />

gefaßt.<br />

Vgl. HOVLAND/JANIS/KELLEY (1961), S. 35 f.; GÖTSCH (1994), S. 23; ARONSON (1994), S. 91. E<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Unterscheidung trifft SKORUPINSKI (1997), S. 51, die e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen e<strong>in</strong>e moralische<br />

Kompetenz gegenüberstellt. Die wissenschaftliche Kompetenz manifestiert sich <strong>in</strong> fachwissenschaftlichen<br />

Aussagen, die Wissenschaftlern als Quasi-Monopol zugestanden werden. E<strong>in</strong>e moralische Kompetenz<br />

h<strong>in</strong>gegen, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewertung von Zielen <strong>und</strong> Technikfolgen von F&E ausdrückt, kann nicht<br />

von Wissenschaftlern alle<strong>in</strong>e beansprucht werden. Die moralische Kompetenz liegt bei <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

Beispielhaft hierfür stehen E<strong>in</strong>flußträger wie z.B. Verbraucher- <strong>und</strong> Umweltgruppen o<strong>der</strong> auch Medienvertreter,<br />

die im Vergleich zu fachkompetenten Wissenschaftlern über lückenhaftes Wissen verfügen.<br />

Dank e<strong>in</strong>er höheren Vertrauenswürdigkeit, gel<strong>in</strong>gt es ihnen dennoch glaubwürdig zu ersche<strong>in</strong>en.<br />

Dieser Zusammenhang wird an dem Forschungsskandal verdeutlicht, <strong>der</strong> <strong>in</strong> jüngster Vergangenheit am<br />

MAX-PLANCK-INSTITUT (MPI) für Züchtungsforschung <strong>in</strong> Köln aufgedeckt wurde. E<strong>in</strong>e technische Laborangestellte<br />

hatte seit m<strong>in</strong>destens sechs Jahren Labordaten gefälscht, die Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von Veröffentlichungen <strong>in</strong> renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften waren. Davon betroffen<br />

ist nicht nur das renommierte MPI als Institution, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> führenden Gentechniker <strong>in</strong><br />

Deutschland, <strong>der</strong> Direktor J. SCHELL. Das MPI e<strong>in</strong>schließlich J. SCHELL <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e namhafte Wissen-

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