12.10.2014 Aufrufe

Gentechnikakzeptanz und Kommunikationsmaßnahmen in der ...

Gentechnikakzeptanz und Kommunikationsmaßnahmen in der ...

Gentechnikakzeptanz und Kommunikationsmaßnahmen in der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

K. Wöhlert / A. Weihermann: Charakterisierung <strong>der</strong> Gentechnik<br />

im Lebensmittelbereich Seite - 8 -<br />

über Herbiziden 54 , Krankheiten <strong>und</strong> Schädl<strong>in</strong>gsbefall, die Erhöhung <strong>der</strong> Qualität pflanzlicher<br />

Produkte sowie die Steigerung <strong>der</strong> Produktivität durch zunehmende Ernteerträge 55 .<br />

Um dem Auftreten von Unkräutern, Schädl<strong>in</strong>gen o<strong>der</strong> Viruskrankheiten vorzubeugen,<br />

wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit bereits vor <strong>der</strong> Aussaat o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anpflanzung die landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen mit Chemikalien vorbehandelt. Dieser E<strong>in</strong>satz von Chemikalien<br />

belastet sowohl die natürliche Umwelt als auch die Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Menschen 56 .<br />

Der E<strong>in</strong>satz gentechnischer Verfahren eröffnet hier neue Möglichkeiten zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

von Ernteverlusten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft 57 . Den Wissenschaftlern gelang es mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Gentechnik, Nutzpflanzen e<strong>in</strong>e Resistenz gegenüber den e<strong>in</strong>gesetzten Herbiziden zu verleihen.<br />

E<strong>in</strong>er Nutzpflanze wird genetisches Material implantiert, so daß die Blockade <strong>der</strong><br />

Stoffwechselvorgänge, die e<strong>in</strong> Herbizide<strong>in</strong>satz hervorruft, verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wird. Die Anwendung<br />

von Herbiziden hat so ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluß mehr auf das Wachstum dieser Pflanzen 58 , die<br />

Herbizide können gezielt verwendet werden. E<strong>in</strong> vorbeugen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Herbiziden <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft wird gegenstandslos. Der Gesamtherbizide<strong>in</strong>satz geht zurück, <strong>und</strong> die<br />

natürliche Umwelt wird weniger belastet 59 . Gentechnik-Gegner argumentieren dazu, daß<br />

durch den verstärkten Anbau herbizidresistenter Pflanzen die Ausbr<strong>in</strong>gungsmenge an Herbiziden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaft ansteigt. Diese Befürchtung wird durch das Komb<strong>in</strong>ationsangebot<br />

e<strong>in</strong>iger Unternehmen verstärkt, die gentechnisch verän<strong>der</strong>te, herbizidresistente<br />

Pflanzen mit komplementären Herbiziden anbieten 60 .<br />

54<br />

55<br />

56<br />

57<br />

58<br />

59<br />

60<br />

Herbizide s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en Chemikalien, die als Unkrautvernichtungsmittel auf landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen ausgebracht werden. Sie bewirken e<strong>in</strong>e direkte Zellzerstörung, e<strong>in</strong>e Hemmung <strong>der</strong> Atmung<br />

sowie <strong>der</strong> Photosynthese <strong>der</strong> Unkräuter. Herbizide, die jegliche Pflanzen zerstören, heißen auch Totalherbizide<br />

o<strong>der</strong> Breitbandherbizide. Vgl. GASSEN/KEMME (1996), S. 178; FISCHBECK (1995), S. 196.<br />

Zum an<strong>der</strong>en können jedoch auch Bioherbizide e<strong>in</strong>gesetzt werden, bei denen die Unkräuter o<strong>der</strong> Pflanzenschädl<strong>in</strong>ge<br />

durch ihre natürlichen Fe<strong>in</strong>de bekämpft werden; vgl. KOSCHATZKY (1995), S. 145;<br />

APPELHANS (1993), S. 7.<br />

Vgl. KOSCHATZKY (1995), S. 144 f.; VON SCHELL/KOCHTE-CLEMENS/BEISEL (1995), S. 601; e<strong>in</strong>e Übersicht<br />

bietet JANY (1992) <strong>in</strong> Abb. 8, S. 26; KONIETZNY/JANY (1995), S. 38; WEISENFELD-SCHENK<br />

(1995), S. 192. Das Argument erhöhter Produktivitäten wird vielfach auch im Kontext mit Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

vorgebracht. Siehe dazu bspw. PRANTE (1997), S. 1 f. <strong>und</strong> 4; ARNOLD/GASSEN (1996), S.<br />

43 f.; HOBOM (1996), S. 54; SAEDLER (1995), S. 2.<br />

Vgl. GASSEN/KEMME (1996), S. 182; FISCHBECK (1995), S. 191; SAEDLER (1995), S. 6. Bei falscher<br />

Dosierung o<strong>der</strong> Anwendungsdauer können toxische Wirkungen beim menschlichen Organismen nicht<br />

ausgeschlossen werden. E<strong>in</strong>e Erkrankung des menschlichen Zentralnervensystems kann die Folge se<strong>in</strong>.<br />

Vgl. BARTLE (1991), S. 30 ff.; APPELHANS (1993), S. 6 f.; PIMENTEL (1992), S. 750 ff.; SKORUPINSKI<br />

(1996), S. 222 ff.<br />

Vgl. GASSEN/KEMME (1996), S. 183.<br />

E<strong>in</strong>schränkend ist allerd<strong>in</strong>gs darauf h<strong>in</strong>zuweisen, daß e<strong>in</strong>em Gentransfer bei Pflanzen bislang biologisch-technische<br />

Grenzen gesetzt s<strong>in</strong>d. Während e<strong>in</strong> Gentransfer für zweikeimblättrige Pflanzen wie z.B.<br />

Soja, Rüben, Mais, Raps o<strong>der</strong> Reis bereits realisierbar ist, erweist sich e<strong>in</strong> Gentransfer für Getreidepflanzen<br />

bislang als (nicht) praktikabel. Vgl. GASSEN/KEMME (1996), S. 178; GASSEN/KÖNIG/<br />

BANGSOW (1996), S. 94.<br />

Vgl. KONIETZNY/JANY (1995), S. 38; BARTH/VOGT (1995), S. 15; JANY (1992), S. 27.<br />

Vgl. BARTH/VOGT (1995), S. 24; ZIMMERMANN-DIERS (1995), S. 206. Beispielhaft für Unternehmen<br />

mit <strong>der</strong>artigen Komb<strong>in</strong>ationsangeboten steht MONSANTO, die herbizidresistente Sojabohnen <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit dem Herbizid Ro<strong>und</strong>up anbietet. Vgl. MONSANTO (1997a).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!