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Gentechnikakzeptanz und Kommunikationsmaßnahmen in der ...

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K. Wöhlert / A. Weihermann: Charakterisierung <strong>der</strong> Gentechnik<br />

im Lebensmittelbereich Seite - 12 -<br />

für die Verfahrenstechnik abzuschätzen, orientieren sie sich an dem Nutzen, den gentechnisch<br />

verän<strong>der</strong>te Lebensmittel für die persönliche Bedürfnisbefriedigung erbr<strong>in</strong>gen 83 .<br />

Durch die Anwendung <strong>der</strong> Gentechnik wird von <strong>der</strong> Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>e Steigerung<br />

<strong>der</strong> Lebensmittelqualität erwartet 84 . E<strong>in</strong>e verbesserte Anpassung <strong>der</strong> Lebensmittel an ernährungsphysiologische<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen durch die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nährwerte, reduzierte Kalorienanteile<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> besserer Geschmack können gentechnisch erreicht werden 85 . Darüber,<br />

ob diese Lebensmittel im Vergleich zu den herkömmlichen preisgünstiger angeboten werden,<br />

kann hier ke<strong>in</strong>e Aussage getroffen werden. Es ist fraglich, ob die mit <strong>der</strong> Gentechnik<br />

erzielbare Kostendegression an die Verbraucher weitergegeben wird. E<strong>in</strong>e Verteuerung<br />

dieser Produkte ist <strong>in</strong> gleicher Weise denkbar, da die Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie durch die E<strong>in</strong>führung<br />

gentechnisch verän<strong>der</strong>ter Lebensmittel beträchtliche Anfangs<strong>in</strong>vestitionen tätigen<br />

mußte 86 .<br />

83<br />

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87<br />

88<br />

89<br />

Die Gentechnik-Gegner befürchten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Zunahme von Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />

wie e<strong>in</strong> vermehrtes Auftreten von Allergien, Krebs o<strong>der</strong> chronischen Vergiftungen. Durch<br />

den Verzehr herbizidresistenter Pflanzen wird e<strong>in</strong>e mögliche Übertragung von Antibiotikaresistenzen<br />

87 auf Menschen <strong>und</strong> Tiere vermutet 88 . E<strong>in</strong>e Behandlung von Krankheiten kann<br />

so mit diesen Antibiotika nicht mehr o<strong>der</strong> nur noch beschränkt stattf<strong>in</strong>den 89 . Diese Resistenzen<br />

sollen über die Nahrungskette Pflanze-Tier-Mensch übertragen werden. Die eigentvom<br />

Verbraucher s<strong>in</strong>nlich erfahrbar ist. Voraussetzung dazu ist jedoch, daß <strong>der</strong> Verbraucher diese Tomate<br />

überhaupt goutiert.<br />

Vgl. MASCHKOWSKI/LEITZMANN (1995), S. 129.<br />

Vgl. BARTH/VOGT (1995), S. 22; TOUSSAINT (1995), S. 280; MASCHKOWSKI/LEITZMANN (1995), S.<br />

130; ARNOLD/GASSEN (1996), S. 43.<br />

Vgl. HAMMES/VOGEL/GAIER/KNAUF (1991), S. 42; MASCHKOWSKI/LEITZMANN (1995), S. 133 f.;<br />

HAMMES/HERTEL (1995), S. 130; BARTH/VOGT (1995), S. 22.<br />

Vgl. KOSCHATZKY/MAßFELLER (1994), S. 250. Ausführlich zur Preisbildungspolitik unter Berücksichtigung<br />

sowohl variabler als auch fixer Kosten für Repetier- bzw. Potentialfaktoren vgl. z.B. SIMON<br />

(1992), S. 144 ff.<br />

Unter e<strong>in</strong>er Antibiotikaresistenz wird die Fähigkeit von Mikroorganismen verstanden, durch die Synthese<br />

bestimmter Substanzen die Wirkung von Antibiotika aufzuheben.<br />

Bei je<strong>der</strong> Übertragung von Erbmaterial <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Organismus, unabhängig davon, ob es sich um<br />

Pflanzen o<strong>der</strong> Bakterien handelt, wird e<strong>in</strong> Erkennungsmerkmal benötigt, da die Än<strong>der</strong>ung des Erbmaterials<br />

nur <strong>in</strong> sehr wenigen Empfängerzellen erfolgreich ist. Dieses „Markergen“ ist e<strong>in</strong> Antibiotika- o<strong>der</strong><br />

Herbizidresistenzgen. Vgl. BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT<br />

UND FORSTEN (1997a), S. 12; BRANDT (1997), S. 161. Dabei ist e<strong>in</strong> Antibiotika- o<strong>der</strong> Herbizidresistenzgen<br />

e<strong>in</strong> Gen, das die jeweilige Empfängerzelle <strong>in</strong> Gegenwart e<strong>in</strong>es Antibiotikums o<strong>der</strong> Herbizides<br />

befähigt, weiter zu leben <strong>und</strong> sich zu vermehren.<br />

In diesem Zusammenhang wird von den Gegnern <strong>der</strong> Gentechnik häufig <strong>der</strong> Tryptophanskandal <strong>in</strong> den<br />

USA als Beispiel für die befürchtete Gefahr durch die Gentechnik angeführt. 1990 wurde das Herstellungsverfahren<br />

für den Wirkstoff Tryptophan umgestellt, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Schlafmitteln Anwendung f<strong>in</strong>det. Fortan<br />

erfolgte die Produktion dieses Bakterienstamms mit Hilfe von gentechnischen Verfahren, da so e<strong>in</strong>e höhere<br />

Ausbeute erzielt wurde. Bei <strong>der</strong> Umstellung kam es jedoch zu Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktionsanlage,<br />

die nicht aufgedeckt wurden, da das Medikament als „sicher“ galt. Daraufh<strong>in</strong> gab es 27 Todesfälle<br />

<strong>in</strong> den USA <strong>und</strong> weltweit 15009 Erkrankungen. Gentechnik-Gegner for<strong>der</strong>n aufgr<strong>und</strong> dieses<br />

Zwischenfalls e<strong>in</strong>en Verzicht auf diese neue Technik. Gentechnik-Befürworter h<strong>in</strong>gegen sehen hier den<br />

Handlungsbedarf, e<strong>in</strong>zelne <strong>und</strong> produktspezifische Untersuchungen zur Sicherheit vorzunehmen. Vgl.<br />

BARTH/VOGT (1995), S. 23; JANY (1992), S. 22; BERNHARD/WEBER/TAPPESER (1994), S. 49 f.

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