Inklusive Leidenschaft. Lesben, Schwule ... - Berlin.de
Inklusive Leidenschaft. Lesben, Schwule ... - Berlin.de
Inklusive Leidenschaft. Lesben, Schwule ... - Berlin.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
126<br />
Schöne schwule Welt<br />
Nicht älter als 30 Jahre, besser 27. Eher mitteleuropäisch als sü<strong>de</strong>uropäisch, auf<br />
gar keinen Fall schwarz o<strong>de</strong>r asiatisch. Latino als Ausnahme. Keine Exotik, son<strong>de</strong>rn<br />
ein hyperreales Ich-I<strong>de</strong>al. Am liebsten ein mehr o<strong>de</strong>r weniger mitteleuropäischer<br />
/ nordamerikanischer weißer („caucasian“) Muscleman / boy mit trainiertem<br />
Oberkörper, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r wird nackt zu sehen sein – Porträts, die die Persönlichkeit<br />
in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund treten lassen, gehen nicht, sie polarisieren zu sehr, wenn es<br />
nicht mehr zu sehen gibt als das.<br />
So in etwa lassen sich die Kriterien beschreiben, nach <strong>de</strong>nen Covermo<strong>de</strong>ls für<br />
das schwule Monatsmagazin MÄNNER ausgesucht wer<strong>de</strong>n, für das ich seit vier<br />
Jahren die Chefredaktion mache. Je<strong>de</strong>s Abweichen von dieser Formel wird als<br />
wirtschaftliches Risiko verstan<strong>de</strong>n (zum Beispiel verkaufen sich Porträt-Cover in<br />
<strong>de</strong>r Regel 20-30% schlechter als nackte Oberkörper), womit sich die Bildpolitik<br />
im Bruno Gmün<strong>de</strong>r Verlag rigi<strong>de</strong>r erweist als bei Gayromeo – wo durch die Fetischisierung<br />
verschie<strong>de</strong>ner Vorlieben und Altersgruppen noch je<strong>de</strong>r irgendwie<br />
seine Nische fin<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Sexualisierung <strong>de</strong>s Männerkörpers (wie im Fall <strong>de</strong>r Vermarktung <strong>de</strong>s weiblichen<br />
Körpers in <strong>de</strong>n straighten Medien) ist im Fall <strong>de</strong>r schwulen Presse publizistischer<br />
Konservativismus: Die Vermarktung sexualisierter Männlichkeit ist <strong>de</strong>r<br />
kleinste gemeinsame Nenner, <strong>de</strong>r trotz einer erheblichen Diversifizierung <strong>de</strong>r<br />
schwulen Szene in <strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Jahrzehnten gera<strong>de</strong> in einer zusehends<br />
schwieriger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Print-Landschaft noch einen Marktwert <strong>de</strong>s Magazins zu<br />
garantieren verspricht.<br />
Dabei stellt sich, wie bei Hetenmedien, die Frage, ob das Publikum nicht schon<br />
längst intelligenter ist als die Macher <strong>de</strong>s Mediums glauben. Man müsste diese<br />
I<strong>de</strong>ologie also nicht nur politisch, son<strong>de</strong>rn auch wirtschaftlich zur Debatte stellen:<br />
Haben nicht Magazine wie BUTT längst gezeigt, dass es ästhetisch aufregen<strong>de</strong>re<br />
Wege gibt, die je<strong>de</strong>nfalls nicht automatisch die gleichen Ausschließungsmechanismen<br />
<strong>de</strong>r schwulen Mainstream-Produkte wie<strong>de</strong>rholen?<br />
Aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>s Blattmachers, nicht <strong>de</strong>s Kritikers, darf man aber auch<br />
nicht vergessen, dass BUTT quasi ein Hobby <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen Herausgeber<br />
ist, also nicht wirtschaftlich arbeiten muss. Und ein weniger sexualisiertes (allerdings<br />
nicht unbedingt weniger genormtes) Magazin wie FRONT hat es vor ein