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Inklusive Leidenschaft. Lesben, Schwule ... - Berlin.de

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paar Jahren am <strong>de</strong>utschen Markt nicht geschafft. (Geschichten über Behin<strong>de</strong>rte<br />

gab es meines Wissens allerdings bisher in bei<strong>de</strong>n nicht). Der Markt für Produkte,<br />

die nicht nur schwul, son<strong>de</strong>rn zum Beispiel auch intelligent sind, mag tatsächlich<br />

relativ klein sein (genaue Zahlen liegen nicht vor).<br />

Schöne schwule Welt<br />

Angenommen MÄNNER repräsentiert in seiner Konzeption als sexualisiertes Lifestyle-Magazin<br />

also eine Formel, die zu einer gewissen Verkäuflichkeit auf <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>utschen Markt führt, und damit die Möglichkeiten schwuler Öffentlichkeit<br />

unter kapitalistischen Bedingungen im <strong>de</strong>utschen Sprachraum vorführt. Damit<br />

schrumpft auch <strong>de</strong>r Spielraum <strong>de</strong>r inhaltlichen, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r ästhetischen<br />

Gestaltung, also <strong>de</strong>r Bildpolitik. In einer so sexualisierten schwulen Medienwelt<br />

läuft es dann nur noch auf die Frage hinaus: Top o<strong>de</strong>r Bottom, Man or Boy,<br />

Du & Ich o<strong>de</strong>r MÄNNER?<br />

Wenn man die schwule Presselandschaft auf diese Alternative reduziert – und<br />

es spricht meiner Erfahrung nach einiges dafür, dass sich die Marktgesetze in<br />

diesem Land so auf <strong>de</strong>n Punkt bringen lassen, stellt sich die Frage, welchen Ort<br />

<strong>Schwule</strong> mit Behin<strong>de</strong>rung überhaupt in ihr haben könnten. Welcher Raum wäre<br />

<strong>de</strong>nkbar innerhalb einer Szene, die diesem genormten Körperbild folgt?<br />

Je<strong>de</strong> Kritik am genormten Bild schwuler Männlichkeit muss sich aber auch die<br />

Frage gefallen lassen, auf welcher Ebene sie diese Angelegenheit verhan<strong>de</strong>lt:<br />

Dazu gehört nicht nur die Überlegung, in welcher Weise <strong>de</strong>r Erfolg eines Magazins<br />

von <strong>de</strong>r in die Zirkulation gebrachten Warenförmigkeit <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s männlichen<br />

Körpers abhängt.<br />

Die Zulassungspolitik zur schwulen Bil<strong>de</strong>rwelt basiert ja mehr o<strong>de</strong>r weniger auf<br />

<strong>de</strong>n strikten Regeln <strong>de</strong>r Fantasieproduktion. Was ein Magazin wie MÄNNER zeigt,<br />

ist nicht <strong>de</strong>r realistische Blick, wie <strong>Schwule</strong> sind, son<strong>de</strong>rn, wie sie gerne wären,<br />

wie sie sich gerne sehen wür<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r wen sie gerne neben sich im Bett hätten,<br />

so je<strong>de</strong>nfalls die Annahme. Im Unterschied zum Online-Date, bei <strong>de</strong>m im Internet<br />

gezün<strong>de</strong>te I<strong>de</strong>en dank Photoshop von <strong>de</strong>r Realität im Hausflur bitter enttäuscht<br />

wer<strong>de</strong>n können, enttäuscht einen das MÄNNER-Cover sozusagen nie:<br />

Immer wie<strong>de</strong>r die gleiche Fantasie, die sich keinem Realitätstest beugen muss,<br />

weil sie genau das bleiben darf: eine Fantasie.

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