Online-Journalismus - Netzwerk Recherche
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<strong>Recherche</strong>freie Zone: Das Lokale<br />
bis zweifelhafte Berichte erscheinen.<br />
Die intensive Nutzung unseres Archivs<br />
zeigt uns aber auch, dass unsere Leser -<br />
Innen gerne nochmals „nachschlagen“:<br />
Wie war das nochmal? Damals gab es<br />
so schöne Bilder? Was sind nochmal<br />
die Fakten? Der Zugriff auf „alte“<br />
Berichte liegt geschätzt bei rund 10 bis<br />
20 Prozent pro Monat. Vielleicht auch,<br />
weil unter unseren aktuellen Berichten<br />
frühere Berichte zu finden sind, die<br />
dann ebenfalls angeklickt werden.<br />
Wirtschaftlich fehlt der Erfolg in dem<br />
Sinne noch, dass sich unsere Leistung<br />
rentiert. Noch schreiben wir keine<br />
schwarzen Zahlen – aber die Umsätze<br />
wachsen monatlich. Natürlich ist die<br />
Wirtschaftlichkeit die Basis für eine<br />
erfolgreiche, lokaljournalistische Be richterstattung,<br />
denn die Mitarbeiter, die<br />
<strong>Recherche</strong>n müssen bezahlt werden.<br />
Viele Gewerbetreibende setzen zwar<br />
lustlos, aber traditionell auf die Printanzeige.<br />
Der Glaube, dass man dies<br />
aus „Imagegründen“ tun müsse, ist<br />
noch weit verbreitet. Während wir in<br />
den ersten Monaten noch Anzeigen<br />
„reinholen“ mussten, melden sich die<br />
Kunden zunehmend von sich aus. Die<br />
ersten spüren den Wandel und suchen<br />
die Aufmerksamkeit, die wir erhalten.<br />
Unter anderem auch, weil sich die<br />
98<br />
lokale Wirtschaft von der Politik nicht<br />
unterstützt fühlt und gerne unsere<br />
Arbeit unterstützt.<br />
Ein Beispiel? Viele Gastronomen fühlen<br />
sich benachteiligt, weil die Lokalpolitik<br />
vor allem Beschwerden von Bürgern<br />
einen großen Raum gibt – das sind<br />
schließlich Wähler. Die Gastronomen<br />
zahlen zwar auch Gewerbesteuer und<br />
ermöglichen damit den Handlungsspiel<br />
raum der Politik – die verwaltet<br />
aber lieber Schulden, als die Macht zu<br />
verlieren. Das ist im Großen nicht<br />
anders als im Kleinen. Für unsere<br />
lokale Redaktion ist aber die „kleine“<br />
Welt in den Kommunen das große<br />
Thema. Die großen Medien und ihre<br />
<strong>Recherche</strong>teams (sofern noch vorhanden)<br />
interessiert nur, was in unserer<br />
Welt passiert, wenn es einen „Knaller“<br />
gibt. Das ist – aus überregionaler Sicht<br />
– meist nicht der Fall. Aus lokaler Sicht<br />
gibt es häufig „Knaller“ – vor allem,<br />
weil unsere Redaktion die Sorgen, Nöte<br />
und Hoffnungen, aber auch den Ärger<br />
der Menschen ernst nimmt. Das Internet<br />
mag global sein – viele lesen unsere<br />
Seiten auch im Ausland während ihres<br />
Urlaubs – die Menschen leben aber<br />
überall auf der Welt lokal zusammen<br />
und interessieren sich für das, was in<br />
ihrem Umfeld passiert.<br />
Zur Person: Hardy Prothmann arbeitet seit 1991 als freier Journalist. Er hat in Mannheim von 1989 bis 1995<br />
Politische Wissenschaften und Germanistik mit Ab schluss Magister Artium sowie Philosophie studiert.<br />
1991 entschied er sich gegen eine wissenschaftliche Karriere an der Universität und arbeitete zunächst<br />
als freier Mitarbeiter für den Mannheimer Morgen. Seit 1994 arbeitet er als freier Journalist, Fachautor,<br />
Seminarleiter, Entwickler, Korrespondent, <strong>Recherche</strong>ur, Redakteur und Reporter für verschiedene Medien<br />
im Bereich Print, Hörfunk, TV und Internet. Im April 2009 gründete Prothmann das Heddesheimblog,<br />
Monate später Lokalblogs im benachbarten Hirschberg und Ladenburg. www.prothmann.org