Online-Journalismus - Netzwerk Recherche
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Ulrike Langer<br />
bote wie Wikileaks, die sozialen <strong>Netzwerk</strong>e, Google, die wachsende PR-Industrie?<br />
Nein, sie wird dadurch einfacher. Noch nie zuvor hatten Journalisten solch umfassende<br />
Ressourcen zur Verfügung, ohne überhaupt vom Schreibtisch aufstehen zu<br />
müssen. Aber das kann natürlich nur den Einstieg und Überblick erleichtern. Viele<br />
Journalisten glauben mit Google und Wikipedia ist die <strong>Recherche</strong> fertig, aber da<br />
fängt sie erst an. Über die PR-Industrie kann ich als freie Journalistin wenig sagen.<br />
Ich habe mit Ausnahme einer Broschüre für die NRW-Landesregierung vor zwölf Jahren<br />
noch nie PR gemacht. Die wenigen PR-Aussendungen, die mich erreichen, sind<br />
oft so belanglos, dass ich sie wegklicke. Ich kann mir aber vorstellen, dass die<br />
Verlockungen groß sind, in unterbesetzten Redaktionen mit chronisch niedrigen<br />
Honoraretats für freie Journalisten, zwischendurch auch mal fertige PR-Beiträge<br />
anzunehmen. Aber dazu sollte sich im Detail lieber jemand äußeren, der in seiner<br />
täglichen Arbeit mit dieser Situation konfrontiert ist.<br />
Welche Qualifikationen sollte ein <strong>Online</strong>-Journalist angesichts des rasanten<br />
Medienwandels mitbringen, muss er in allen möglichen sozialen <strong>Netzwerk</strong>en<br />
aktiv sein, welche multimedialen Techniken sollte er beherrschen? Wie sollen<br />
die journalistische Aus- und Weiterbildung auf die Herausforderungen reagieren?<br />
Ein <strong>Online</strong>-Journalist muss nicht alles können und muss auch nicht auf sämtlichen<br />
sozialen Plattformen präsent sein. Er sollte aber wissen, was es alles gibt und was<br />
man damit machen kann. Vieles Ausprobieren, experimentierfreudig sein, das<br />
Beste vertiefen und verfeinern. Und nie glauben, der Ist-Zustand sei ein Plateau,<br />
auf dem man sich einige Jahre ausruhen kann. Leider wird <strong>Journalismus</strong> als dauerhafter<br />
Innovationsprozess an deutschen Ausbildungsstätten noch kaum gelehrt:<br />
Datenjournalismus, Kuratieren von fremdem Content, Prozessjournalismus,<br />
soziale Plattformen einbeziehen, Bloggen – dass sind an den Hochschulen und<br />
Journalistenschulen noch überwiegend fremde Welten. Deshalb, und weil wir mit<br />
Leidenschaft <strong>Online</strong>-Journalisten sind, werden Christian Jakubetz (Journalist und<br />
Medienberater) und Ralf Hohlfeld (Kommunikationswissenschaftler und Dozent)<br />
und ich im Frühjahr 2011 ein eigenes Buch über <strong>Online</strong>-<strong>Journalismus</strong> herausgeben.<br />
Wir wollen damit praktizieren, was wir predigen: Viele der besten deutschen<br />
<strong>Online</strong>-Journalisten werden daran mitschreiben, es wird auch eine <strong>Online</strong>-Plattform<br />
geben, wir geben es als unternehmerisches Projekt im Eigenverlag heraus und<br />
wir werden auch mit neuen Finanzierungswegen experimentieren.<br />
Zur Person: Ulrike Langer ist freie Medien- und Marketingjournalistin in Köln und hat sich auf Themen rund<br />
um den digitalen Medienwandel spezialisiert. Sie schreibt für Fachzeitschriften, betreibt das Fachblog<br />
medialdigital.de und twittert unter dem Nick @mauisurfer25, www.twitter.com/mauisurfer25.<br />
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