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Online-Journalismus - Netzwerk Recherche

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Ulrike Langer<br />

„entrepreneurial journalism“. Dort lernen die Studenten nicht nur das journalistische<br />

Handwerk, sondern es geht auch keiner mit einem Abschluss heraus, der<br />

nicht ein eigenes Geschäftsmodell für ein eigenes journalistisches Projekt entwickelt<br />

hat. Jay Rosen in New York zieht hyperlokale Blogs mit Studenten auf und an<br />

der University of Arizona gibt es das Knight Center for Digital Media Entrepreneurship.<br />

An deutschen Journalistenschulen wird Unternehmerjournalismus bisher<br />

nicht gelehrt. Dort und in den Journalistengewerkschaften ist das Idealbild<br />

immer noch die lebenslange Redakteursstelle mit Tarifvertrag.<br />

Einige Unternehmerjournalisten habe ich eben schon erwähnt, mich selbst zähle<br />

ich auch dazu. Mein Bestreben ist es, wirtschaftlich unabhängiger von Verlagen zu<br />

werden. Ich arbeite mit einigen Fachzeitschriften auf regelmäßiger Basis sehr gut<br />

zusammen, das soll auch so bleiben. Aber ich mache mir nichts vor: In keinem<br />

anderen Mediensegment gibt es höhere Anzeigenrückgänge, nichts ist also für<br />

die nächsten fünf oder zehn Jahre sicher. Mit meinem eigenen Blog und meiner Präsenz<br />

im sozialen Netz (vor allem Twitter und Facebook) versuche ich deshalb<br />

selbst zur Medienmarke zu werden. Ich bin überrascht, wie gut das funktioniert.<br />

Zwar sind meine direkten Blogeinnahmen durch Flattr, Kachingle und das Werbenetzwerk<br />

Mokono noch vernachlässigenswert. Die Google AdSense Einnahmen<br />

(AdSense Anzeigen bekommen nur Besucher, die von Google kommen, zu sehen),<br />

sind geradezu lächerlich. Aber ich spreche inzwischen mit guten Ergebnissen auch<br />

potenzielle Blogsponsoren direkt an. Und über das Blog habe ich in den letzten<br />

zwölf Monaten sehr viele – teilweise gut bis sehr gut bezahlte – öffentliche Auftritte<br />

akquiriert: Seminare, Vorträge, Podiumsdiskussionen. Wobei ich sie noch<br />

nicht einmal aktiv akquiriert habe, sondern stets kontaktiert wurde. Dieses Vorgehen<br />

setzt allerdings eine hohe Themenspezialisierung voraus und die Bereitschaft<br />

sich mit hohem Arbeitseinsatz mit an die Spitze neuer Entwicklungen zu setzen.<br />

Besteht nicht gerade im <strong>Online</strong>-Bereich mittlerweile die Gefahr, dass das Primat<br />

der Ökonomie den gut recherchierten <strong>Journalismus</strong> verdrängt?<br />

Das ist inzwischen fast schon ein Dogma, aber ich glaube das nicht. Erstens ist der<br />

gut recherchierte <strong>Journalismus</strong> natürlich eine originäre Aufgabe des öffentlichrechtlichen<br />

Rundfunks, der sich bei jährlich acht Milliarden Euro Gebühreneinnahmen<br />

um das Primat der Ökonomie keine Sorgen machen muss. Außerdem habe<br />

ich bereits skizziert, dass auch kommerzielle Medien bei entsprechender Arbeitsteilung<br />

und gegenseitiger Verlinkung ihre jeweiligen Stärken sehr viel besser zur Geltung<br />

bringen könnten. Was ich mir zusätzlich wünsche, sind Stiftungen nach US-<br />

Modell, die auch kurzfristig Geld für gesellschaftlich wichtige aber unterfinanzierte<br />

journalistische Projekte zur Verfügung stellen können. In Deutschland muss es<br />

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