Online-Journalismus - Netzwerk Recherche
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5) Jedes Medium hat Stärken, die es<br />
zu betonen gilt – und eine eigene<br />
Qualität.<br />
Statt über strukturelle Veränderungen<br />
in der Branche zu jammern, über den<br />
angeblichen Niedergang von Print und<br />
die Verflachung im Netz, wäre es angezeigt,<br />
dass sich jedes Medium auf seinem<br />
Kanal stark macht – und die unterschiedlichen<br />
Publika überzeugt. Das<br />
bedeutet im Fall Print etwas anderes<br />
als im Fall Internet. Es ist ein Irrglaube,<br />
per se einfach jeden Zeitungsartikel zu<br />
einem <strong>Online</strong>artikel machen zu wollen.<br />
Das ist nur in einigen Formen, wie zum<br />
Beispiel pointierten Kommentaren,<br />
erfolgreich.<br />
6) Journalistische Standards gelten<br />
unabhängig vom Medium und<br />
sichern Qualität.<br />
Eine ganz andere Sache ist, dass<br />
bestimmte journalistische Normen un abhängig<br />
vom Medium gelten müssen.<br />
Das sind eherne Grundsätze der Branchen.<br />
Zum Beispiel, dass es für jede<br />
exklusive Information zwei Quellen<br />
geben muss oder dass Texte gegen gelesen<br />
und vom Schlussredakteur abgenommen<br />
werden. Oder dass Betroffene<br />
und Beschuldigte gehört werden und<br />
die Würde des Menschen zu achten ist.<br />
7) Quote ist Gefahr, aber auch Ge währ<br />
für gute Themen-Präsentation.<br />
Im Internet ist die Erfolgsstatistik<br />
sofort verfügbar. Ob ein Text akzeptiert<br />
Hans-Jürgen Jakobs<br />
wird und Lesefreude auslöst, ist transparent.<br />
Das könnte zur Maximierung<br />
der Klicks verführen, darf es aber nicht.<br />
Verantwortungsvolles Publizieren im<br />
<strong>Online</strong> journalismus heißt, eine<br />
Mischung zwischen Publikumshits und<br />
relevanten Stoffen zu erreichen, zwischen<br />
Staatsbürgerkunde, Nutzwert<br />
und Entertainment. Vielfach signalisiert<br />
eine schlechte Akzeptanz aber<br />
auch, dass sich Journalisten noch mehr<br />
Mühe geben müssen beim Formulieren<br />
von Überschriften und Vorspännen.<br />
8) Ohne Internet ginge es den Zeitungen<br />
nicht besser, mit Internet<br />
geht es ihnen nicht schlechter.<br />
Die Überschneidungen zwischen den<br />
Publika der Zeitungen und ihrer <strong>Online</strong>portale<br />
sind durchweg gering. Im Internet<br />
sprechen die Journalisten ein jüngeres<br />
Publikum an, das den Abschluss eines<br />
Abonnements nicht mehr als selbstverständlich<br />
ansieht, sondern von der<br />
Qualität überzeugt werden will. Gute,<br />
leistungsstarke Zeitungen haben in der<br />
Regel auch einen guten, leistungsstarken<br />
<strong>Online</strong>auftritt. Er darf sich nicht im<br />
Duplizieren der Zeitungskultur be -<br />
schrän ken, sondern muss eigenständige<br />
Akzente setzen. So wird die Marke<br />
– das publizistische Dach der Anstrengungen<br />
– von zwei Seiten gestärkt.<br />
9) <strong>Online</strong> bieten sich neue Qualitätsdimensionen.<br />
Eine verunglückte Günther-Oettinger-<br />
Rede auf Englisch oder die Auseinander-<br />
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