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Online-Journalismus - Netzwerk Recherche

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Nea Matzen<br />

nen Höhepunkt in der Erstellung aufwändiger Multimediaanwendungen. Aber gibt<br />

es diese simple Steigerung? Im Netz wie im „richtigen“ Leben ist alles eng miteinander<br />

verwoben. „Everything is deeply intertwingled“ ist ein Zitat von Ted Nelson,<br />

das ich liebe. Nelson ist einer der Internetpioniere; schon Anfang der 1960er-<br />

Jahre prägte er die Begriffe Hypertext und Hyperlink. Auf Ihre Frage bezogen heißt<br />

das: Geld und gut bezahltes Personal sind notwendig. Aber auch mit kleinen Multimedia-Anwendungen<br />

oder auch nur mit einer gut getexteten Bilderstrecke lassen<br />

sich erstaunliche Ergebnisse erzielen. Das heißt aber: das Bildmaterial muss<br />

sowohl mit journalistischem Auge fotografiert als auch mit redaktionellem Fokus<br />

ausgewählt werden. Beides ist lern- und lehrbares Wissen. Die Bildtexte müssen<br />

eine Geschichte erzählen: Erzählidee, Aufbau bzw. Abfolge (Dramaturgie) und Formulierungskunst<br />

sind die Herausforderungen, die die RedakteurInnen leisten<br />

müssen. Auch das ist journalistisches Handwerk. Für Audioslideshows müssen<br />

<strong>Online</strong>-JournalistInnen zusätzlich mit Ton umgehen können.<br />

Auch für das Erstellen von Videos im Web sind zumindest Basics wie die Five-Shot-<br />

Regel die Grundlage, um sich mit den Filmchen nicht zu blamieren. Aber eine High-<br />

Tech-Videoausstattung mit allem Drum und Dran muss nicht gleich angeschafft werden.<br />

Mit einer Flip- oder anderen Mini-Kamera plus Stativ kann man ernstzunehmende<br />

Ergebnisse erstellen. Ich verweise auch in meinem Buch auf den Vergleich<br />

von Aufnahmen, die Kirk Allen Mastin mit einer Flip-Kamera und mit einer Canon<br />

XH-A1 in Netz gestellt hat: „Why equipment isn’t everything“ (http://lofihistyle.<br />

com/2008/02/flip-video-vlog-tale-of-two-formats_21/ – Kurzform: tinyurl.com/<br />

37k7ef3). Er schreibt in seinem Blog lofihistyle.com: „In the end, it is the story<br />

that matters – not the equipment.“ Den Satz würde ich abgewandelt auch auf den<br />

Vergleich der traditionellen Medien mit dem <strong>Online</strong>-<strong>Journalismus</strong> übertragen: Am<br />

Ende sind es die gut recherchierten und gut erzählten journalistischen Geschichten,<br />

die zählen – nicht das Medium, mit dem oder auf dem sie publiziert werden.<br />

Mindestens genauso wichtig: eine umfassende Ausbildung, die neben dem journalistischen<br />

Handwerk sowie ethischem und gesellschaftspolitischem Background<br />

des Berufs die Grundkenntnisse in allen Medien vermittelt, so dass sich die<br />

angehenden JournalistInnen entscheiden können, in welchem Bereich sie ihre<br />

medienspezifischen Kenntnisse vertiefen wollen. Ich hoffe, jeder hört bzw. liest hier<br />

heraus, dass ich damit gegen die Eier legende Wollmilchsau argumentiere. Auf<br />

die Rolle des Journalisten im digitalen Zeitalter bezogen heißt das: Eine fundierte<br />

und facettenreiche Ausbildung macht nicht jeden Redakteur zum besseren Journalisten<br />

als den Blogger, Twitterer oder sonstigen engagierten Netzpublizisten.<br />

Aber es besteht zumindest die große Chance, dass auf dieser Grundlage der Nachwuchs<br />

die ethischen und handwerklichen Kriterien beherrscht und zum Beispiel<br />

Fact-Checking, Verifikation und Wikileaks keine Fremdwörter sind.<br />

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