Online-Journalismus - Netzwerk Recherche
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gewinnen und ein „Feedback“ anderer<br />
Teilnehmer zu erhalten. Auch Glaubwürdigkeit<br />
lässt sich bei flüchtigen,<br />
punktuellen Kontakten nur schwer<br />
erwerben.<br />
Wegen dieser Probleme werden Vermittler<br />
auch im Internet nicht überflüssig.<br />
Allerdings wandeln sich die Erwartungen,<br />
die sich an sie richten. Diese<br />
lassen sich mit den drei Begriffen<br />
„Navigation“, „Moderation“ und „Produktion“<br />
umschreiben:<br />
Navigation: Im Internet ist statt eines<br />
„Gatekeeping“, also Entscheidungen<br />
über Publikation oder Nicht-Publikation,<br />
ein „Gatewatching“ erforderlich, eine<br />
Bezeichnung, die von Axel Bruns (2005)<br />
stammt und die darauf verweist, dass<br />
die Orientierung im Internet zu einer<br />
wichtigen Leistung wird, also die nachträgliche<br />
Sichtung und Prüfung des im<br />
Internet bereits Publizierten.<br />
Moderation: Der <strong>Journalismus</strong> produziert<br />
nicht mehr nur selbst Informationen,<br />
sondern er kann auch förderliche<br />
Bedingungen für die Kommunikation<br />
der Nutzer schaffen, indem er ihre<br />
Beteiligung organisiert und moderiert.<br />
Dass der <strong>Journalismus</strong> Bürger stärker<br />
in die öffentliche Kommunikation einbeziehen<br />
soll, ist schon vor dem Auftauchen<br />
des Internets ein Anliegen des<br />
„Public Journalism“ und der Alternativmedien<br />
gewesen.<br />
Produktion: Zwar wird das Sortieren<br />
und Moderieren im Internet wichtiger,<br />
Prof. Dr. Christoph Neuberger<br />
dennoch bleibt die klassische Aufgabe<br />
des <strong>Journalismus</strong>, das Schaffen hochwertiger<br />
Informationen, unerlässlich.<br />
Auch im Internet stammen die Beiträge<br />
zu den gesellschaftlich relevanten Themen<br />
überwiegend aus den klassischen<br />
Medien. Die schlechten Refinanzierungsmöglichkeiten<br />
machen es wenig<br />
wahrscheinlich, dass reine Internetanbieter<br />
Redaktionen unterhalten können,<br />
die in der Lage sind, solche Informationen<br />
zu recherchieren und zu präsentieren.<br />
Alternativen zum professionellen<br />
<strong>Journalismus</strong>?<br />
Welche Akteure erbringen nun diese<br />
Vermittlungsleistungen? Sind dafür<br />
Profession und Redaktion notwendige<br />
strukturelle Voraussetzungen? Oder<br />
gibt es dafür funktionale Äquivalente,<br />
also Alternativformen im Internet?<br />
Damit neue Ausprägungen des <strong>Journalismus</strong><br />
überhaupt beobachtet werden<br />
können, darf der <strong>Journalismus</strong> nicht<br />
mehr über die herkömmlichen Strukturmerkmale<br />
– <strong>Journalismus</strong> als (Semi)<br />
Profession, Redaktion als Arbeitsorganisation,<br />
Vermarktung journalistischer<br />
Angebote – definiert werden, sondern<br />
muss – abstrakter ansetzend – als<br />
soziales System über seine gesellschaftliche<br />
Funktion (gesellschaftliche<br />
Selbstbeobachtung und Synchronisation)<br />
und seinen Code (aktuell versus<br />
nicht-aktuell) abgegrenzt werden.<br />
Dann wird sichtbar, dass auch andere<br />
strukturelle Ausprägungen des <strong>Journalismus</strong><br />
denkbar sind. Unter den Bedin-<br />
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