Online-Journalismus - Netzwerk Recherche
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Elf Thesen zum Qualitätsjournalismus im Internet<br />
Elf Thesen zum Qualitätsjournalismus<br />
im Internet<br />
Hans-Jürgen Jakobs, Ressortleiter Wirtschaft<br />
Süddeutsche Zeitung<br />
1) Qualität kostet, auch im Netz.<br />
Es gibt sie nicht kostenlos.<br />
Hinter jedem qualitativ guten Text<br />
steht eine hart arbeitende Redaktion.<strong>Recherche</strong><br />
und Reflexion, die<br />
höchsten Güter des <strong>Journalismus</strong>, gibt<br />
es nicht gratis. Deswegen wird es<br />
neben der Werbung andere Finanzierungsformen<br />
geben müssen. Den Bürgern<br />
sollte Artikel fünf etwas wert sein.<br />
2) Im Mittelpunkt steht der Abonnent.<br />
Es ist eine Illusion zu glauben, mit dem<br />
Einzelverkauf von Artikeln für ein paar<br />
Cent könne sich eine neue Wirtschaftlichkeit<br />
des <strong>Online</strong>-<strong>Journalismus</strong> einstellen.<br />
Micro-Payment führt zu erheblichen<br />
Mehrkosten bei tröpfelnden<br />
Einnahmen. Viel klüger: Bestehende<br />
und neue Kundenbeziehungen zu nutzen<br />
und <strong>Online</strong>-Abonnements abzuschließen,<br />
für eine Woche, für einen<br />
Monat, für ein Jahr.<br />
3) Zauberwelten und Irrtümer<br />
Im Grunde eröffnen E-Tablets wunderbare<br />
neue Möglichkeiten für den <strong>Journalismus</strong>,<br />
weil hier Print, Video, Audio<br />
und Bilderwelten vereinigt werden.<br />
Doch die Folgerungen für die Organisation<br />
sind gewaltig und laufen auf einen<br />
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„continuous publishing“, auf fortwährendes<br />
Publizieren. Das hat beispielsweise<br />
mit der klassischen Zeitungsproduktion<br />
und ihren Druckterminen wenig<br />
zu tun. Und am Ende wird herausstellen,<br />
dass all die i-Pads mindestens genauso<br />
Seh- wie Lese-Medium sein werden. Der<br />
Weg bis dahin: Versuch und Irrtum,<br />
wahrscheinlich viel davon.<br />
4) Eine <strong>Online</strong>site wird niemals so<br />
gut wie die Zeitung sein – aber<br />
auch nicht so schlecht.<br />
Der Vorteil einer Papierzeitung ist häufig,<br />
dass Journalisten mehr Zeit haben.<br />
Dass schwierige <strong>Recherche</strong>n geleistet<br />
und brisante investigative Nachrichten -<br />
storys geschrieben werden können.<br />
Dass die Expertise gestandener Redakteure<br />
in hinter gründige Analysen fließt<br />
und sprachschöne Reportagen entstehen.<br />
Das wird ein aktuelles Informationsportal<br />
so nie leisten können. Dafür<br />
kann es anderes: Schnell und adäquat<br />
auf breaking news reagieren, erste Interviews<br />
und Kommentare liefern. Sowie<br />
besondere Geschichten aufspüren und<br />
ausbreiten – und das mit den Mitteln<br />
des Internet, was Ton und Bewegtbild<br />
einschließt. Und schließlich erlaubt<br />
das Medium eine intensive Kommunikation<br />
mit den Lesern.