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Online-Journalismus - Netzwerk Recherche

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Nea Matzen<br />

Ich muss es ja eigentlich nicht betonen, aber sage es trotzdem: Google ist ein erster<br />

<strong>Recherche</strong>schritt, aber auch nur das. Aber unterschätzen würde ich die Erst -<br />

recherche bei Google nicht: Wer zum Beispiel wissen möchte, warum so viele<br />

publikumswirksame und von staatlicher PR begleitete erste Durchfahrten und<br />

„Sicherheitstests“ des ICE durch den Eurotunnel stattfinden, findet mit diesen in<br />

Anführungszeichen gesetzten Suchbegriffen schnell ein paar Texte, die das Politi -<br />

kum thematisieren, das dahinter steckt, und die ein paar Verweise auf Ansprechpartner<br />

geben. Mit Telefonaten und weiterer <strong>Recherche</strong> im Netz, etwa auf den<br />

Websites der Unternehmen Siemens und Alstom, kann die Suche nach Informationen<br />

dann weitergehen. Zur <strong>Online</strong>-<strong>Recherche</strong> gehört ansonsten die professionelle<br />

Skepsis, die jeden Journalisten/jede Journalistin bei der Arbeit begleiten<br />

sollte. Wer hat diese Information mit welcher Absicht ins Netz gestellt? Ist die<br />

Information überprüfbar? Gibt es weitere Quellen, die das behaupten? Wer hat<br />

das Foto gemacht, das ich im Netz gefunden habe? Welche Datenbank oder offizielle,<br />

möglichst frei zugängliche Seite kann verlässliche Daten liefern bzw. wo<br />

könnte ich sie anfordern (z.B. Statistisches Bundesamt, eurostat)? Das Spektrum<br />

der Informationsquellen lässt sich durch Twitter und durch soziale <strong>Netzwerk</strong>e im<br />

Internet erweitern. Dafür muss man ein paar Dinge kennen und nutzen können:<br />

angefangen vom Hashtag über die Nutzung von Googletrends bis hin zur gezielten<br />

Suche nach Youtube-Videos. Das Beobachten von Blogs zu bestimmten Themen<br />

versteht sich von selbst. Ein frühes Erkennen von Trends und auch Hinweise<br />

auf Missstände können mögliche <strong>Recherche</strong>ergebnisse sein, aber Katastrophen wie<br />

Amokläufe oder Massenpaniken kann ein Netzreporter dadurch auch nicht vorhersehen.<br />

Die Hinweise im Netz auf solche Tragödien erscheinen oft erst im Nachhinein<br />

– mit dem Wissen um das Geschehene – als Warnungen und Alarmzeichen<br />

eindeutig erkennbar. Auch die Nutzung von Social Bookmarking gehört ins Repertoire:<br />

Was hat der Experte/die Expertin zu diesem Thema als Lesezeichen angelegt<br />

oder was finde ich unter bestimmten Suchworten bei den jeweiligen Anbietern?<br />

Ich nutze delicious.com (www.delicious.com/cmatzen), bin aber kein sehr sortierter<br />

User. Es gibt so viele Bausteine für eine umfassende oder gezielte<br />

<strong>Recherche</strong> im Netz kombiniert mit den herkömmlichen Methoden, dass ich sie<br />

hier nicht alle aufzählen kann. Das jeweilige Vorgehen hängt zu sehr vom Thema<br />

ab, als dass ich Routinen vorschlagen könnte.<br />

Zur Person: Nea Matzen ist Redakteurin bei tagesschau.de und arbeitet seit mehr als zehn Jahren als <strong>Online</strong>-<br />

Journalistin. Sie ist ausgebildete Printredakteurin und hat während und nach dem Journalistikstudium freiberuflich<br />

Erfahrungen bei Radio und Fernsehen gesammelt. Seit 1995 arbeitet sie als Trainerin und Dozentin<br />

für praktischen <strong>Journalismus</strong> an verschiedenen Journalistenschulen und Universitäten.<br />

www.neamatzen.de<br />

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