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Online-Journalismus - Netzwerk Recherche

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Interview<br />

schalten können, dies jedoch immer für den User transparent zu geschehen hat. Hat<br />

ein journalistischer Internet-Auftritt etwa verschiedene Reiter für einzelne Rubriken<br />

seines Mediums, wie Politik, Wirtschaft, Vermischtes, so kann direkt daneben<br />

nicht ein Reiter stehen, der zu einem Portal eines Werbetreibenden führt. Ein solcher<br />

Reiter müsste klar gekennzeichnet sein, so dass der User weiß: Wenn ich hier<br />

drauf klicke, komme ich zu einer Werbe- und nicht zu einer redaktionellen Seite.<br />

In Ihrem Jahrbuch heißt es, dass die „ethische Diskussion“ nach den ersten<br />

<strong>Online</strong>-Fällen noch im Fluss sei. Sie deuten in Ihrem Bericht zumindest an, dass<br />

Sie an eine Erweiterung des Pressekodex’ im Bereich der <strong>Online</strong>-Inhalte denken.<br />

Können Sie konkretisieren, wo es eventuell Erweiterungs- oder gar radikalen<br />

Reformbedarf gibt?<br />

Der Presserat hat seinen Kodex immer einer Veränderung unterworfen, wenn dies<br />

notwendig ist. Unsere Erfahrungen mit gut eineinhalb Jahren Beschwerdearbeit hat<br />

bislang keine großen Mängel im Kodex zu Tage treten lassen. Dennoch prüfen wir,<br />

inwieweit sich einige Punkte im Kodex noch verfeinern lassen – Stichworte sind hier:<br />

Umgang mit Forenbeiträgen, Kennzeichnung von redaktioneller Werbung, Bewertung<br />

elektronischer Archivinhalte. Gerne nehmen wir hierzu auch Anregungen<br />

einer interessierten Öffentlichkeit an.<br />

Gerade im Zeitalter des Web 2.0 und mit den neuen Aufgaben im Bereich des<br />

<strong>Online</strong>-<strong>Journalismus</strong> erscheinen gewisse Gepflogenheiten des Presserats als<br />

anachronistisch. Gibt es hier Überlegungen, wie Sie Ihre Arbeit in Zukunft weiter<br />

öffnen können – etwa durch öffentliche Beratungen oder Hinzuziehen von weiteren<br />

Experten?<br />

Bei dieser Frage bleibt offen, was Sie genau mit „anachronistisch“ bezeichnen.<br />

Ich halte es nicht für anachronistisch, wenn die Aussprache und Beratung über<br />

einzelne Beschwerdefälle in nicht-öffentlicher Sitzung stattfindet. Mitglieder der<br />

Spruchgremien sind Journalisten und Verleger, also Praktiker, die wissen, wovon<br />

sie reden; sie kennen das Alltagsgeschäft. Ich bin mir nicht sicher, ob eine öffentliche<br />

Beratung die Qualität der Entscheidungen positiv beeinflusst. Argumentation<br />

und Meinungsbildung kann in einem geschützten, nicht-öffentlichen Raum, oft<br />

freier und unabhängiger stattfinden. Zudem stellen sich ganz praktische Fragen:<br />

Wer bestimmt, wer und von wem diese „Öffentlichkeit“ repräsentiert wird? Wo<br />

und wie sollten die Beschwerdeausschüsse tagen – in Hörsälen der Universitäten,<br />

vor laufender Webcam? Das Hinzuziehen von Experten findet in einzelnen Fällen<br />

durchaus statt. Dies geschieht da, wo es an Expertenwissen fehlt oder bestimmte<br />

Erfahrungen für die ethische Bewertung eine Rolle spielen. So werden zum Beispiel<br />

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