Online-Journalismus - Netzwerk Recherche
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Verschwinden oder Wandel des <strong>Journalismus</strong> im Internet?<br />
Verschwinden oder Wandel des <strong>Journalismus</strong><br />
im Internet?<br />
Prof. Dr. Christoph Neuberger, Institut für Kommunikationswissenschaft<br />
der Wilhelms-Universität Münster<br />
Öffentlichkeitswandel im Internet<br />
Das Internet entzieht sich einer einfachen<br />
Einordnung. Es setzt die Reihe der<br />
bisherigen journalistischen Medien<br />
nicht fort, weil es deutlich mehr Kommunikationsoptionen<br />
bietet als Presse<br />
und Rundfunk: Neben der Multimedialität<br />
und raum-zeitlichen Variabilität<br />
sind es vor allem die Partizipation und<br />
Interaktion, d. h. der erweiterte kommunikative<br />
Zugang zur Öffentlichkeit sowie<br />
der flexible Wechsel zwischen der Rezipienten-<br />
und der Kommunikatorrolle,<br />
die dem <strong>Journalismus</strong> neue Möglichkeiten<br />
eröffnen (vgl. Neuberger 2009).<br />
In der Öffentlichkeit der traditionellen<br />
Massenmedien ist der professionelle<br />
und redaktionell organisierte <strong>Journalismus</strong><br />
die einzige Durchlassstelle zwischen<br />
Quellen und Publikum: Als<br />
„Gatekeeper“ verfügt er einerseits<br />
über einen exklusiven Kontakt zur<br />
Öffentlichkeitsarbeit („Public Relations“)<br />
und zu anderen Quellen. Andererseits<br />
unterhält er eine einseitige<br />
Beziehung zum passiven, dispersen<br />
Massenpublikum, das kaum über<br />
„Feedback“-Möglichkeiten verfügt.<br />
Während einst die Erfindung des<br />
Drucks mit beweglichen Lettern durch<br />
Gutenberg zur Erweiterung des rezeptiven<br />
Zugangs und damit zur Entste-<br />
36<br />
hung der Massenmedien führte, beseitigt<br />
das Internet das Nadelöhr auf der<br />
anderen Seite: beim kommunikativen<br />
Zugang zur Öffentlichkeit. Der Entwicklungsschub,<br />
den die öffentliche Kommunikation<br />
dadurch erhält, könnte von<br />
vergleichbarer Bedeutung sein.<br />
Weil technische, ökonomische, kognitive<br />
und rechtliche Barrieren für das<br />
Publizieren niedriger sind als in Presse<br />
und Rundfunk, kann im Prinzip nun<br />
jeder ohne allzu großen Aufwand<br />
publizieren. Das heißt noch nicht, dass<br />
diese Möglichkeit auch tatsächlich von<br />
jedem genutzt wird: Die repräsentative<br />
ARD/ZDF-<strong>Online</strong>-Studie 2009 kommt<br />
zum Ergebnis, dass fast die Hälfte (48<br />
Prozent) der deutschen Internetnutzer<br />
die „Möglichkeit, aktiv Beiträge zu verfassen<br />
und ins Internet zu stellen“,<br />
„gar nicht interessant“ finden (vgl.<br />
Busemann/Gscheidle 2009: 357).<br />
Gleichwohl besitzt das Internet das<br />
technische Potenzial, dass sich die<br />
öffentliche Kommunikation von einer<br />
sozial selektiven, linearen und einseitigen<br />
zu einer partizipativen, netzartigen<br />
und interaktiven Kommunikation<br />
verändert. Wie wandelt sich die aktuelle<br />
Öffentlichkeit durch die neuen Partizipations-<br />
und Interaktionsmöglichkeiten?<br />
Organisationen, die mittels Public