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Online-Journalismus - Netzwerk Recherche

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ihre Produkt oder ihre Dienstleistung<br />

gerade ansprechbar sind und wirken<br />

durch die Vermittlung von Facebook-<br />

„Freunden“ glaubwürdiger. Sie brauchen<br />

keine Zeitungen und Zeitschriften<br />

mehr. Guter <strong>Journalismus</strong> kostet aber<br />

Geld. Daher werden hochwertige Informationen<br />

im Internet in Zukunft<br />

bezahlt werden müssen, vermutlich<br />

sogar teurer als ein Zeitungsabonnement<br />

heute kostet.<br />

„Die Reichen und Mächtigen, die<br />

Unternehmensbosse, haben es sich<br />

schon immer leisten können, informiert<br />

zu sein. Das war ja auch ursprünglich<br />

die Idee der modernen Zeitung mit<br />

einer hohen Verbreitung: Jeder, der<br />

lesen kann, jeder, der wählen kann,<br />

sollte in der Lage sein, sich zu informieren“,<br />

sagt Jay Rosen, Professor für<br />

<strong>Journalismus</strong> an der New York University.<br />

Diese Demokratisierung verlässlicher<br />

Information droht durch das Internet<br />

zu verschwinden. So kommt es<br />

zumindest in den demokratischen<br />

Industriegesellschaften zu einer paradoxen<br />

Situation: Obwohl potentiell<br />

immer mehr Information zur Verfügung<br />

steht, wird der Zugang zu Qualitäts -<br />

informationen für viele Menschen<br />

schwieriger, weil teurer.<br />

Drittens: Die Trennung zwischen Wahrheit<br />

und Lüge, zwischen Müll und Qualität<br />

im Netz wird immer mühevoller<br />

und zeitraubender.<br />

Das Internet erschwert es nämlich aufgrund<br />

seiner schieren Fülle, die Perlen<br />

Markus Reiter<br />

im Misthaufen zu finden, wie es einmal<br />

der US-amerikanische Internetpionier<br />

Joseph Weizenbaum formuliert hat.<br />

Guter <strong>Journalismus</strong> sieht seine Aufgabe<br />

genau darin: Er beschafft Informationen,<br />

überprüft ihre Richtigkeit,<br />

wählt aus und hilft so den Lesern,<br />

Zuschauern und Zuhörern, die Informationsflut<br />

zu bewältigen. Wo es keinen<br />

bezahlbaren <strong>Journalismus</strong> mehr<br />

gibt, muss der Einzelne diese zeit- und<br />

kostenaufwändige Aufgaben selbst in<br />

die Hand nehmen – oder davor kapitulieren.<br />

Diesen Umstand werden alle zu<br />

nutzen wissen, die ein Interesse an<br />

manipulierter Information haben.<br />

Regierungen, Konzerne, Interessengruppen<br />

werden falsche Informationen<br />

in Umlauf setzen. Diese Informationen<br />

werden eine Vorteil haben: Sie bleiben<br />

kostenlos – und deshalb werden sich<br />

viele Menschen damit zufrieden geben.<br />

Die positive Seite der Internet-Öffentlichkeit:<br />

Journalisten müssen sich der<br />

Überprüfung ihrer Arbeit durch Leser,<br />

Zuschauer und Zuhörer stellen, weil<br />

diese öffentlich und unmittelbar reagieren<br />

können. Eine solche Wachhund-<br />

Funktion von Blogs und Kommentarfunktionen<br />

stärkt am Ende die Arbeit<br />

investigativer Journalisten und hebt die<br />

Qualität der Berichterstattung.<br />

Wobei wir uns nichts vormachen sollten:<br />

Journalisten können es mit ihrer<br />

Arbeit nie allen Lesern Recht machen.<br />

Die meisten Menschen beschweren<br />

sich bei Redakteuren, wenn diese nicht<br />

jene Meinung vertreten, der sie selbst<br />

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