Online-Journalismus - Netzwerk Recherche
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Interview<br />
CB: Das führt schon dazu, dass noch mehr vom Selben, manchmal in umgekehrter<br />
Reihenfolge, parallel durch die wachsende Zahl der Kanäle (RSS, Facebook,<br />
Twitter) geblasen wird. Und das wird von allen Seiten natürlich massiv zum Marketing<br />
benutzt.<br />
CS: Und von den „alten Platzhirschen“ wurden ja niemals PR-Meldungen weiterverbreitet,<br />
oder wie?! Im Ernst: Insbesondere Meedia und Turi2 lassen sich prima<br />
wie Wikipedia nutzen – für einen ersten Eindruck oder Impuls. Was einen interessiert<br />
(oder wozu man sich selbst eine Meinung machen möchte), kann man ja zum<br />
Glück anschließend andernorts, beispielsweise in den Primärquellen nachlesen.<br />
Bei Turi2 sind die ja in der Regel sogar verlinkt.<br />
Und da sind ja noch Medienblogs. Welche journalistischen Impulse gehen nach<br />
Ihren Beobachtungen von diesen Angeboten aus; haben sie das Medienspektrum<br />
bereichert?<br />
CB: Natürlich sind Blogs wie die, die in der Mediennische in aller Munde sind<br />
(Niggemeier, Carta ... ), nicht nur auf Augenhöhe mit Printjournalismus, sondern<br />
liegen oft darüber, schon weil sie Links setzen können und keine Zeilenbegrenzung<br />
haben, und bereichern das Spektrum.<br />
CS: Allerdings stammen die interessantesten Einträge letztlich entweder von<br />
Medienjournalisten, die nebenbei noch bloggen, oder sie werden von klickstarken<br />
Seiten mit Rückkanal „entdeckt“, beispielsweise in Ronnie Grobs täglicher<br />
„6vor9“-Rubrik auf Bildblog.de.<br />
Auch das Altpapier ist jetzt letztlich auch auf einem Blog gelandet: Herr Bartels,<br />
hat sich durch den Umzug auf diesen Ausspielkanal für Sie wesentliches geändert<br />
(etwa durch die Möglichkeit von Leserkommentaren); wie haben ihre Leser<br />
auf dieser Änderung reagiert, blieben die Ihnen trotz der Wirren um das Altpapier<br />
treu, kamen neue Leser hinzu? Hat das Altpapier in diesem Publikationsort seine<br />
endgültige Heimat gefunden oder lassen sich solche Prognosen in dieser volatilen<br />
Umgebung nur schwer treffen?<br />
CB: Das Altpapier saß eigentlich immer zwischen allen Stühlen, auch wenn es<br />
inzwischen viel mehr Stühle gibt als im Jahr 2000, also es wurde von Bloggern nie<br />
als Blog aufgefasst und wurde und wird selten verlinkt, was uns in der Aufmerksamkeitsökonomie<br />
des Internet schon schadet. Und die Printjournalisten wollten<br />
eigentlich auch nie über das Altpapier schreiben, weil das Altpapier über sie<br />
schreibt, ne?<br />
CS: Ja, merkwürdig: Die wollten zwar ihren Namen in der Zeitung lesen, aber nicht<br />
in den Kommentarspalten.<br />
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