Online-Journalismus - Netzwerk Recherche
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„Dieser schreckliche Stotterjournalismus!“<br />
Marian Semm<br />
Unternehmensberater<br />
Marian Semm<br />
Wie sehen Sie den aktuellen Zustand des <strong>Online</strong>-<strong>Journalismus</strong> in Deutschland, was<br />
läuft gut, was läuft weniger gut?<br />
Erstens gibt es etablierte überregionale Angebote von <strong>Online</strong>-<strong>Journalismus</strong> – im<br />
Mainstream und in Nischen, institutionalisiert und unabhängig. Ich lese gerne<br />
Netzpolitik.org und ich bin ein großer Fan von Wolfgang Blau, weil er diese angestaubte<br />
Wochenzeitung „Die Zeit“, die ich immer mit unserem Lehrerhaushalt aus<br />
den 1980-er Jahren verbinden werde, so grandios ins Netz verpflanzt hat. Zweitens<br />
gibt es auch ein paar experimentierfreudige Zeitungsverlage, da fallen mir die<br />
„Ruhr Nachrichten“ und die „Rhein-Zeitung“ ein – die Schlüsselstellen sind dort<br />
erfrischend, teils jung besetzt, die Chefs leben die neue Welt vor. Und drittens<br />
haben wir eine Graswurzelbewegung von Orts-Blogs und regionalen Themenblogs<br />
wie dem Heddesheimblog oder Fußball Passau (www.fu-pa.de).<br />
Zu jedem dieser Punkte lässt sich ein großes Aber finden. Erstens: Die über regionalen<br />
Angebote werden häufig von Print mitgetragen und wären alleine nicht überlebensfähig.<br />
Zweitens: Die meisten Regionalzeitungen möchten aus ökonomischen<br />
Gründen einen Erfolg des <strong>Online</strong>-<strong>Journalismus</strong> verhindern, weil sie glauben,<br />
dass im <strong>Online</strong>-Geschäft der Werbeeuro nur zehn Cent wert ist. Drittens: Diese<br />
Orts-Blogs rechnen sich momentan nur unter Idealbedingungen, ich trage dafür<br />
den Begriff Blogger-Prekariat mit mir herum.<br />
Es wird sich zeigen, was funktioniert – langfristig am stärksten in ihrer Existenz<br />
bedroht sehe ich nicht die Orts-Blogger sondern die Regionalzeitungen, weil viele<br />
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