05.11.2012 Aufrufe

Online-Journalismus - Netzwerk Recherche

Online-Journalismus - Netzwerk Recherche

Online-Journalismus - Netzwerk Recherche

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Verschwinden oder Wandel des <strong>Journalismus</strong> im Internet?<br />

lismus (vgl. Bruns 2005; Neuberger<br />

2006; Domingo et al. 2009). Dafür gibt<br />

es zwei Möglichkeiten: Nutzer haben<br />

die Gelegenheit, sich am redaktionellen<br />

Produktionsprozess zu beteiligen,<br />

z. B. als Leserreporter. Als „Prosumer“<br />

unterstützen sie dann die Arbeit der<br />

Redaktion, oder die Redaktion organisiert<br />

und moderiert die öffentliche<br />

(Anschluss-)Kommunikation der Nutzer,<br />

die sich auf den redaktionellen Teil<br />

bezieht, aber auch unabhängig davon<br />

sein kann. Auch der professionelle<br />

<strong>Journalismus</strong> bedient sich partizipativer<br />

Angebote, z. B. dann, wenn Redaktionen<br />

auch in Twitter und Facebook<br />

präsent sind.<br />

Integrierte <strong>Netzwerk</strong>öffentlichkeit<br />

Das Internet ermöglicht nicht nur reichweitenstarke<br />

Massenkommunikation,<br />

also „große“ Öffentlichkeiten, wie sie<br />

Presse und Rundfunk herstellen, sondern<br />

besitzt auch einen „Long Tail“<br />

(vgl. Anderson 2007), also zahlreiche<br />

Angebote, die wenig frequentiert werden.<br />

Das Internet ist in der Lage,<br />

Medien-, Format- und Angebotsbrüche<br />

zu kitten, die bisher Barrieren für die<br />

Weiterverbreitung von Informationen<br />

bildeten. Die oft aufgestellte Behauptung,<br />

im Internet entstehe eine „fragmentierte“<br />

Öffentlichkeit, ist in diesem<br />

Lichte kaum haltbar. Eher das Gegenteil<br />

dürfte der Fall sein: Im Internet ist<br />

nun alles auf einer Plattform versammelt,<br />

was vorher getrennt war. Es<br />

schafft die technischen Voraussetzungen<br />

für eine integrierte Öffentlichkeit,<br />

42<br />

die unterschiedliche Ebenen von<br />

Öffentlichkeit in einem Medium vereint.<br />

Die Fragmentierungsthese beruht<br />

auf einer Art optischer Täuschung: Im<br />

Internet wird – vor allem für die dafür<br />

„blinde“ Kommunikationswissenschaft<br />

– sichtbar, dass es jenseits der massenmedialen<br />

Öffentlichkeit auch bisher<br />

schon „kleine“ Öffentlichkeiten gab,<br />

die durch Medien mit geringer Reichweite<br />

und als Präsenzöffentlichkeiten<br />

(Versammlungs-, Encounteröffentlichkeit)<br />

hergestellt wurden.<br />

Unter Berufung auf Yochai Benkler<br />

(2006) und Chris Anderson (2007) lassen<br />

sich die Grundzüge einer integrierten<br />

<strong>Netzwerk</strong>öffentlichkeit herausarbeiten,<br />

für die das Internet zumindest<br />

das Potenzial besitzt: Auf der Inputseite<br />

ist im Internet – im Vergleich zu<br />

Presse und Rundfunk – ein höheres<br />

Maß an inhaltlicher Vielfalt möglich. Es<br />

hängt von der Leistungsfähigkeit der<br />

journalistischen Vermittler, d. h. von<br />

ihren Selektions-, Prüf- und Modera -<br />

tionsleistungen ab, in welchem Maße<br />

diese zunächst fragmentierte Vielfalt<br />

der „kleinen“ Öffentlichkeiten zu einer<br />

gemeinsamen Themenagenda und zu<br />

einem diskursiv „gehärteten“ Konsens<br />

in der „großen“, integrierten Öffentlichkeit<br />

transformiert werden kann. Die<br />

schrittweise inhaltliche Reduktion und<br />

Fokussierung der Aufmerksamkeit auf<br />

wenige Themen und Meinungen ist –<br />

im Gegensatz zum einheitlich strengen<br />

„Gatekeeper“-Regime der traditionellen<br />

Massenmedien, bei dem über<br />

Publikation und Nicht-Publikation ent-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!