Online-Journalismus - Netzwerk Recherche
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<strong>Journalismus</strong> im Webstuhl<br />
ist Täter und Opfer zugleich, Herr und<br />
Knecht in einer Person. Es führt Krieg<br />
gegen sich selbst und bleibt so oder so<br />
als dessen Invalide zurück. Nicht eine<br />
erschöpfte, sondern eine ausgebrannte<br />
Seele ist das Resultat.“<br />
Vernachlässigte Weiterbildung<br />
Gegen Überlastung hilft nur ein<br />
bewussterer Umgang mit Ressourcen,<br />
zu denen in der Personalersprache<br />
auch Mitarbeiter gehören. Newsroom-<br />
Forscher Meier sprach von einem Mehr<br />
an Kreativität, das die neuen Medien<br />
und das crossmediale Arbeiten bringen<br />
können, Kreativität kann auch durch<br />
Muße gewonnen werden. Manche<br />
Kreativ-Unternehmen verordnen ihren<br />
Angestellten angeblich gar eine halbe<br />
Stunde Nichtstun pro Arbeitstag, weil<br />
dadurch die Kreativität ergo die Produktivität<br />
gesteigert werden soll. Zeit<br />
wird auch für Weiterbildungen<br />
gebraucht. Medienexperte Kaltenbrunner<br />
sagte gegenüber derStandard.at:<br />
„In Medienhäusern gibt es generell<br />
sehr wenig Weiterbildung. (...) Wer<br />
aber einen integrierten Newsroom einführen<br />
will, ohne fünf bis zehn Prozent<br />
seines Budgets für Weiterbildung,<br />
Change Management und Personalentwicklung<br />
vorzusehen, wird scheitern.“<br />
Pit Gottschalk, Leiter des Vorstandsbüros<br />
Zeitungen beim Axel Springer-Verlag,<br />
hat parallel zum Job für seinen MBA-<br />
Abschluss an der Berlin School of Creative<br />
Leadership eine Studie zur <strong>Online</strong>-<br />
Integration bei deutschen Zeitungen<br />
erstellt. Er kommt zu dem Ergebnis,<br />
86<br />
dass nur jeder siebte Chefredakteur<br />
über eine Redaktion verfügt, die auf<br />
beiden Plattformen, Print und <strong>Online</strong>,<br />
arbeiten kann.<br />
Weite enge Welt<br />
Außer an Weiterbildungen mangelt es<br />
auch an Transparenz und Kommunikation.<br />
„Nur jeder dritte Chefredakteur<br />
berichtete davon, dass die Verlagsspitze<br />
allen Mitarbeitern in der Redaktion<br />
ausführlich erklärt hat, wie Print<br />
und <strong>Online</strong> enger verzahnt werden sollen“,<br />
schreibt Gottschalk im „Medium<br />
Magazin“. Kaltenbrunner sagt: „Ein<br />
Geschäftsführer, der zehn oder 20<br />
Jahre nur im Printbereich tätig war,<br />
kennt sich in anderen Medienfeldern<br />
kaum aus. Viele tun sich schwer damit,<br />
die Bereiche gemeinsam zu denken<br />
und zu entwickeln.“ Gottschalk sagt,<br />
zwei Drittel der untersuchten Redaktionen<br />
hätten die höhere, integrierte<br />
Entwicklungsstufe nicht erreicht. Die<br />
Printleute arbeiteten zwar enger als<br />
früher mit der <strong>Online</strong>-Welt zusammen,<br />
aber die <strong>Online</strong>r bildeten weiterhin<br />
eine eigene Welt.<br />
Gottschalk schreibt das so, als ob die<br />
vollintegrierte Redaktion für jeden Verlag<br />
das Ziel sein müsse, Kaltenbrunner<br />
sagt, es gebe kein idealtypisches<br />
Modell, auch ein nicht-integrierter<br />
Newsroom könne die beste Lösung<br />
sein. Die Wochenzeitung „der Freitag“<br />
hat beispielsweise eine vollintegrierte<br />
Redaktion, wenn auch keinen News -<br />
room. Jeder Print-Redakteur ist auch