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Online-Journalismus - Netzwerk Recherche

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Stefan Plöchinger<br />

aber nicht zwingend im Widerspruch zum guten alten Newsjournalismus, im<br />

Gegenteil. Wenn man zum Beispiel Newsgeschichten mit klaren nachrichtlichen<br />

Überschriften versieht, die Reizworte enthalten, dann ist das sowohl klassisches<br />

Blattmachen als auch SEO. Eine handwerkliche Aufgabe, die sich im Übrigen von<br />

jener in den Zeitungen nicht so sehr unterscheidet.<br />

Was verstehen sie unter „pointierter Verkaufe“?<br />

Die Aufmerksamkeitsschwelle des Lesers ist gering, sein Interesse flüchtig. Das verdrängt<br />

man als Journalist gern, aber es ist so. Also muss jede Überschrift und jeder<br />

Teaser das Publikum reizen, auf den Punkt getextet sein, die Geschichte blitzschnell<br />

verständlich machen. Jedes Wort muss sitzen, und die Geschichten müssen<br />

einen klug überlegten, möglichst überraschenden Spin haben – natürlich ohne an<br />

der Realität vorbei zu dichten, man darf den Leser nicht verladen. Auch das:<br />

gewohntes Handwerk, dicht dran an Print, aber bei <strong>Online</strong> fast immer unter<br />

größerem Zeitdruck.<br />

Wie sieht das Rezept für den idealen „Teaser-Text“ zu Beginn einer Story aus?<br />

Wenn der Spin der Geschichte überraschend ist, schreibt sich der Teaser wie von<br />

selbst. Wenn es eher klassische News sind, gibt es ein paar Tricks – den Artikel auf<br />

Reizworte und gute Zitate scannen, Kontrastkonstruktionen, Überhöhung und vieles<br />

mehr. Drei wichtige Regeln: Erstens den Teaser am Ende zwar öffnen auf das<br />

berühmte „mehr ...“ hin, aber nichts elementar Wichtiges offen lassen, das frustriert<br />

Leser. Zweitens nicht übergeigen, das frustriert auch. Drittens sich zwingen,<br />

sich von Rezepten zu lösen. Eine Seite mit immer gleichen Teaserkonstruktionen<br />

ist langweilig.<br />

Welche wesentlichen Zukunfts-Trends sehen Sie für die kommenden fünf Jahre<br />

im Feld des <strong>Online</strong>-<strong>Journalismus</strong>?<br />

Fünf Jahre sind im Netz kaum zu überblicken. Für die kommenden zwei Jahren<br />

wäre meine Prognose: Die journalistischen Formen werden vielfältiger, das Layout<br />

hoffentlich kreativer und übersichtlicher, und wir müssen uns mit alternativen<br />

Plattformen auseinandersetzen. Redaktionen müssen in Social Networks präsenter<br />

werden. Wir brauchen attraktive Sites für Smartphones, Tablets, vielleicht<br />

sogar Fernseher, denn die Leute lesen uns längst nicht mehr nur am Rechner. Das<br />

ist mehr als eine technische Frage, sondern auch eine blattmacherische: Was<br />

ändert es, wenn Menschen unsere Site unterwegs oder im Wohnzimmer abrufen?<br />

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