Ornithologische Berichte aus dem mittleren Elstertal

Ornithologische Berichte aus dem mittleren Elstertal 1 (2008)
Neuntöter, Lanius collurio – Reviere
Nr. Geschl. Rechtswert Hochwert Beschreibung
16 ♂ und ♀ 4495947 5639213 04. Juni 2007: Wegböschung mit Hagebutten und Pflaumen-
bäumen an der A 4 – 1. Revier
17 ♂ 4495947 5639213 04. Juni 2007: Wegböschung mit Hagebutten und Pflaumenbäumen
an der A 4 – 2. Revier
18 ♂ und ♀ 4496063 5639171 04. Juni 2007: Wegböschung mit dürren Obstbäumen und
Heckenstrukturen
19 ♂ und ♀ 4497387 5639494 08. Juni 2007: Alte Obstplantage am Wachhügel mit Weißdornhecke,
Holunder, Hagebutte
20 ♀ 4497313 5639196 08. Juni 2007: Kleingartenanlage mit alten Obstbäumen und
Heckenstrukturen
Diskussion
Die in der Studie betrachtete Fläche beträgt 1350 ha und wurde in der Zeit von Ende Mai bis Mitte Juni
2007 bearbeitet. Auf dem Gelände südlich der Straße durch die Gemeinde Kraftsdorf wurde ein besetzter
Horst des Rotmilans gefunden. Rotmilane wurden bei allen Beobachtungsgängen gesehen, zeitweise bis zu
drei Vögel gleichzeitig, was seine Präsenz im Gebiet unterstreicht. Spezielle Exkursionen in das Untersuchungsgebiet
wurde am 18. Juni (W. ZSCHIEGNER, D. KRAFT) und am 22. Juni (J. LUMPE, W. SIMON) unternommen,
um weitere Horststandorte des Rotmilans zu ermitteln, leider ohne Erfolg. Trotzdem kann aufgrund
mündlicher Recherchen bei Geraer Ornithologen und eigenen Beobachtungen vor Ort von der Existenz eines
zweiten Brutpaares im Gebiet ausgegangen werden.
Vom Neuntöter wurden in der Gemeinde Kraftsdorf 20 Reviere ermittelt, die der Anzahl der Brutpaare
gleichgesetzt werden. Einerseits wandern festgestellte und gegebenenfalls noch nicht verpaarte Vögel aus
dem Revier ab, andererseits ist davon auszugehen, dass nicht alle Neuntöter gefunden wurden. Insofern ist
die getroffene Annahme (festgestellte Reviere = Anzahl Brutpaare) vertretbar. Einbezogen sind die Reviere
7, 19 und 20, obwohl sie leicht außerhalb der Gemeindegrenze liegen. In 12 Revieren wurden ♂ und ♀ angetroffen,
in 5 Fällen nur ♂ und in 3 Fällen nur ♀. Die Reviere 9, 16, 17 und 18 liegen alle in Umkreis von 50 –
150 Metern. Revierabstände unter 100 Metern werden auch in der Literatur erwähnt (GÜNTHER 1969).
Die Siedlungsdichte des Neuntöters auf der betrachteten Fläche von 1350 ha liegt bei 0,15 BP/10 ha. Die
Reviere liegen in Heckenstrukturen mit angrenzendem Offenland (Schafweiden, Pferdekoppeln, Mähwiesen),
an einem mit Büschen bestandenen kleinen Bachlauf, in alten Streuobstwiesen und verwilderten Gärten,
in einem ausgedienten Steinbruch, am stark bewachsenen Bahndamm, an einer alten Scheune inmitten
der Feldflur, an Hohlwegen mit geeigneter Pflanzenstruktur und am Rand einer Straße mit breiten Wiesensäumen.
Zum bedingten Vergleich können folgende Zahlen herangezogen werden: 0,21 – 0,37 BP/10 ha für
Wiesenhänge und Ackerland mit Büschen und Bäumen (KNORRE 1986). Der Wert 0,15 BP/10 ha liegt deutlich
darunter. Bei Streichung der großen landwirtschaftlichen Schläge und der ungeeigneten größeren Wälder
bleibt weniger als die Hälfte der Untersuchungsfläche übrig, die als Habitat für den Neuntöter in Frage
kommt (siehe Diagramm 1 ). Mit dieser Korrektur ergibt sich eine Siedlungsdichte von 0,37 BP/10 ha und entspricht
damit den Werten aus der angegebenen Literatur.
40% Diagramm der Flächenanteile in der Gemeinde Kraftsdorf 29% Legende zum Diagramm:
7%
24%
Habitate ~ 40 %
(geeignet für den Neuntöter)
Felder ~ 29 %
(Raps, Weizen, Gerste, Roggen)
Wald ~ 24 %
(mehrere kleine Wälder)
Bebauung ~ 7 %
(Kraftsdorf, Harpersdorf)
Im südlich von Kraftsdorf gelegenen Teilgelände wurden 8 Reviere und im nördlich davon gelegenen Teilgelände
12 Reviere des Neuntöters ermittelt.
1 Die Flächen wurden mit Hilfe der Software des Landesvermessungsamtes Erfurt überschlägig ermittelt
J. Lumpe: Rotmilan Milvus milvus und Neuntöter Lanius collurio in der Gemeinde Kraftsdorf 20