12.07.2015 Aufrufe

Mündliche Frage zu Entscheidungskriterien der ... - Schulz, Swen

Mündliche Frage zu Entscheidungskriterien der ... - Schulz, Swen

Mündliche Frage zu Entscheidungskriterien der ... - Schulz, Swen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deutscher Bundestag 17. Wahlperiode 80. Sit<strong>zu</strong>ng. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010 8873Dr. Rosemarie Hein(A)o<strong>der</strong> waren kurz vor ihrer Einschulung. Hätte (C) man seinerzeitzügig Lehren aus diesem Desaster gezogen, dannwäre es heute <strong>zu</strong> einem besseren Ergebnis gekommen.Dem ist aber nicht so.Damals konnten 22,6 Prozent nur schlecht lesen.Heute sind es noch immer 18,5 Prozent. Damals war esein gutes Fünftel, heute ist es ein knappes Fünftel. Werdas ein Jahrzehnt später als Erfolg verkaufen möchte,<strong>der</strong> hat sehr bescheidene Vorstellungen von Erfolg.Bemerkenswert ist: Es gab noch in keiner PISA-Studieeine so deutliche Kritik am Gymnasium und an <strong>der</strong> frühenTrennung in unterschiedliche Bildungsgänge. Zwarhaben wir am Gymnasium anspruchsvollere Lesestoffe,aber weniger Sprachför<strong>der</strong>ung, was <strong>zu</strong>m Beispiel fürMigrantinnen und Migranten wichtig wäre. Wir haben<strong>zu</strong> wenig differenzierte Lernangebote. Eigentlich ist dasGymnasium die Einheitsschule, nichts an<strong>der</strong>es.Das geglie<strong>der</strong>te Schulsystem för<strong>der</strong>t nicht, es spaltet.(Beifall bei <strong>der</strong> LINKEN)Wir geben uns damit nicht <strong>zu</strong>frieden. Das heißt dochnichts an<strong>der</strong>es, als dass 18,5 Prozent <strong>der</strong> Schülerinnenund Schüler vermutlich auf <strong>der</strong> Strecke bleiben. Daskann man doch nicht einfach so hinnehmen. In denHauptschulen ist es jede zweite Schülerin bzw. je<strong>der</strong>zweite Schüler, in den För<strong>der</strong>schulen sind es sogar dreiViertel. All das ist in <strong>der</strong> Studie nach<strong>zu</strong>lesen. Damitkann man sich doch nicht <strong>zu</strong>friedengeben.(Beifall bei <strong>der</strong> LINKEN Patrick Meinhardt[FDP]: Sie spalten!)Das ist an drei Tatsachen ab<strong>zu</strong>lesen: Die frühe Trennungin unterschiedliche Schulformen verstärkt die Ungleichheitin <strong>der</strong> Bildung. Lehrkräfte empfehlen eher Kin<strong>der</strong>aus sozial begünstigten Elternhäusern ans Gymnasium.Außerdem kann man an <strong>der</strong> Hauptschule nicht das Gleichelernen wie am Gymnasium. Auch das grenzt aus.Wer das nicht glaubt, muss bis Seite 250 lesen.(B)Wie<strong>der</strong> wird festgestellt, dass <strong>der</strong> Bildungserfolgstark von <strong>der</strong> sozialen Lage <strong>der</strong> Familien abhängt. Kin<strong>der</strong>aus Elternhäusern, in denen die Eltern keinen Berufsabschlusshaben, sind deutlich benachteiligt. Zwarwurde ihr Anteil am Gymnasialbesuch um 4 Prozent erhöht,aber nur von 11 auf 15 Prozent, während Kin<strong>der</strong>aus Elternhäusern von Beamten, Ärzten und Ingenieuren<strong>zu</strong> über 50 Prozent das Gymnasium besuchen. Das mussman einmal <strong>zu</strong>r Kenntnis nehmen. Damit kann man dochnicht <strong>zu</strong>frieden sein.(Beifall bei <strong>der</strong> LINKEN)Dabei ist auch noch die Zuweisung <strong>zu</strong> den unterschiedlichenBildungsgängen sehr fragwürdig. Ein Viertel <strong>der</strong>Hauptschülerinnen und Hauptschüler könnte genausogut an einer Realschule lernen. Dort sind sie aber nichtangekommen. Ein Viertel <strong>der</strong> Realschülerinnen undRealschüler könnte genauso gut an Gymnasien lernen.Aber dort sind sie nicht angekommen.Aber es wird noch schlimmer: Nicht nur, dass dieVerbesserungen beim Lesen für die bisher Bildungsbenachteiligtensehr mager ausfallen; die Leistungsspitzevergrößert sich überhaupt nicht. Der Anteil <strong>der</strong> bestenLeserinnen und Leser geht sogar leicht <strong>zu</strong>rück, und das,obwohl sich <strong>der</strong> Ansturm auf das Gymnasium von 28 auf33 Prozent erhöht hat. Genau genommen sind diese Befundeeine schallende Ohrfeige für die Verfechter des geglie<strong>der</strong>tenSchulsystems.(Beifall bei <strong>der</strong> LINKEN)Es ist we<strong>der</strong> für die Schwächeren noch für die Starkengut.(Beifall bei <strong>der</strong> LINKEN Patrick Meinhardt[FDP]: Wenn man die Seiten 1 bis 200 ausblendet!)Was lernen wir nun daraus? O<strong>der</strong> besser: Was solltenwir lernen? Erstens. Es muss endlich Schluss sein mit<strong>der</strong> Zuweisung <strong>zu</strong> unterschiedlichen Bildungsgängen.Das hilft den Schwachen und auch den Starken nicht.Unser Land kann aber auf kein Talent verzichten.Zweitens. Die Schule kann so, wie sie ist, nicht dienötige För<strong>der</strong>ung für jeden Heranwachsenden gewährleisten.Deshalb muss mit <strong>der</strong> Mär von angeblich leistungsgerechtenBildungsgängen endlich Schluss sein.(Beifall bei <strong>der</strong> LINKEN)Wir müssen Anstrengungen unternehmen, um echte Gemeinschaftsschulen<strong>zu</strong> errichten dabei meine ich nichtdie Zusammenlegung von Haupt- und Realschule , andenen alle Bildungsabschlüsse bis <strong>zu</strong>m höchsten Bildungsabschlussmöglich sind. Solche Projekte müssengeför<strong>der</strong>t werden. Wir müssen ideologische Bildungsschrankenendlich einreißen.(Patrick Meinhardt [FDP]: Sie bauen doch Bildungsschrankenauf!)Die Schule muss in die Lage versetzt werden, ihren Bildungsauftrag<strong>zu</strong> erfüllen, und darum muss das Kooperationsverbotendlich fallen. Wann, wenn nicht jetzt?Danke schön.(Beifall bei <strong>der</strong> LINKEN sowie bei Abgeordneten<strong>der</strong> SPD)(D)(Patrick Meinhardt [FDP]: Da müssen Sie einean<strong>der</strong>e Studie haben!) Sie müssen bis <strong>zu</strong>m Schluss lesen.(Beifall bei <strong>der</strong> LINKEN Patrick Meinhardt[FDP]: Ich lese immer bis <strong>zu</strong>m Schluss! Aberich habe keine ideologische Brille auf! DieLän<strong>der</strong>, in denen Sie an <strong>der</strong> Regierung sind,sind die PISA-Verlierer!)Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:Sylvia Canel spricht für die FDP-Fraktion.(Beifall bei <strong>der</strong> FDP und <strong>der</strong> CDU/CSU)Sylvia Canel (FDP):Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damenund Herren! Der PISA-Schock 2000 zeigt Wirkung. DieBildungsleistung hat sich seit 2000 spürbar verbessert.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!