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Mündliche Frage zu Entscheidungskriterien der ... - Schulz, Swen

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8880 Deutscher Bundestag 17. Wahlperiode 80. Sit<strong>zu</strong>ng. Berlin, Mittwoch, den 15. Dezember 2010Marianne Schie<strong>der</strong> (Schwandorf)(A)mokraten uns mit unseren Schülerinnen und (C) Schülernund mit den Lehrerinnen und Lehrern über die verbessertenErgebnisse <strong>der</strong> neuesten Studie.(Beifall bei <strong>der</strong> SPD)weise im Bereich <strong>der</strong> Jugendhilfe, in mindestens gleicherHöhe wie<strong>der</strong> eingespart werden könnten.(Beifall bei <strong>der</strong> SPD sowie des Abg. Kai Gehring[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])(B)Diese Ergebnisse eignen sich aber absolut nicht fürdie Lobhudelei à la Schwarz-Gelb, die wir heute gehörthaben,(Beifall <strong>der</strong> Abg. Iris Gleicke [SPD])und sie eignen sich auch wirklich nicht für plattes parteipolitischesGezänk, wie wir es gerade von meinem Vorrednererlebt haben.(Beifall bei <strong>der</strong> SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Patrick Meinhardt [FDP]:Dann beenden Sie die Rede am besten jetzt!)Hören Sie auf, nach <strong>der</strong> Methode Man nehme das,was einem gerade passt und was gut gelaufen ist, undlässt sich dafür groß feiern <strong>zu</strong> verfahren, während Siedas, was weniger gut ist, konsequent ignorieren.(Zuruf von <strong>der</strong> CDU/CSU: Stimmt doch garnicht!)So kommen mir nämlich die ganzen Reaktionen vor,die ich seitens <strong>der</strong> Bundesregierung und seitens <strong>der</strong> sietragenden Fraktionen gehört habe. Was konnte ich da alleslesen? Von Sprachtests vor dem dritten Lebensjahr,von mehr Geld für die Stiftung Lesen, von <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungvon benachteiligten Jungen, von Fortbildungsprogrammenfür Erzieherinnen usw. war die Rede. AllesMögliche wurde lautstark gefor<strong>der</strong>t. Jede und je<strong>der</strong> hatirgendetwas vorgeschlagen. Alles schön und gut, abertragfähige Konzepte sehen an<strong>der</strong>s aus.Das, was wir wirklich brauchen, sind schlüssige, abgestimmteKonzepte, die nachhaltig Wirkung entfaltenkönnen. Das, was durch den PISA-Vergleich in den letztenJahren wirklich in Gang gebracht wurde, nämlicheine intensive gesellschaftliche Diskussion über die Rahmenbedingungenvon guter Bildung, muss genutzt undin konkrete Aktivitäten umgesetzt werden. Wir braucheneinen Masterplan Bildung, durch den deutlich gemachtwird, dass gute Bildung für unsere Kin<strong>der</strong> und jungenMenschen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist undnicht das Problem <strong>der</strong>er bleiben kann, die gerade Kin<strong>der</strong>im schulpflichtigen Alter haben.Liebe Kolleginnen und Kollegen, es muss dabei dieDevise gelten: Es werden Kin<strong>der</strong> und nicht Fächer anunseren Schulen unterrichtet. Es kommen morgensKin<strong>der</strong> in unsere Schulen, die ihre Sorgen, Nöte und Problemenicht an <strong>der</strong> Schulhaustüre abgeben können, umsie nach <strong>der</strong> Schule auf dem Nachhauseweg wie<strong>der</strong> mit<strong>zu</strong>nehmen.Sie und ihre Eltern, aber auch ihre Lehrerinnenund Lehrer brauchen konkrete Hilfen.Wir wissen längst, dass die Schulsozialarbeit hier dierichtige Antwort ist. Überall, wo sie angeboten wird, istsie sehr, sehr erfolgreich. Lei<strong>der</strong> sind wir aber noch sehrweit von einer flächendeckenden Versorgung entfernt.Für den weiteren Ausbau fehlen die Finanzmittel. Dabeiwissen wir alle auch, dass hierfür zwar <strong>zu</strong>nächst einmalerhebliche Kosten entstehen, die später aber, beispiels-Es kommen morgens Kin<strong>der</strong> in unsere Schulen, dieFör<strong>der</strong>ung und Zeit brauchen, um das, was <strong>zu</strong> lernen ist,auch verstehen und verarbeiten <strong>zu</strong> können. Sie brauchensportliche, musische und künstlerische Angebote, wiesie in einer guten Ganztagsschule vor<strong>zu</strong>finden sind.Wer sich die Ergebnisse <strong>der</strong> PISA-Studie wirklich genauansieht, <strong>der</strong> kann feststellen, dass die erzielten Verbesserungengerade im Bereich <strong>der</strong> leistungsschwächerenSchülerinnen und Schüler in einem ganz entscheidendenZusammenhang mit <strong>der</strong> Schulsozialarbeit und <strong>der</strong> Ganztagsschulestehen. Durch die unter Rot-Grün gestelltenWeichen konnte also für eine erhebliche Verbesserung<strong>der</strong> Situation gesorgt werden.Wir sind aber noch sehr weit von einer wirklich flächendeckendenVersorgung mit Ganztagsschulen entfernt,weil sich <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler,die eine Ganztagsschule sei es in offener o<strong>der</strong> in gebundenerForm besuchen können, seit 2002 zwar verdoppelthat, es aber eben doch nicht überall vor allemgebundene Ganztagsschulen gibt.Ganztagsschulen sind aber unverzichtbar, <strong>zu</strong>m einenaus pädagogischen Gründen, weil Schule mehr Zeit fürBildung und mehr individuelle För<strong>der</strong>ung braucht. Siesind unverzichtbar aus integrationspolitischen Gründen,weil Ganztagsschule besser als jede an<strong>der</strong>e Schulformdie sprachliche, kulturelle und soziale Integration vonKin<strong>der</strong>n und jungen Menschen aus Familien mit Migrationshintergrundleisten kann. Und sie sind unverzichtbaraus sozialpolitischen Gründen, weil sich in GanztagsschulenBildungschancen für alle am bestenorganisieren lassen. Also muss es unser Ziel sein, Ganztagsschulenfür alle <strong>zu</strong> schaffen. Das werden wir nur gemeinsamerreichen, gemeinsam in einer Aktion mit einemMasterplan, getragen von Bund, Län<strong>der</strong>n undKommunen.Wir brauchen da<strong>zu</strong> natürlich auch eine Diskussionüber eine Aufhebung des Kooperationsverbots, um einebessere Zusammenarbeit von Bund und Län<strong>der</strong>n im Bereich<strong>der</strong> Bildung <strong>zu</strong> ermöglichen. Aber auch ich möchtebetonen: Die PISA-Ergebnisse haben wie<strong>der</strong>um gezeigt,dass immer noch die soziale Herkunft über den Bildungserfolgjunger Menschen entscheidet. Kin<strong>der</strong> bleibenauf <strong>der</strong> Strecke, weil die individuellen Fähigkeitennicht ausreichend geför<strong>der</strong>t werden, die frühkindlicheBildung <strong>zu</strong> spät einsetzt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geldbeutel <strong>der</strong> Elternlei<strong>der</strong> <strong>zu</strong> klein war, um mithalten <strong>zu</strong> können. Ich for<strong>der</strong>eSie auf, liebe Kolleginnen und Kollegen von Schwarz-Gelb: Nehmen Sie Ihren viel bemühten christlichen Anspruchendlich ernst, und sorgen Sie mit uns für mehrBildungsgerechtigkeit in diesem Land! Geben Sie allenKin<strong>der</strong>n eine Chance von Anfang an, und bringen Siemit uns ein Ganztagsschulprogramm und einen flächendeckendenAusbau <strong>der</strong> Schulsozialarbeit auf den Weg!In diesem Sinne: Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.(D)

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