exchange die kunst, musik zu vermitteln - Kunstdervermittlung.at
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Wie manövriert man ein Orchester?<br />
„Ein Musikvermittlungs-Programm für ein Berufsorchester <strong>zu</strong> machen ist sicher eine der schwierigsten Sachen, <strong>die</strong> es gibt.<br />
Denn ein Orchester ist ein schwerfälliger Riesenpanzer, der sich nur schwer manövrieren lässt. Da gibt es 100.000 Sachen,<br />
<strong>die</strong> man wissen muss: Wo machen <strong>die</strong> Musiker mit, was sind <strong>die</strong> absoluten No-gos? Wie koordiniert man <strong>die</strong> vielen Musiker?<br />
Da <strong>die</strong> Musiker oft nicht sehr flexibel sind, muss man extrem gut vorbereitet sein; wegen der vielen Dienste, <strong>die</strong> sie spielen,<br />
macht es überhaupt keinen Sinn, Mon<strong>at</strong>e vorher <strong>zu</strong> sagen: ,Schaut, wir haben da ein tolles Kinderkonzert!‘ Das interessiert<br />
sie <strong>zu</strong> <strong>die</strong>sem Zeitpunkt überhaupt nicht. Man kann ihnen maximal eine Woche vorher – am besten vor der ersten Probe – das<br />
Konzept präsentieren und ihnen sagen: Das ist der Moder<strong>at</strong>or, das ist <strong>die</strong> Konzeptionistin, und so machen wir das. Dann funktioniert<br />
alles super. Es muss dann aber wirklich klappen – weil auch wenig Probenzeit ist, eine Probe und eine Generalprobe,<br />
das ist extrem knapp, aber manche Orchester machen überhaupt nur eine Probe vorher. Es hängt alles an der Person, <strong>die</strong> das<br />
Konzept vorbereitet. Es muss einen Ablaufplan geben: Wir springen von Takt sowieso <strong>zu</strong> Takt sowieso, und dann kommt <strong>die</strong>ser<br />
Text und so weiter.“<br />
seit Jahrzehnten, und regelmäßige interne<br />
Fortbildungsmaßnahmen machen<br />
<strong>die</strong> Musiker fit für unterschiedliche Rahmenbedingungen.<br />
An <strong>die</strong>sem Standort<br />
ist das konzertpädagogische Know-how<br />
bereits so differenziert entwickelt, dass<br />
einige besonders erfahrene Musiker das<br />
Mentoring für neue Orchestermitglieder<br />
übernehmen und selbst als interne Fortbildner<br />
agieren.<br />
Immer noch gibt es in den großen Orchestern<br />
Mitglieder, <strong>die</strong> sich über Vermittlungsbemühungen<br />
lustig machen und aktiven<br />
oder passiven Widerstand gegen eine<br />
Ausweitung <strong>die</strong>ser Form<strong>at</strong>e leisten – ihr<br />
Anteil ist allerdings nur mehr verschwindend<br />
gering. Dem steht eine wachsende<br />
Zahl von engagierten Musikern gegenüber,<br />
<strong>die</strong> in <strong>die</strong> konzeptionelle Arbeit des Konzertpädagogen<br />
eingebunden werden wollen,<br />
sich für Fortbildungen in <strong>die</strong>sem Bereich<br />
interessieren und wertvolle eigene<br />
Beiträge für <strong>die</strong> Entwicklung der Programme<br />
einbringen.<br />
In den USA entwickelt sich in jüngster<br />
Zeit eine neue Form<br />
der Zusammenarbeit<br />
der großen Orches -<br />
ter mit sogenannten<br />
„teach ing artists“, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> umfassenden und<br />
langfristigen <strong>musik</strong>pädagogischenProgramme<br />
der Educ<strong>at</strong>ion-Abteilungen<br />
mit<br />
Schulen ihrer Umgebung<br />
betreuen. Als<br />
Freelancer werden<br />
„<br />
sie durch Auditions des Orchesters ausgewählt<br />
und durch eingehende Schulungsmaßnahmen<br />
auf ihren Eins<strong>at</strong>z im<br />
Na men des jeweiligen Orchesters vorbereitet.<br />
„Now they are doing an audition<br />
before musicians of the orchestra. Th<strong>at</strong>’s<br />
another way to bring them together. So<br />
the orchestra members say: Yes, these<br />
people can represent us.“<br />
Die Musiker <strong>die</strong>ser großen Orchester<br />
gehen zwar ebenfalls in Schulen, allerdings<br />
in erster Linie, um dort Schul -<br />
orchester <strong>zu</strong> coachen oder in Spezialprogrammen<br />
für Hochbegabte als Mentoren<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stehen. Die Leiter <strong>die</strong>ser<br />
Educ<strong>at</strong>ion-Abteilungen begründen<br />
<strong>die</strong> Kooper<strong>at</strong>ion mit „teaching artists“ in<br />
erster Linie mit dem mangelnden Zeitbudget<br />
der Orchester<strong>musik</strong>er – ein Hindernis,<br />
über das auch europäische Konzertpädagogen<br />
klagen: „Members of the<br />
orchestra do indeed occasionally go to<br />
classrooms, but r<strong>at</strong>her to teach ensembles<br />
how to work with student orches -<br />
tras. So occasionally they go to classrooms.<br />
But our teaching artists are really<br />
highly skilled in their jobs. We train<br />
them intensively. They are the best people.<br />
The members of the orchestra rehearse<br />
three times a week.<br />
“<br />
Die Orchester<strong>musik</strong>er sind<br />
ganz unterschiedlich:<br />
Manche fühlen sich sehr<br />
unsicher und fragen sofort<br />
nach den Noten, andere gehen<br />
ganz frei damit um. Dann gibt<br />
es eine dritte Gruppe, <strong>die</strong> geht<br />
frei damit um, schreibt dann<br />
aber sofort alles auf.<br />
They can’t be as flexible<br />
as free lancers.“<br />
Ein anderer möglicher<br />
Hintergrund, der allerdings<br />
nicht explizit<br />
angesprochen wird,<br />
liegt sicherlich in der<br />
leich teren Finanzierung<br />
<strong>die</strong>ser freien<br />
Mu sikpädagogen. Dass<br />
<strong>die</strong> Ko ope r<strong>at</strong>ion sowohl<br />
für das Orchester<br />
als auch <strong>die</strong> „teaching artists“ ein<br />
künstlerischer wie auch ein pädagogischer<br />
Gewinn ist, wird von den Orchestern<br />
besonders unterstrichen: Viele Free -<br />
lancer haben außerdem <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
100<br />
an Vormittagen für <strong>die</strong> Orchester <strong>zu</strong> arbeiten<br />
und ungehindert am Abend ihre<br />
eigenen künstlerischen Projekte <strong>zu</strong> verwirklichen.<br />
Der Vertreter eines britischen Orches -<br />
ter wies uns im Rahmen der Interviews<br />
darauf hin, dass sich <strong>die</strong> Entwicklung hin<br />
<strong>zu</strong> „teaching artists“ auch in Großbritannien<br />
abzeichnet. Allerdings möchte sich<br />
das befragte Orchester selbst deutlich<br />
von <strong>die</strong>sem Trend absetzen: „There are<br />
lots of orchestras who use some of their<br />
own players but also still work with externals,<br />
be they professional anim<strong>at</strong>eurs<br />
or be they just additional musicians and<br />
free lancers. But we make a point of only<br />
using our own musicians and of supporting<br />
and training them to do this kind of<br />
work.“<br />
PÄDAGOGISCHE ASPEKTE –<br />
PROZESSQUALITÄT<br />
Lerninhalte<br />
Instrumentenkunde ist ein zentrales<br />
Thema aller konzertpädagogischen Work -<br />
shops, <strong>die</strong> auf Konzerte vorbereiten. Orchester<strong>musik</strong>er,<br />
<strong>die</strong> Schulen besuchen,<br />
stellen nahe<strong>zu</strong> immer ihr eigenes Instrument<br />
vor und erklären dabei dessen Bauweise,<br />
Spieltechnik, Herkunft, Instrumentenfamilie<br />
und Klangfarbencharakteristik.<br />
Dies geschieht manchmal<br />
„trockener“, manchmal spielerisch und<br />
trifft immer auf das Interesse der Kinder.<br />
Einzelne Projekte stellen außergewöhnliche<br />
Instrumente in den Mittelpunkt,<br />
<strong>die</strong> in europäischen Schulen<br />
nicht als bekannt vorausgesetzt werden<br />
können – oft geschieht <strong>die</strong>s, wenn außereuropäische<br />
Kulturen vorgestellt werden,