exchange die kunst, musik zu vermitteln - Kunstdervermittlung.at
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Kunst und Kultur. Dem Publikum wird<br />
hingegen erst in den letzten Jahren <strong>zu</strong>nehmend<br />
Beachtung geschenkt. Besucher<br />
haben auf dem Erlebnismarkt eine neue<br />
str<strong>at</strong>egische Position eingenommen. 5<br />
Zugangsbarrieren <strong>zu</strong>r Hochkultur sind<br />
oft nicht nur mit geringer Bildung, <strong>zu</strong><br />
hohen Eintrittspreisen oder schlechten<br />
infrastrukturellen Bedingungen <strong>zu</strong> erklären,<br />
sie sind ebenso stark im Gefühlsbereich<br />
verankert: „Das Gefühl, mit <strong>die</strong>ser<br />
Kunst nichts anfangen <strong>zu</strong> können, das<br />
Gefühl in <strong>die</strong>se Kunstorte nicht hinein<strong>zu</strong>passen“<br />
6 , ist vorherrschend, wenn<br />
Hochkultur nicht von breiteren Bevölkerungsschichten<br />
nachgefragt wird. Au<strong>die</strong>nce-Development-Programme,<br />
<strong>die</strong> zwischen<br />
Marketing und Kulturvermittlung<br />
angesiedelt sind, suchen daher nach<br />
langfristigen und nachhaltigen Beziehungen<br />
<strong>zu</strong>r jeweiligen Kunstinstitution bzw.<br />
<strong>zu</strong> deren Produkten.<br />
Der Befund, dass das Publikum für<br />
Konzerte klassischer Musik <strong>zu</strong>nehmend<br />
älter würde und damit das Konzertleben<br />
insgesamt in Gefahr sei, wird unterschiedlich<br />
bewertet. In jedem Fall zeigt<br />
der generelle soziodemographische Wandel<br />
der Bevölkerung deutliche Auswirkungen:<br />
Der Anteil der jungen Menschen<br />
nimmt prozentuell kontinuierlich ab,<br />
während jener der älteren Menschen beständig<br />
<strong>zu</strong>nimmt. Zusätzlich dominiert<br />
eine Veränderung der Musikpräferenzen:<br />
Interessierten sich früher nur junge Men -<br />
schen für <strong>die</strong> verschiedenen Formen der<br />
Popkultur, bleiben <strong>die</strong> heute 50-Jährigen<br />
den Musikrichtungen ihrer Jugend treu.<br />
So wächst <strong>die</strong> Gruppe Kulturinteressierter,<br />
<strong>die</strong> sich auch in älteren Jahren eher für<br />
Pop<strong>musik</strong> als für klassische Musik begeis -<br />
tern kann, und jener Anteil sinkt, der <strong>zu</strong> -<br />
min dest einmal im Jahr ein Konzert mit<br />
klassischer Musik besucht. Im Rahmen<br />
der Befragung des Jugend-KulturBaro -<br />
meters 2004 geben jedoch 41 Prozent der<br />
heute 14- bis 25-Jährigen an, im Alter von<br />
45 Jahren überwiegend oder sogar ausschließlich<br />
Angebote der sogenannten<br />
Hochkultur besuchen <strong>zu</strong> wollen. 7<br />
Neue Bedeutung erfährt Au<strong>die</strong>nce-Development<br />
nicht nur durch PISA-Stu<strong>die</strong>n,<br />
<strong>die</strong> Diskussion um bildungsferne<br />
Schichten und den demographischen<br />
Wandel, sondern auch durch eine – vor<br />
allem in Deutschland mit Vehemenz eingetretene<br />
– Neubesinnung auf Kulturelle<br />
Bildung. Einzelne Städte bestellen Beauftragte<br />
für Kulturelle Bildung, deren Aufgabe<br />
es ist, <strong>die</strong> Zugänglichkeit und nachhaltige<br />
Öffnung der Kulturinstitutionen<br />
für junge Menschen <strong>zu</strong> gewährleisten<br />
und als Clearing-Stellen für <strong>die</strong> Subventionsvergabe<br />
und Projektentwicklung von<br />
Form<strong>at</strong>en der Kulturvermittlung <strong>zu</strong> fungie -<br />
ren. Initi<strong>at</strong>iven wie „Kinder <strong>zu</strong>m Olymp! –<br />
Die Bildungsiniti<strong>at</strong>ive der Kulturstiftung<br />
der Länder“, verankern <strong>die</strong> Anliegen der<br />
Akteure der Kulturellen Bildung in einer<br />
großen Öffentlichkeit.<br />
In Österreich wurde für <strong>die</strong> Bereiche<br />
Kulturelle Bildung, Kulturvermittlung<br />
und Au<strong>die</strong>nce-Development eine neue<br />
Stabsstelle beim Ministerium für Unterricht,<br />
Kunst und Kultur eingerichtet und<br />
Kulturvermittlung <strong>zu</strong>m Schwerpunkt der<br />
Modellversuche <strong>zu</strong>r Neuen Mittelschule<br />
erklärt. 8<br />
Während <strong>die</strong> Kulturpolitik in Deutsch -<br />
land einen Paradigmenwechsel hin <strong>zu</strong><br />
einem „Educ<strong>at</strong>ional Turn“ erfährt, argumentierten<br />
angloamerikanische Vertre ter<br />
vor einigen Jahren noch im Sinne eines<br />
„Emotional Turns“: „The objective of au<strong>die</strong>nce<br />
development is to cre<strong>at</strong>e a love affair<br />
between people and art th<strong>at</strong> will<br />
57<br />
WIE GELINGT MUSIKVERMITTLUNG?<br />
„Das wichtigste Ziel ist <strong>die</strong> künstlerische<br />
Qualität, <strong>die</strong> Authentizität der Produktion.<br />
Wichtig ist, dass <strong>die</strong> Kinder sich<br />
authentisch mit Kunst auseinandersetzen –<br />
in einem Rahmen, der adäqu<strong>at</strong> ist.“<br />
have a lifelong impact on the minds and<br />
spirits of those who partake.“ 9 Das britische<br />
Arts Council geht inzwischen einen<br />
Schritt weiter und formuliert klare Anforderungen<br />
an sta<strong>at</strong>liche Kulturpolitik:<br />
Au<strong>die</strong>nce-Development soll dafür sorgen,<br />
> dass alle Bevölkerungsgruppen<br />
Zugang <strong>zu</strong> einem erfüllten und<br />
abwechslungsreichen kulturellen<br />
Leben haben.<br />
> dass sich das Bildungspotential in der<br />
Bevölkerung durch Kultur- und Bildungsinstitutionen<br />
weiterentwickelt.<br />
> dass sich <strong>die</strong> Standards von Kultureller<br />
Bildung und Kulturvermittlung<br />
erhöhen.<br />
> dass jedem <strong>die</strong> Möglichkeit gegeben<br />
wird, seine künstlerischen Talente<br />
<strong>zu</strong> entfalten.<br />
> dass Kunst und Kultur insgesamt<br />
da<strong>zu</strong> beiträgt, soziales Ungleichgewicht<br />
<strong>zu</strong> verringern. 10<br />
Gerade in Großbritannien untermauern<br />
Stu<strong>die</strong>n auf Basis mehrerer langfristig<br />
an gelegter Programme wie „New Au<strong>die</strong>nces“<br />
(1998 bis 2003) oder „Taking Part<br />
in the Arts“ 11 , welche Gründe ausschlaggebend<br />
sind, sich mit Kunst auseinander<strong>zu</strong>setzen<br />
und welchen besonderen<br />
Stellenwert dabei Prägungen in der Kindheit<br />
haben. Die 2009 veröffentlichte Stu<strong>die</strong><br />
„Encourage children today to build<br />
au<strong>die</strong>nces for tomorrow“ 12 belegt, dass<br />
der Einfluss von Konzert-, The<strong>at</strong>er- oder<br />
Museumsbesuchen in der Kindheit wichtig<br />
ist wie schulische Bildung. Als Gründe<br />
benennen <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nautoren, dass der<br />
frühe Kontakt keine Barrieren hinsichtlich<br />
der Fragen „Wie soll ich mich im<br />
Konzert verhalten?“ oder „Was zieht<br />
man da an?“ <strong>zu</strong>lassen würde. Außerdem