08.12.2012 Aufrufe

exchange die kunst, musik zu vermitteln - Kunstdervermittlung.at

exchange die kunst, musik zu vermitteln - Kunstdervermittlung.at

exchange die kunst, musik zu vermitteln - Kunstdervermittlung.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

QUALITÄTEN IN DER MUSIKVERMITTLUNG<br />

Der schillernde Qualitätsbegriff ist positiv<br />

besetzt und fordert optimistische Erwartungen<br />

heraus. Qualität wollen alle: Musikvermittler<br />

und Konzertpädagogen, Orchester<br />

und Konzerthäuser, Geldgeber<br />

und Publikum. Wohlmeinende Qualitätsoffensiven<br />

müssen allerdings hinterfragt<br />

werden: Von welcher Qualität ist <strong>die</strong><br />

Rede? Wenn Qualität <strong>die</strong> Güte von etwas<br />

meint, müssen <strong>zu</strong>nächst <strong>die</strong> Bedingungen<br />

und Kriterien geklärt werden, um <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel von „guter Musikvermittlung“<br />

oder „guter Konzertpädagogik“ sprechen<br />

<strong>zu</strong> können. Die folgenden Beispiele aus<br />

Deutschland, Österreich, den USA, Groß -<br />

britannien und Frankreich zeigen verschiedene<br />

Ansätze, wie Bedingungen<br />

und Kriterien von Musikvermittlung bestimmt<br />

werden können, und möchten<br />

eine erste Orientierung geben, bevor wir<br />

uns den Qualitätsbegriffen der Musikvermittler<br />

und Konzertpädagogen unserer<br />

Befragung <strong>zu</strong>wenden.<br />

FORSCHUNGSANSÄTZE IM<br />

DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM<br />

Ringen um Qualitätsstandards<br />

In den 1990er-Jahren wurden in der außerschulischen<br />

Kulturellen und Ästhetischen<br />

Bildung erste Rufe nach Qualitätsstandards<br />

laut, <strong>die</strong> als Antwort auf das<br />

Wachsen <strong>die</strong>ses Berufsfeldes seit den<br />

1970er-Jahren <strong>zu</strong> verstehen waren und<br />

erste Orientierungen für einen immer<br />

größer werdenden Markt an Angeboten<br />

liefern wollten. Auch wenn Akteure der<br />

ersten Stunde wie der Kulturpolitiker<br />

und Pädagoge Wolfgang Zacharias oder<br />

der Direktor der Akademie Remscheid,<br />

Max Fuchs, <strong>die</strong> Diskussion um Qualitätskriterien<br />

eher mit Skepsis verfolgten –<br />

sie bezogen ebenso Macht- und Herrschaftsfragen<br />

ein und betrachteten <strong>die</strong><br />

Etablierung eines „Kinder- und Jugendkultur-TÜVs“<br />

als Bumerang für <strong>die</strong> Weiterentwicklung<br />

der Szene –, brachten sie<br />

in den beginnenden Diskurs erste fachliche<br />

Überlegungen ein. 15 In einem gemeinsamen<br />

Prozess erarbeiteten sie Merk -<br />

male von Qualität und setzten dabei den<br />

Begriff von Anfang an in den Plural, um<br />

<strong>die</strong> verschiedenen Facetten von Qualitäten<br />

immer im Blick <strong>zu</strong> behalten. 16<br />

Folgende allgemeine Merkmale von Qualität<br />

wurden von Zacharias und Fuchs<br />

herausgefiltert:<br />

> Qualitäten sind Eigenschaften, <strong>die</strong> ein<br />

Projekt (<strong>zu</strong>m Beispiel einen konzertpädagogischen<br />

Prozess) bestimmen.<br />

> Qualitäten sind Eigenschaften in<br />

Be<strong>zu</strong>g auf bestimmte Zwecke.<br />

> Qualitäten grenzen sich ab.<br />

> Qualitäten sind offen und verborgen.<br />

> Qualitäten rufen Empfindungen<br />

hervor.<br />

> Qualität h<strong>at</strong> mit Bewertung <strong>zu</strong> tun.<br />

Während <strong>die</strong>se Aufzählung von allgemeinen<br />

Merkmalen noch <strong>die</strong> Skepsis der Autoren<br />

<strong>zu</strong>m Ausdruck bringt, zeigt <strong>die</strong> folgende<br />

Auflistung von spezifischen Qualitäten<br />

in der Kulturpädagogik jedoch<br />

eine reflektierende und selbstkritische<br />

Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit der eigenen Arbeit,<br />

<strong>die</strong> Qualitätsmaßstäbe einsetzt, um<br />

<strong>die</strong> Projekte und Angebote weiter<strong>zu</strong>entwickeln<br />

und <strong>zu</strong> verbessern.<br />

60<br />

WELCHE QUALITÄTEN GEBEN AUFSCHLUSS<br />

ÜBER GOOD PRACTICE IN DER KULTUR-<br />

PÄDAGOGIK?<br />

> <strong>die</strong> künstlerisch-ästhetische<br />

Qualität des Produktes oder<br />

Prozesses<br />

> <strong>die</strong> Qualität der Planung und Ausführung<br />

sowie der Themenfindung<br />

> <strong>die</strong> Qualität der pädagogischen<br />

Intervention und Anleitung<br />

> <strong>die</strong> Qualität der Partizip<strong>at</strong>ion und<br />

Beteiligung von Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

> <strong>die</strong> Qualität der Rahmenbedingungen<br />

> <strong>die</strong> Qualität der öffentlichen<br />

Resonanz<br />

> <strong>die</strong> Qualität der sozialen oder<br />

praktischen Substanz<br />

> <strong>die</strong> Qualität der wirtschaftlichen<br />

Effizienz<br />

Von Beginn der ersten Qualitätsdiskussionen<br />

an waren sich <strong>die</strong> Vertreter der<br />

Kulturellen und Ästhetischen Bildung<br />

darüber einig, dass in der Bewertung ein<br />

Dilemma unausweichlich erscheint: Ästhetische<br />

Prozesse sind immer subjektiv<br />

und entziehen sich per se weitgehend<br />

objektiv messbaren Kriterien. Ebenso gibt<br />

es keine Möglichkeit, <strong>die</strong> jeweiligen Angebote,<br />

Form<strong>at</strong>e und Projekte übersitu<strong>at</strong>iv,<br />

ahistorisch oder interkulturell <strong>zu</strong><br />

messen. Trotzdem müssen Möglichkeiten<br />

der reflektierenden Bewertung und<br />

Analyse gefunden werden. Ihre Gültigkeit<br />

ist jedoch vergänglich und will<br />

immer wieder neu errungen werden. Der<br />

Bewertende muss sich dabei als Teil des<br />

Systems verstehen und akzeptieren, dass<br />

er auch gleichzeitig Betroffener ist.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!