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exchange die kunst, musik zu vermitteln - Kunstdervermittlung.at

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Vielfalt an Ideen<br />

„Bei uns entstehen <strong>die</strong> Projekte so eineinhalb bis zwei Jahre vorher; in <strong>die</strong>sem Zeitraum überlege ich mir, was<br />

wir machen könnten. Manchmal schlägt <strong>die</strong> Direktion vor, dass wir <strong>zu</strong> einem tollen Abendprojekt auch etwas<br />

für Kinder machen könnten. Solche Fälle h<strong>at</strong>ten wir schon einmal bei Joseph Haydns Or<strong>at</strong>orium Die Schöpfung<br />

oder beim Ballett Der Nussknacker von Peter I. Tschaikowsky; dabei handelt es sich in beiden Fällen um einen<br />

Stoff, der sehr geeignet für Kinderprojekte ist. Oder wir geben ein Projekt bei einem Musikvermittler in Auftrag.<br />

Das funktioniert so, dass wir uns ein Angebot machen lassen: ,Schreibt uns <strong>zu</strong> drei Themen drei kleine Konzepte,<br />

und wir suchen uns dann etwas Nettes davon aus, oder wir kaufen eines der Konzepte‘. Eine andere Möglichkeit<br />

ist, dass wir ein gutes Projekt sehen und denken: Ja, das wollen wir auch haben. Dann kaufen wir <strong>die</strong> ganze<br />

Produktion ein, ohne dass es schwerwiegende Veränderungen gibt.“<br />

deutsches Konzerthaus, das <strong>die</strong> Idee in<br />

Schulen über einen längeren Zeitraum<br />

gemeinsam mit professionellen Stimmbildnern<br />

und Chorleitern adaptiert und<br />

<strong>zu</strong> nachhaltigen Veränderungen des Singens<br />

in der Grundschule beitragen<br />

möchte.<br />

Nach einer ersten Phase des Musikvermittlungs-Booms,<br />

der alle Konzerthäuser<br />

erfasst h<strong>at</strong>, wird inzwischen vor<br />

der Entstehung neuer Projekte Benchmarking<br />

betrieben, um sich im eigenen<br />

Angebot von anderen Anbietern <strong>zu</strong> unterscheiden<br />

und eine spezifische Charakteristik<br />

der eigenen Institution heraus<strong>zu</strong>arbeiten:<br />

„Die Idee <strong>zu</strong>m Projekt ist<br />

aus dem Bewusstsein erwachsen: Was<br />

wollen wir damit? Was macht <strong>die</strong> Konkurrenz?<br />

Die anderen arbeiten an der<br />

Musik, also stellen wir unsere Arbeit ins<br />

Zentrum der Vermittlungstätigkeit“, berichtet<br />

eine Musikvermittlerin, <strong>die</strong> Jugendliche<br />

über Praktika in Betriebsbüro,<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Marketing des<br />

Konzerthauses an klassische Musik heranführen<br />

möchte.<br />

Im Orchester<br />

Bei Orchestern und Ensembles verläuft<br />

<strong>die</strong> Entstehung oft folgendermaßen: Ausgangspunkt<br />

für <strong>die</strong> Überlegungen ist das<br />

Jahresprogramm. Der Konzertpädagoge<br />

kennt entweder <strong>die</strong> Werke des Programms<br />

und kann dadurch einschätzen,<br />

für welche Altersgruppe er sie wie aufbereiten<br />

könnte, oder er hört sich Aufnahmen<br />

davon an und besorgt sich <strong>die</strong><br />

Noten über den Orchesterdisponenten.<br />

Sehr häufig ist in <strong>die</strong>ser Phase der Orchesterdirektor<br />

der wichtigste Ansprechpartner<br />

für den Konzertpädagogen.<br />

Im nächsten Schritt werden Fragen<br />

geklärt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bereitschaft des Dirigen-<br />

ten betreffen, sich auf ein <strong>musik</strong><strong>vermitteln</strong>des<br />

Projekt ein<strong>zu</strong>lassen und den Aufführungszeitraum<br />

in Be<strong>zu</strong>g auf günstige<br />

Phasen im Schulalltag <strong>zu</strong> überprüfen.<br />

Einige Musikvermittler und Konzertpädagogen<br />

brainstormen abseits des geplanten<br />

Programms, welche <strong>musik</strong>alischen<br />

oder außer<strong>musik</strong>alischen Themen für<br />

Kinder und Jugendliche interessant erscheinen<br />

und suchen anschließend nach<br />

geeigneten Stücken da<strong>zu</strong> im Repertoire.<br />

Eine Konzertpädagogin berichtet von der<br />

Entstehung eines Projekts, das eine Komposition<br />

aufgreift, in der <strong>die</strong> Windrichtungen<br />

them<strong>at</strong>isiert werden: „Was bedeutet<br />

für mich Osten, wie klingt der Osten<br />

– und andererseits: Was ist das Thema<br />

der Kinder? Das waren <strong>die</strong> beiden Starting<br />

Points.“<br />

Ein anderes Team macht das Form<strong>at</strong><br />

„Konzert“ selbst <strong>zu</strong>m Mittelpunkt eines<br />

Projekts und sucht nach Möglichkeiten,<br />

Schüler in <strong>die</strong>se Idee sowohl <strong>musik</strong>alisch<br />

als auch organis<strong>at</strong>orisch <strong>zu</strong> involvieren.<br />

Dabei kann man sehr flexibel mit dem<br />

gegebenen Repertoire umgehen.<br />

Im Unterschied <strong>zu</strong> Musikvermittlern<br />

in Konzerthäusern, <strong>die</strong> aufgrund ihrer<br />

spezifischen Arbeitsweise partnerschaftlich<br />

nach außen orientiert sind, entstehen<br />

Ideen und Konzepte bei Orchestern<br />

überwiegend im Kopf der Konzertpädagogen<br />

bzw. im diskursiven Austausch<br />

mit Musikerkollegen oder einem besonders<br />

engagierten Schulpartner. Diskussionen<br />

werden als überaus belebend und<br />

bereichernd empfunden, während <strong>die</strong><br />

Notwendigkeit, allein <strong>zu</strong> entwickeln und<br />

<strong>zu</strong> gestalten, als Nachteil erlebt wird.<br />

Wenn in <strong>die</strong>sem Entstehungsprozess<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel <strong>die</strong> Konzertmeisterin des<br />

Ensembles beteiligt ist, erhält das Projekt<br />

autom<strong>at</strong>isch größeres Gewicht bei<br />

97<br />

den übrigen Musikern: „Wenn <strong>die</strong> Konzertmeisterin<br />

mitmacht, dann ziehen<br />

einfach alle nach, das h<strong>at</strong> schon etwas<br />

Entscheidendes.“<br />

Bei Orchestern, <strong>die</strong> längerfristig mit<br />

Schulen <strong>zu</strong>sammenarbeiten, geht <strong>die</strong>ser<br />

Ideenentwicklung oft ein intensives Kennenlernen<br />

der Bedürfnisse an Schulen<br />

voraus: Dabei wird mit den Lehrern sowohl<br />

der Lehrplan in Musik und in anderen<br />

Fächern erörtert als auch auf organis<strong>at</strong>orische<br />

Rahmenbedingungen und Besonderheiten<br />

vor Ort eingegangen:<br />

„To work with the teachers and the<br />

principals I had to go to the school side<br />

to find out about their culture. I spent a<br />

year on these school campuses. The programme<br />

depends on the teachers, so I<br />

had to appeal to their imagin<strong>at</strong>ion, because<br />

they knew how to make it exiting<br />

for the children.“<br />

In den angloamerikanischen Ländern,<br />

aber auch bereits vereinzelt in der<br />

Schweiz, in Deutschland oder Spanien<br />

verfügen Orchester und Ensembles über<br />

ein ber<strong>at</strong>endes Gremium, das sich aus<br />

Mitgliedern der Schulaufsicht, der Musikschulen<br />

und des Orchesters <strong>zu</strong>sammensetzt<br />

und als Brainstorming- und<br />

Entwicklungspartner von neuen Projekten<br />

wertvolle Impulse liefern kann.<br />

Erfahrene Musikvermittler an Konzerthäusern<br />

und bei Orchestern suchen<br />

oft inhaltliche Herausforderungen, <strong>die</strong><br />

sie in neue Kontexte überführen können.<br />

Meist werden <strong>zu</strong> <strong>die</strong>sem Zeitpunkt erste<br />

Kontakte <strong>zu</strong> Institutionen für Menschen<br />

mit Behinderungen aufgebaut oder neue<br />

Verknüpfungen zwischen Musik und anderen<br />

Lebenswelten erschlossen. Diese<br />

vorbereitenden Gespräche und Ideensammlungen<br />

werden als umso wertvoller<br />

empfunden, je mehr sich auch der Mu-

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