INNOCOPE-Verfahren - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
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106 | E. HOFFMANN & W. KONRAD<br />
lungen (die Entwicklung eines Pedelecs, das persönliche Wünsche erfüllt versus eines Pedelec,<br />
das umsetzbar ist) und eingesetzten Methoden (Storytelling und Mindmap versus Diskussion und<br />
Zeichnung) zusammen.<br />
Insgesamt konnten wir jedoch feststellen, dass das <strong>INNOCOPE</strong>-<strong>Verfahren</strong> dazu beigetragen hat,<br />
das Nutzungswissen der Konsument/innen zu externalisieren und dass dieses dann auch von dem<br />
Unternehmen im Produktentwicklungsprozess Berücksichtigung fand. Es wurde gleichzeitig deutlich,<br />
dass Konsument/innen seitiges Wissen zum Klimaschutz in keiner Weise in den Produktentwicklungsprozess<br />
eingebracht wurde, obwohl das <strong>INNOCOPE</strong>-<strong>Verfahren</strong> klimaschutzbezogene<br />
Elemente beinhaltete. Weder den Klimavorträgen in der Großgruppe noch dem interaktiv angelegten<br />
EcoClass-Tool (siehe dazu ausführlicher Arnold et al. 2007; Barth 2007) kann diesbezüglich ein<br />
Einfluss bescheinigt werden. In den <strong>INNOCOPE</strong>-Workshops gab es keine Gruppenprozesse mit<br />
klimabezogener Aufgabenstellung, sodass implizites Wissen zum Klimaschutz nicht aktiviert wurde.<br />
Hierdurch lässt sich auch der geringe Lernerfolg der Konsument/innen beim Klimathema im<br />
Vergleich zu den anderen untersuchten Themen erklären.<br />
4.2.3 Dispositionen: Zur Relevanz kognitiver Filter<br />
Wir vermuten einen Einfluss von kognitiven Filtern auf den Lernerfolg von Unternehmen. Kognitive<br />
Filter bestimmen, was <strong>für</strong> Akteur/innen relevant ist, indem sie bestimmte Aspekte der Welt fokussieren<br />
und andere ausblenden (Adams 1980; Berthoin Antal et al. 2001). Die eingesetzten Filter<br />
beeinflussen, wie Informationen aus externen Quellen aufgenommen und wahrgenommen werden.<br />
Sie können damit den Blick auf bestimmte Aspekte verstellen und sich dadurch hemmend auf<br />
Lernprozesse auswirken. Filter speisen sich aus Erfahrungen, persönlichen Einstellungen und gesamtgesellschaftlichen<br />
Ideologien (Leifer & Delbecq 1978; Shrivastava & Schneider 1984).<br />
Die Bereitschaft des Unternehmens, sich bei dem experimentell angelegten <strong>INNOCOPE</strong>-<strong>Verfahren</strong><br />
einzubringen, zeigte, dass eine prinzipielle Offenheit der Unternehmensvertreter gegenüber partizipativen<br />
Produktentwicklungsverfahren vorliegt – auch wenn die Einstellung zum <strong>Verfahren</strong> aufgrund<br />
des kaum vorhandenen Erfahrungsschatzes eher abwartend war. Trotz der generellen Offenheit<br />
gegenüber einer nicht eingeübten Praxis lassen unsere Beobachtungen auf das Vorhandensein<br />
kognitiver Filter schließen. Durch die Filter erreichte das Unternehmen in der Informationsaufnahme<br />
und -verarbeitung eine Fokussierung auf Nutzerbedürfnisse und die Bewertungen<br />
der Produkte und Prototypen. Dies führte zu Lernerfolgen in diesen Themenfeldern. Andererseits<br />
zeigte sich das Ausblenden bestimmter Aspekte aufgrund von bestehenden kognitiven Filtern darin,<br />
dass zu Beginn des <strong>Verfahren</strong>s teilweise versucht wurde, den Konsument/innen bestimmte<br />
Wünsche und Bedürfnisse, zum Beispiel nach Komfort und Ergonomie oder Reichweite der Pedelecs,<br />
auszureden. Ein anderes Beispiel ist die Einschätzung des Unternehmens, dass Designaspekte<br />
zu den wichtigsten Faktoren bei der Auswahl eines Fahrrades zählen. Hier zeigten sich bei<br />
den Konsument/innen andere Präferenzen, was aber in die Einschätzung der Unternehmensvertreter<br />
kaum eingeflossen ist. Vor dem Hintergrund der Ausrichtung des Unternehmens auf Fahrräder<br />
mit besonderem Design sind diese Filter nicht überraschend.<br />
Der mit Abstand stärkste Filter auf Unternehmensseite stellte eine fehlende Offenheit hinsichtlich<br />
Fragen des Klimaschutzes und Klimawandels dar, der sich konsequenterweise in einer fehlenden<br />
Sensibilität <strong>für</strong> Umweltfragen im Unternehmen widerspiegelt. Das Unternehmen geht davon aus,<br />
dass es umweltfreundliche Produkte herstellt und sich daher mit Fragen des Klimawandels nicht<br />
auseinandersetzen muss. Das <strong>INNOCOPE</strong>-<strong>Verfahren</strong> führte beim Thema Klimaschutz nur zu marginalen<br />
Veränderungen bei den Unternehmensvertretern, weil hier<strong>für</strong> bei den Akteuren keine Anknüpfungspunkte<br />
vorhanden waren. Es überrascht daher insgesamt kaum, dass zwar organisatio-