INNOCOPE-Verfahren - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
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110 | E. HOFFMANN & W. KONRAD<br />
kreten Anwendungsfall hinaus und konnte in anderen Alltagsbereichen Reflexionsprozesse und<br />
Veränderungen anstoßen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die aktive Einbindung von Konsument/innen<br />
Lernprozesse auf verschiedenen Ebenen anstoßen und damit einen Beitrag zu einem<br />
nachhaltigeren Konsumverhalten leisten kann.<br />
Für das Unternehmen lieferte das <strong>Verfahren</strong> wichtige Hinweise hinsichtlich der Anforderungen<br />
normaler Fahrradnutzer/innen an Fahrräder und Pedelecs. HAWK Bikes hatte bislang eher Kontakt<br />
mit Spezial- und Extremnutzer/innen und konnte durch <strong>INNOCOPE</strong> erfahren, dass auch normale<br />
Nutzer/innen Beiträge zur Produktentwicklung leisten können. Das Unternehmen war insbesondere<br />
an Nutzungserfahrungen, -bedürfnissen und sich daraus ergebenden Produktanforderungen und -<br />
bewertungen interessiert. Neue Erkenntnisse hinsichtlich Ausstattung und Bewertungskriterien sind<br />
in die Entwicklung des Pedelec-Prototypen und weiterer Fahrräder eingeflossen. Die Unternehmensvertreter<br />
kommen insgesamt zu einer positiven Einschätzung des <strong>Verfahren</strong>s, auch wenn sie<br />
der eigenständigen Durchführung von Kundenintegration aufgrund fehlender Kompetenz und Kapazitäten<br />
kritisch gegenüber stehen.<br />
Auch beim Unternehmen wurden Reflexionsprozesse ausgelöst, die in Lernerfolgen in verschiedenen<br />
Dimensionen resultierten. Die größten Lernerfolge stellten sich dabei zu den Themen Produkte<br />
und Produktentwicklung ein; demgegenüber stehen geringfügige Lernerfolge bezüglich des Klimathemas.<br />
Positiv auf den Lernerfolg bei allen Beteiligten wirkten sich insbesondere die direkte und weitestgehend<br />
hierarchiefreie Diskussion sowie die aktive Gruppenarbeit und beim Unternehmen zusätzlich<br />
die aktive Unterstützung durch die Unternehmensleitung aus. Als hemmend konnten kognitive<br />
Filter, die den Blick auf bestimmte Themen verstellen, und eine skeptische Grundeinstellung im<br />
Unternehmen gegenüber der Innovationsfähigkeit von Konsument/innen identifiziert werden.<br />
Die von uns verfolgte Idee, das Thema Klimaschutz durch Impulse (Vortrag, Bewertungssoftware)<br />
einzubringen und den Teilnehmenden den Transfer zum Produkt zu überlassen, ist jedoch kritisch<br />
zu bewerten, da Aspekte einer nachhaltigkeitsbezogenen Produktentwicklung praktisch nicht aufgegriffen<br />
wurden. Dies hängt zum einen mit dem Produkt zusammen, da Fahrräder und Pedelecs<br />
per se als umweltfreundlich eingestuft wurden. Zudem erscheint Klimaschutz und Klimawandel als<br />
Thema schwerer vermittelbar als Umweltschutz im Allgemeinen, was sich dadurch zeigt, dass die<br />
Teilnehmenden Umwelt- und Klimaprobleme und -schutzmaßnahmen vielfach nicht zu differenzieren<br />
wussten. Gleichzeitig wurde deutlich, dass der Transfer von klimabezogenem Wissen auf Produkte<br />
und die Übersetzung in klimafreundliche Produkteigenschaften und Nutzungsweisen <strong>für</strong> die<br />
Teilnehmenden eine große Herausforderung darstellte, die in stärkerem Maße durch das <strong>Verfahren</strong><br />
und die Moderation – und hier insbesondere durch den Einsatz aktivierender Methoden – unterstützt<br />
werden müsste.