INNOCOPE-Verfahren - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
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86 | E. HOFFMANN & W. KONRAD<br />
dass die Politik restriktivere Vorgaben machen müsste, um Unternehmen zu umwelt- oder klimafreundlichen<br />
Handeln zu motivieren. „Die tun gar nichts da<strong>für</strong>, sofern sie nicht bestimmte Auflagen<br />
haben.“ (Interview 2_2) In der dritten Befragung verweist der Produktmanager am Beispiel der<br />
Automobilindustrie darauf, dass sich Unternehmen in der Entwicklung klimafreundlicher Produkte<br />
engagieren (z.B. Hybridfahrzeuge, Elektrofahrzeuge), er hält aber nach wie vor stärkere politische<br />
Vorgaben <strong>für</strong> erforderlich. Der Designer verweist auf den internationalen Wettbewerb zwischen Unternehmen,<br />
der es Unternehmen erschwert, höhere Kosten <strong>für</strong> Umweltfreundlichkeit in Kauf zu<br />
nehmen.<br />
Bürger/innen: Hinsichtlich der Frage, inwieweit die Bürger/innen ihrer Verantwortung <strong>für</strong> den Klimaschutz<br />
gerecht werden, geben alle Befragten an, dass Bürger/innen sich mehr <strong>für</strong> den Klimaschutz<br />
engagieren könnten. „Und der Bürger selber könnte auch noch mehr machen, weil jeder, der am<br />
morgen mit dem Auto zur Arbeit fährt, der könnte eigentlich auch mit der Bahn fahren oder sich<br />
auf´s Rad setzen.“ (Interview 3_1) Es wird kritisiert, dass die Bürger/innen Klimaschutz wenig Bedeutung<br />
beimessen: „Der führt sein subjektiv gut gelebtes Leben. Alles andere ist nachrangig.“ (Interview<br />
2_2) Der Designer weist in der ersten Befragung darauf hin, dass die Bürger/innen insgesamt<br />
zu wenig über das komplexe Thema Klimaschutz wissen und da<strong>für</strong> stärker sensibilisiert werden<br />
und ein Verständnis entwickeln müssten. In der dritten Befragung betont er, dass Bürger/innen<br />
bei ihren Konsumentscheidungen stärker auf <strong>ökologische</strong> und soziale Folgen von Produkten<br />
achten sollten und hierdurch mehr Druck auf Unternehmen ausüben sollten. Für solche Aspekte<br />
sieht er bislang zu wenig Verständnis bei den Bürger/innen. Der Produktmanager hält individuelle<br />
Verhaltensänderungen <strong>für</strong> am leichtesten zu realisieren, verweist aber gleichzeitig darauf,<br />
dass die Rahmenbedingungen verändert werden müssten, um Bürger/innen mehr zu umweltfreundlichem<br />
Verhalten zu motivieren: „So lange der Sprit noch billig ist, fahren sie kurze Strecken<br />
mit dem Auto. Da müsste mehr über Gesetze und Strafe gehen und Elektrofahrzeuge müssten billiger<br />
werden.“ (Interview 3_3) Der Geschäftsführer beschreibt die Bürger/innen in der dritten Befragung<br />
als umweltbewusst, sieht hier eine positive Entwicklung im Laufe der Zeit und denkt auch,<br />
dass Bürger/innen ihre Verantwortung wahrnehmen.<br />
Wissenschaft: In der ersten Befragung wird auf die Wissenschaft nicht gesondert eingegangen. In<br />
der zweiten Befragung verweisen zwei Befragte darauf, dass sie das schlecht einschätzen können.<br />
Sie vermuten, dass die Wissenschaft schon einiges tut, mit mehr Budget <strong>für</strong> Klimaschutzfragen<br />
aber sicherlich noch mehr tun könnte. In der dritten Runde wird Wissenschaft vor allem als<br />
Treiberin technischer Entwicklungen gesehen. Hier sollte sie mehr auf <strong>ökologische</strong> Entwicklungen<br />
setzen. Allerdings wird die Wissenschaft hier als (finanziell) anhängig von Unternehmen (Designer)<br />
bzw. Politik (Produktmanager) angesehen. Der Geschäftsführer hält die Wissenschaft in diesem<br />
Zusammenhang <strong>für</strong> neutral: „Sie kann Ergebnisse veröffentlichen, mehr Einfluss hat sie doch nicht.<br />
Jemand anders kann dann die Ergebnisse aufgreifen und daraus neue Produkte machen.“ (Interview<br />
2_3)<br />
Umweltverbände: In der ersten Befragung äußert sich lediglich der Geschäftsführer zu Umweltverbänden<br />
und gibt an, dass diese zu wenig Macht hätten um etwas zu beeinflussen. In der zweiten<br />
und dritten Befragung argumentiert er ähnlich: „Das sind nur wenige Überzeugungstäter. Weil<br />
sie keine Lobby und keine Kraft haben, sind sie auch nicht durchsetzungsstark.“ (Interview 2_2)<br />
Die beiden übrigen Befragten geben in der zweiten und dritten Befragung an, dass die Umweltverbände<br />
engagiert sind und damit ihrer Verantwortung gerecht werden. Dabei schränkt einer diese<br />
Aussage dadurch ein, dass er einräumt nicht wirklich beurteilen zu können, ob die Umweltverbände<br />
noch mehr machen könnten.<br />
In der Tendenz zeigt sich in der zweiten und dritten Befragung eine Verschärfung der Verantwortungsdelegation<br />
an die Politik. Die Befragten erwarten von der Politik eine strengere Rahmensetzung<br />
und entschuldigen die übrigen Akteure (insbesondere Unternehmen und teilweise Bür-