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INNOCOPE-Verfahren - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung

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108 | E. HOFFMANN & W. KONRAD<br />

Workshops wurden im Unternehmen in Produktentwicklungsbesprechungen weiter gegeben und<br />

damit an relevante Akteure verteilt. Der Wissensdiffusionsprozess fand jedoch mit zeitlicher Verzögerung<br />

statt: während in der zweiten Befragung (kurz nach Ende von <strong>INNOCOPE</strong>) noch alle Befragten<br />

angaben, das neue Wissen sei nicht weiter gegeben worden, hatte sich das Bild in der dritten<br />

Befragung (knapp 1 Jahr nach <strong>INNOCOPE</strong>) gewandelt, denn alle Befragten geben an, dass<br />

neue Erkenntnisse aus den Workshops in Produktentwicklungsprozesse eingespeist wurden. Dies<br />

gilt jedoch nur <strong>für</strong> die unmittelbar produktbezogenen Anforderungen, denn die Ideen der Konsument/innen<br />

zu Marketing wurden im Unternehmen nicht verbreitet. In Bezug auf die Diffusion in<br />

Entwicklungsprozesse wirkte sich positiv aus, dass alle drei Unternehmensvertreter, die an den<br />

<strong>INNOCOPE</strong>-Workshops teilnahmen, in die Produktentwicklung eingebunden sind. Das Marketing<br />

hingegen wird von einem anderen Mitarbeiter ausgeführt, der mit den Workshops und -ergebnissen<br />

nicht in Berührung kam. Dies entspricht der Erkenntnis von Nonaka (1994), dass Teams und<br />

Teamarbeit eine wichtige Rolle in der Wissensverteilung zukommt, da diese die Verteilung von implizitem<br />

Wissen ermöglichen.<br />

Wissensinterpretation fand in den Workshops, zugleich aber auch im Anschluss daran statt. In den<br />

Workshops ließ sich beobachten, dass die Unternehmensvertreter die Konsument/innen um Erläuterungen<br />

ihrer Äußerungen und Wünsche baten, um diese besser zu verstehen. So fragte zum<br />

Beispiel der Designer bei der Bewertung des Prototypen im dritten Workshop intensiv nach Erläuterungen<br />

der Eindrücke und Gefühle der Konsument/innen. Implizites Nutzungswissen der Konsument/innen<br />

wurde, wie oben ausgeführt, insbesondere in den kreativen Phasen des zweiten Workshops<br />

erschlossen, in dem die Konsument/innen zunächst die Nutzung von Pedelecs beschrieben<br />

und ausmalten und hieraus Produktanforderungen und -eigenschaften ableiteten. Dieser Übersetzungsprozess<br />

erfolgte in Zusammenarbeit von Unternehmensvertretern und Konsument/innen. Auf<br />

Basis der Workshop-Erkenntnisse entwickelten die Unternehmensvertreter in den Workshops und<br />

im Anschluss daran Vorstellungen von Konsument/innen, ihrem Verhalten und ihren Anforderungen<br />

(Mapping), die teilweise mit den Darstellungen der Konsument/innen übereinstimmen, teilweise<br />

aber auch davon abweichen.<br />

In den Workshops gab es explizite Phasen der Bewertung von entwickelten Ideen, in denen allerdings<br />

mit einer Ausnahme die Konsument/innen die Diskussion bestimmten. Das Unternehmen hat<br />

daher im Anschluss an die Workshops <strong>für</strong> sich bewertet, welche Ideen interessant <strong>für</strong> die Umsetzung<br />

erscheinen. Die Wissensbewertung erfolgte allerdings nicht systematisch, sondern eher implizit<br />

und aus dem Bauch heraus. Die als relevant bewerteten Anforderungen wurden in der Produktentwicklung<br />

(des Pedelec und weiterer Fahrräder) umgesetzt (Wissensanwendung). Veränderungen<br />

in Prozessen resultierten nicht aus der Teilnahme an <strong>INNOCOPE</strong>.<br />

Einzig die Phase der Wissensspeicherung konnte nicht festgestellt werden. Jenseits der im Prozess<br />

durch das Forschungsteam erstellten Dokumente (Workshopkonzepte und -dokumentationen)<br />

fand keine schriftliche Ergebnissicherung statt. Die Ergebnisse sind gemäß den befragten Unternehmensvertretern<br />

„in den Köpfen der Beteiligten gespeichert“. Allerdings scheint der Geschäftsführer<br />

ein zentraler Teil des organisationalen Gedächtnisses zu sein. Die Speicherung in den Köpfen<br />

genügte, um die Erkenntnisse in aktuell laufende Entwicklungsvorhaben einzuspeisen, inwieweit<br />

sie <strong>für</strong> spätere Entwicklungen verfügbar bleiben, ist fraglich.<br />

Der organisationale Lernprozess ist damit, abgesehen von der Phase Wissensspeicherung, vollständig<br />

durchlaufen. Dennoch konnten wir nur zu einem Teil der Lernziele Erfolge feststellen, was<br />

darauf hindeutet, dass neues Wissen nur zu ausgewählten Themen aufgegriffen und verarbeitet<br />

wurde. Zusätzlich wirft dies die Frage auf, ob das Durchlaufen verschiedener organisationaler<br />

Lernphasen eine hinreichende Bedingung <strong>für</strong> organisationalen Lernerfolg ist.

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