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Das Argument 72 - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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378<br />

Besprechungen<br />

zeigen, „daß Überheblichkeit und Gewalt . . . den Bestand einer Nation<br />

eher gefährden als sichern" (264). Ordnungs- und Sicherheitsstreben<br />

auf dem Hintergrund einer „paternalistischen Staatsauffassung"<br />

und einer als „unentrinnbares Schicksal" begriffenen Geschichte<br />

bieten die Grundlage <strong>für</strong> „Reaktionen eines tiefsitzenden<br />

Nationalismus" in Krisenzeiten (264 f.). Rationalität und Aufklärung<br />

tut not —- jedoch sollte dann ein Buch über führende Theoretiker des<br />

Nationalismus das Problem in allen seinen gesellschaftlichen Bezügen<br />

diskutieren! <strong>Das</strong> Buch verzichtet darauf und bleibt so auch unbrauchbar<br />

<strong>für</strong> eine der Erkenntnis angemessene verändernde Praxis.,<br />

Gottfried Scherer (Köln)<br />

Buchheim, Hans: A k t u e l l e K r i s e n p u n k t e d e s d e u t -<br />

schen N a t i o n a l b e w u ß t s e i n s . Verlag v. Hase & Koehler,<br />

Mainz 1967 (66 S., kart., 4,80 DM).<br />

Hans Buchheim ist kein Unbekannter: von 1950—1966 Mitarbeiter<br />

am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Zeitgeschichte, seit 1966 Ordinarius <strong>für</strong> Politikwissenschaft<br />

in Mainz schrieb er folgende Bücher: <strong>Das</strong> Dritte Reich, München<br />

1958; Totalitäre Herrschaft, München 1962; Anatomie des NS-Staates,<br />

Freiburg 1965.<br />

Liest man des Autors Feststellung, daß im Nationalstaat „Gemeinsamkeit<br />

der Herkunft und politische Solidarität zusammenfallen" (9),<br />

so ist man gespannt auf weitere unqualifizierte Äußerungen. Man<br />

stößt nach positivem wertbewußten Nationalismus und negativem<br />

Nationalegoismus (vgl. 10) auch noch darauf, daß „die verabsolutierte<br />

nationalistische Ideologie . . . verheerende Folgen" (11) zeitigte. Stimmt<br />

umgekehrt der Satz, daß Ideologien durch die gesellschaftlichen Verhältnisse<br />

bestimmt werden, so audi die Buchheims. Wir wollen sehen<br />

durch welche!<br />

Erklärt er noch auf S. 20, daß sich die Deutschen nicht mit der Teilung<br />

abfinden können — was schon eine Unterstellung ist, so unterschiebt<br />

er gerade der „Zone" expansionistische Absichten (vgl. 27 ff.)<br />

und nimmt <strong>für</strong> die BRD in Anspruch, durch ihre Gründung den Deutschen<br />

wenigstens auf ihrem Territorium „Freiheit und Handlungsfreiheit<br />

gesichert" zu haben (24). In diesem Sinne fordert er die Abschaffung<br />

der Hallstein-Doktrin zwecks beweglicherer Außenpolitik<br />

(vgl. 26) und, damit der kommunistischen Gefahr gewehrt werden<br />

könne, ein bundesdeutsches Nationalbewußtsein zwecks Eliminierung<br />

von „Unzufriedenheit und Unruhe" (25). — Die Ideologie der NPD bestimmt<br />

er als totalitär und potentiell gefährlich, nimmt diesen Äußerungen<br />

aber die Spitze, indem er behauptet: „Nichts haben wir also<br />

mehr zu <strong>für</strong>chten, als das Zusammenwirken einer Wiedervereinigungsagitation<br />

der Zone und einer in der Bundesrepublik sich bildenden<br />

Koalition zwischen Enzensberger und von Thadden" (30 f.)! Hier wird<br />

deutlich: Der Feind steht <strong>für</strong> Buchheim immer noch links. So wird alles,<br />

was auch nur in den Geruch kommt, fortschrittlich zu sein, als spekulativ<br />

abgetan: Hochhuths .Stellvertreter' (vgl. 42), Probst-Grüber-Sprüche<br />

(vgl. 39), Enzensbergers Buch „Krieg und Verbrechen" (vgl. 43), die

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