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Das Argument 72 - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Soziale Bewegung und Politik 387<br />

Weg. Aufgrund dieser Analyse findet man den Lehrlingskalender<br />

19<strong>72</strong> gar nicht mehr zum Lachen, wozu er zunächst reizt. All das,<br />

von Agnoli aufgezeigte, findet sich hier wieder, in Formen von Erziehungsleitsätzen,<br />

die die gewünschte Anpassung herbeiführen sollen.<br />

Daneben finden sich Verhaltensregeln, die aus der Zeit des Nationalsozialismus<br />

in Deutschland bekannt sind. In einem Kalendarium<br />

sind Merksprüche <strong>für</strong> jede Woche enthalten, hinzu kommt die<br />

monatliche größere Abhandlung, im Anhang das Übliche eines jeden<br />

Kalenders.<br />

In der ersten monatlichen Abhandlung wird darauf hingewiesen,<br />

daß der Betrieb anders sei als die Schule, daß man neben der Arbeit<br />

auch die Pflicht habe, seinen Nebenmann anzutreiben, wenn er trödelt;<br />

das war im Nationalsozialismus Bestandteil des Spitzelsystems.<br />

— Ein Beispiel <strong>für</strong> die Individualmobilität: Es komme jetzt — im<br />

Beruf — darauf an, sich in der Welt den Platz zu erringen. — Es<br />

wird darauf hingewiesen, daß alle <strong>für</strong> den Betrieb, verantwortlich<br />

sind, es ist eine Mannschaft, in der jeder einzelne durch die Förderung<br />

der Harmonie der Mannschaft zum Erfolg beitragen muß, jeder<br />

hat dabei seinen Platz (Vertauschung von Funktion und Position).<br />

Nebenbei wird allmonatlich auf Sauberkeit hingewiesen: jeden Tag<br />

waschen oder brausen, Zähneputzen (mit ausführlicher Gebrauchsanweisung<br />

auf S. 131) und diverse Tips aus der Pimpfe-Zeit. — Es ist<br />

fast überflüssig, darauf hinzuweisen: Der Kalender ist <strong>für</strong> Unternehmer<br />

zu besonders günstigen Staffelpreisen erhältlich, als Weihnachtsgeschenk<br />

an die Lehrlinge seines Betriebs.<br />

Der andere Band unterscheidet sich wesentlich von diesem: Er will<br />

gerade dazu anleiten, nicht als wohlangepaßter und arbeitswilliger<br />

Arbeiter dem Unternehmer zu dienen. „Praxis und <strong>Theorie</strong>" ist eine<br />

exemplarische Darstellung des Ingangkommens der Lehrlingsbewegung<br />

in Hamburg. Es wird bewußt gesagt, daß es sich nicht um ein<br />

vorbildliches Modell oder Rezept handelt, das jetzt auf andere Städte<br />

oder Dörfer übertragen werden kann. Hier hat man die richtige<br />

Schlußfolgerung aus der eignen Praxis gezogen: Als man eine Freisprechungsfeier<br />

nach studentischem Muster umfunktionieren wollte,<br />

scheiterte das. Folgerung: Es kommt auf die jeweiligen örtlichen<br />

Verhältnisse an, wie man den Versuch der Mobilisierung angeht.<br />

Obwohl man die Notwendigkeit des bundesweiten Kontaktes sieht,<br />

hat man auch gesehen, daß man trotz Programm beweglich bleiben<br />

muß, wenn man sozialistische Basisarbeit betreiben will. Die augenblickliche<br />

Realität, die gegenwärtige Praxis müsse die Anhaltspunkte<br />

da<strong>für</strong> geben, in welcher Weise man arbeite.<br />

Dieser Band beschreibt nur den äußeren Ablauf der Mobilisierung<br />

der Lehrlinge und jungen Arbeiter, ausgehend von der Gewerkschaftsarbeit.<br />

<strong>Das</strong> Jour Fix war Bestandteil des Jugendpolitischen<br />

Sofortprogramms des DGB in Hamburg. Der Band enthält im ersten<br />

Teil den Bericht über Entstehen und Arbeit des Hamburger Jour<br />

Fix, seiner politischen Aktivität, seiner Basisverbreiterung, und im<br />

zweiten Teil eine Sammlung der Dokumente (Flugblätter, Modelle,<br />

Leitsätze usw.). Eine Liste mit bundesrepublikanischen Kontakt-

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